Oberster Bauer«Ohne Pestizide geht es leider nicht»
Zwei Initiativen wollen den Gebrauch von Pflanzenschutzmitteln stoppen. Für Bauernpräsident Markus Ritter sind dies «radikale und teure» Forderungen.
Herr Ritter, sind die Schweizer Landwirte Gift-Bauern?
Nein, sicher nicht. Wir wollen nur so viel Pflanzenschutzmittel einsetzen wie unbedingt nötig – und so wenig wie möglich. Ganz ohne Pflanzenschutzmittel geht es leider nicht. Wir brauchen sie, um die Pflanzen vor Schädlingen und Pilzen zu schützen und die Ernte zu sichern. Verbietet man die Pflanzenschutzmittel, so ist mit massiven Ernteausfällen von 20 bis 40 Prozent zu rechnen. Tiere würden bei Entzündungen ohne Antibiotika auch leiden, das wollen wir ebenfalls nicht.
Was halten Sie von den Initiativen, die Pestizide verbieten wollen?
Das sind radikale und sehr teure Forderungen. Landwirtschaftliche Produkte aus der Schweiz würden knapp werden. Wir müssten massiv mehr Nahrungsmittel importieren, und dies aus Ländern die bezüglich Tierwohl und Umweltschutz viel tiefere Anforderungen stellen. Für die meisten Produkte würden die Preise für die Konsumenten stark ansteigen. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln soll gezielt erfolgen und auch weiter reduziert werden.
Also sind wir in der Schweiz auf einem guten Weg?
Ja, wir unterstützen auch den Aktionsplan Pflanzenschutz des Bundes. Sparsam mit Pflanzenschutzmitteln umzugehen, ist auch im Interesse der Bauern, denn diese sind teuer. Die Landwirte gehen nicht verschwenderisch damit um; sie wollen so wenig wie möglich verwenden und verzichten auch vermehrt darauf.
Was sind denn die Alternativen?
Der Bauernverband wird schon am Mittwoch darlegen, wie der Pflanzenschutzmittelverbauch weiter gesenkt werden kann. Im Zentrum stehen Massnahmen wie die mechanische Bekämpfung von Unkraut oder die Züchtung resistenterer Sorten gegen Pilzkrankheiten. Ausserdem wollen wir vermehrt auf Nützlinge setzen, wie etwa die Trichogramma-Schlupfwespe, die den schädlichen Maiszünsler angreift.

Bauernverbandspräsident Markus Ritter