15-Jähriger schickt Messer in die Stratosphäre

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Experiment geglückt15-Jähriger schickt Messer in die Stratosphäre

Einem Teenager aus Dietlikon ZH ist ein ungewöhnliches Experiment gelungen: Mit einem Ballon liess er ein Sackmesser bis auf 30'000 Meter in die Höhe steigen.

G. Brönnimann
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G. Brönnimann

Vom Fliegen träumt Samuel Hess schon lange. Möglichst hoch hinaus soll es gehen. «Als ich vor einigen Jahren ein Video vom Stratosphären-Flug eines Wetterballons sah, da wusste ich: Das will ich auch mal machen», sagt der Sek-Schüler aus Dietlikon ZH.

Der damals 12-Jährige musste seinen Traum erst einmal beerdigen. Zu schwierig, zu teuer das Unterfangen. Doch dann kam ihm eine Idee: «Für mich ist das viel Geld – für Firmen nicht. Wenn es mir gelingt, einen Sponsor zu finden, dann klappt es mit dem Stratosphärenflug.»

Mit Powerpoint-Präsentation beim Produzenten

Gedacht, getan: Samuel Hess schrieb diverse Schweizer Firmen mit seiner Idee an. Zuerst erhielt er nur Absagen. Doch dann kam eine Rückmeldung von Victorinox: Samuel durfte sein Projekt vorstellen.

«Wir fanden die Idee spannend und wollten hören, wie er sich das vorstellt», sagt Unternehmenssprecher Urs Wyss. Der 15-Jährige reiste mit einer Powerpoint-Präsentation seines Vorhabens an. «Die war professionell und rundum durchdacht», so Wyss. «Das hat uns überzeugt. Wir haben das Projekt gerne unterstützt.»

Von Adlikon bis nach Bayern

Am Samstag, 15. Februar, war es so weit: Auf einem Feld bei Adlikon ZH startete Samuel Hess seinen Wetterballon mit drei Metern Durchmesser. An dem Flugobjekt befestigte er eine Box mit Kamera, GPS-Sender, Fallschirm – und eben einem kleinen Schweizer Armeemesser.

Die Ballonfahrt gelang perfekt. In rund 30'000 Metern Höhe platzte der Ballon wie vorgesehen – durch den Druckabfall in der Stratosphäre erreicht ein Wetterballon einen Durchmesser von bis zu zehn Metern, bis es ihn zerreisst. Der Fallschirm wurde ausgelöst, und die Box mit Kamera und Messer schwebte zur Erde zurück.

Per GPS konnte Samuel Hess seine Geräte verfolgen und wieder bergen. Er musste dafür fast 200 Kilometer weit reisen: Sein Fallschirm landete in einem Feld in der Nähe von Augsburg in Bayern. Und das bei gerade einmal 1,5 Stunden Flugzeit.

Weitere Stratosphären-Expeditionen geplant

Das Experiment war ein voller Erfolg für den 15-Jährigen. Fliegen ist für ihn nicht nur eine Leidenschaft, er macht sie nun auch zu seinem Beruf: Bald beginnt er bei der Swiss seine Lehre als Automatiker bei der Flugzeuginstandhaltung. Erklärtes Berufsziel: Pilot.

Bis dann plant Samuel schon die nächste Ballonfahrt in die Stratosphäre. Diesmal ohne Messer, ganz im Dienste der Wissenschaft. «Beim nächsten Flug geht es um ein Schulprojekt», erklärt er. «Ich möchte einen Raspberry Pi – das ist ein ganz kleiner, Linux-basierter Computer – in die Stratosphäre schicken. Ziel ist, dass der Computer dort Messungen vornimmt, etwa von Temperatur und Feuchtigkeit.»

Gefährliche Klinge aus der Stratosphäre?

War die Aktion mit dem Messer, das zum Himmel fuhr und wieder zur Erde herunter schwebte, nicht gefährlich? Samuel Hess versichert: «Das Messer war sehr gut verankert, so, dass es nicht runterfallen konnte.»

Steuern lassen sich Wetterballone nicht. Hätte das nicht ins Auge gehen können? «Die Aktion war nicht gefährlich», sagt Urs Wyss von Victorinox. «Es war ja nur ein ganz kleines Messer, eines für den Schlüsselbund, und ausserdem gebremst durch den Fallschirm. Das wurde alles sehr gut abgeklärt.»

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