Wie der Flughafen Zürich gegen Vögel kämpft

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Kleine Tiere, grosser SchadenWie der Flughafen Zürich gegen Vögel kämpft

Bereits 65 Vogelschläge haben sich dieses Jahr am Flughafen Zürich ereignet - einer davon richtete am Dienstag gröberen Schaden an. Der Flughafen sucht Lösungen.

von
R. Neumann

Es erwischte am Dienstag eine Maschine auf dem Weg nach New York kurz nach dem Start: Ein Vogel geriet in Zürich in ein Triebwerk eines von der Edelweiss betriebenen Airbus A330. Die Maschine musste umkehren, die Passagiere umsteigen.

Der Pilot hatte Vibrationen gespürt und sich deshalb für diese Sicherheitsmassnahme entschieden. Einen Tag später stellte sich heraus: Der Vogel beschädigte drei Schaufeln des Triebwerks. Für die Swiss, als Besitzerin des Flugzeugs, wird das teuer: Eine Schaufel kostet 60'000 Franken.

Nicht immer wird bei einem Vogelschlag das Triebwerk beschädigt, meist bleibt es bei einer Delle oder einem Kratzer. Repariert werden muss das Flugzeug dennoch. Edelweiss-Sprecher Andreas Meier: «Ein Vogelschlag kostet uns schnell mal 80'000 Franken. Im schlimmsten Fall kann er mit allen Folgekosten 250'000 Franken kosten.»

Test mit toten Hühnern

Muss das ganze Triebwerk ersetzt werden, kostet dies die Fluggesellschaft 20 Millionen Dollar. Dieser Fall ist jedoch äusserst selten. Durch Vögel beschädigte Triebwerke wollen auch die Hersteller vermeiden. Um ihre Produkte zu testen, führen sie bereits beim Bau spezielle Versuche durch, bei denen auf einem Teststand tote Hühner in die laufende Turbine geschossen werden.

Vogelschlag gehört in Zürich wie an jedem Flughafen fast zur Tagesordnung - rund 100 Meldungen pro Jahr verzeichnet der Flughafen. Im laufenden Jahr waren es bereits deren 65, zwei Flugzeuge mussten danach umkehren.

Schon lange sucht man am Flughafen deshalb Lösungen, um die Zahl der Kollisionen mit den Tieren so gering wie möglich zu halten. Dazu wird ein Vogelschlag-Beauftragter eingesetzt, der die Tiere vergrämt, vor allem mittels Petarden. Allerdings darf er diese Massnahme nicht zu oft anwenden, da sich die Tiere sonst daran gewöhnen.

Bussarde abschiessen

Ein weiteres Rezept ist die Landschaftsgestaltung: Das Gras wird bewusst nicht gestutzt, damit Greifvögel ihre Beute nicht so leicht finden wie auf kurzgeschorenem Rasen. Beute, in diesem Fall kleines Getier wie Mäuse, wird mit Zäunen und Fallen vom Gelände abgehalten.

Dennoch bereiten die grösseren Greifvögel dem Flughafen Zürich Sorgen. Da 2012 der Vogelschlag markant zunahm, erteilte die kantonale Fischerei- und Jagdverwaltung eine Abschussbewilligung. Mit der Folge, dass Jagdaufseher 17 Mäusebussarde abschossen. Nach einer Einsprache des Schweizer Vogelschutzes (SVS)/Birdlife widerrief der Kanton diese Bewilligung aber wieder. Dagegen legte der Flughafen Rekurs ein. Das Verfahren ist noch nicht abgeschlossen.

«Kollisionen wird es immer geben»

Mit einem Abschuss werde das Problem sowieso nicht gelöst, sagt Christa Glauser, stellvertretende Geschäftsführerin des SVS/Birdlife. «Andere Bussarde rücken einfach nach.» Eine dauerhafte und wirksame Methode, die Greifvögel ganz vom Flughafen fernzuhalten, gebe es schlicht und einfach nicht.

Weshalb man beim Flughafen Zürich dennoch am Abschuss der Bussarde festhalten will, wollte ein Sprecher mit Verweis auf das laufende Verfahren nicht erläutern. Glauser sagt dazu: «Kollisionen wird es immer geben, das gehört zum Betriebsrisiko, und damit muss man sich abfinden.»

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