«Wer seine Kinder nicht impft, ist asozial»

Aktualisiert

Politiker fordern Impfzwang«Wer seine Kinder nicht impft, ist asozial»

Gesundheitspolitiker fordern Massnahmen des Bundes zur Bekämpfung der Masern. Ausserdem sollen sich Impfgegner an den Heilungskosten beteiligen.

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Masern zählen zu den ansteckendsten Krankheitserregern, mit denen sich ein Mensch infizieren kann.
Den besten Schutz bringt laut Bundesamt für Gesundheit eine Impfung mit dem kombinierten Impfstoff gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR). Selbst in den seltenen Fällen, in denen es trotz Impfung zu Masern kommt, ist der Krankheitsverlauf abgeschwächt.
Das Perfide an Masern: Erkrankte sind auch dann schon ansteckend, wenn sie noch nicht den typischen Hautausschlag entwickelt haben. Denn die Infektionsgefahr besteht drei bis fünf Tage vor dem Ausbruch des Hautausschlags und bis vier Tage danach.
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Masern zählen zu den ansteckendsten Krankheitserregern, mit denen sich ein Mensch infizieren kann.

Keystone/AP/str

Im Jahr 2019 wurden dreimal so viele Fälle mit Masern-Erkrankungen registriert wie noch im Vorjahr. Bereits zwei Männer sind an den Folgen der Erkrankung gestorben, die ersten Masern-Toten seit 2009.

Um die Krankheit zu eliminieren, ist laut dem Bundesamt für Gesundheit eine Impfquote von 95 Prozent notwendig, davon ist die Schweiz jedoch weit entfernt. Laut aktuellen Zahlen sind von den zweijährigen Kindern schweizweit 89 Prozent mit den notwendigen Impfungen versehen.

«Es gibt kein Recht, jemanden anzustecken»

Wie der «Blick» schreibt, fordern Politiker einen Impfzwang. Voran geht CVP-Politikerin Ruth Humbel: «Wer seine Kinder nicht impft, ist asozial.» Sie verlangt, dass «der Bund einen Impfzwang mit Bussensystem prüft, sofern die angestrebte Impfquote von 95 Prozent nicht bald erreicht wird.»

Die Impfgegner würden das Schweizer Gesundheitssystem ausnützen, da sie wissenschaftliche Erkenntnisse ignorierten und riskierten, dass auch andere Personen krank werden. Davon ist auch der BDP-Politiker Lorenz Hess überzeugt. Er meint: «Es gibt kein Recht, jemanden anzustecken.»

Masern sind kein parteipolitisches Thema

Für Hess ist die bislang geltende Impfempfehlung des Bundes nicht ausreichend. «Es braucht womöglich einen Impfzwang.» Eine Wirkungsvolle Massnahme für den BDPler: «Einkommensabhängige Bussen für jene Eltern, deren Kinder beim Schuleintritt nicht geimpft sind.»

Ob ein Impfobligatorium vom Parlament durchgewinkt wird, ist fraglich. Da es kein parteipolitisches Thema ist, gibt es in allen Schweizer Parteien Befürworter und Gegner eines Impfzwanges.

Schweizer exportieren die Krankheit in ärmere Länder

Seit Anfang Jahr rät das Bundesamt für Gesundheit, bei Kleinkindern früher mit der Masern-Impfung zu beginnen. Vom BAG heisst es: «Bei einem verzögerten Erhalt der zwei Impfdosen bleiben viele Kinder gegenüber den Masern ungeschützt.»

Jährlich sterben weltweit mehr als 136'000 Menschen an den Masern. Eine Impfpflicht eingeführt haben bislang etwa Frankreich, Italien und einige östliche Länder. Auch Deutschland diskutiert ein Obligatorium samt Bussen.

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