Mörgeli arbeitslos«Lieber ein Ende mit Schrecken als gar keins»
Universitätsrätin Kathy Riklin zeigt sich zufrieden mit dem Entscheid der Uni Zürich. Der Zürcher SVP-Kantonalpräsident Alfred Heer verlangt eine Untersuchung.
Das Verdikt der Universität Zürich, Christoph Mörgeli per sofort als Professor freizustellen, hat den Zürcher SVP-Kantonalpräsidenten Alfred Heer nicht überrascht: «Nachdem Vertreter der Universität und der Regierung in den letzten Tagen derart auf ihn losgegangen sind, musste man damit rechnen.» Die Begründung von Rektor Andreas Fischer, dass das Vertrauensverhältnis massiv und unwiederbringlich zerstört sei, kann Heer nachvollziehen - allerdings trägt für ihn die Universität die Schuld. «Anstatt mit ihrem Mitarbeiter das Gespräch zu suchen, waschen sie in den Medien schmutzige Wäsche. Da war es ja klar, dass sich Mörgeli wehrt», sagt Heer.
Für den Kantonalpräsidenten ist klar, dass gegen Mörgeli Mobbing im klassischen Sinne betrieben wurde - durch seinen Chef Flurin Condrau, Regierungsrätin Regine Aeppli und Universitätsrätin Kathy Riklin. «Wir verlangen deshalb eine politische Untersuchung des Falls im Kantonsrat», sagt Heer. Dabei müsse insbesondere beleuchtet werden, wie der Bericht der Universität in die Öffentlichkeit gelangt sei und welche Rolle SP-Regierungsrätin Aeppli dabei gespielt habe.
Schonfrist, weil Mörgeli SVPler ist?
Für Universitätsrätin und CVP-Nationalrätin Katy Riklin hat die Universität den richtigen Entscheid getroffen. «Eine Bewährungsfrist wäre unter diesen Bedingungen nicht zu rechtfertigen gewesen», sagt Riklin. Das Arbeitsgesetz sei in diesem Bereich klar und auch Herr Mörgeli habe dieses zu akzeptieren. «Lieber ein Ende mit Schrecken als gar kein Ende.»
Ebenfalls kein Mitleid mit seinem Ratskollegen hat SP-Nationalrat Hans-Jürg Fehr. «Mörgelis Fehlleistungen waren über Jahre hinweg so gravierend, dass der Uni gar nichts anderes übrig blieb.» Die Kündigung habe nichts mit Mörgelis Parteibuch zu tun – im Gegenteil, betont der Bildungspolitiker: «Er konnte sich nur so lange halten, weil er ein bekannter SVP-Politiker ist.» Normalerweise dürfe ein Mitarbeiter in einem Bildungsinstitut nicht so lange so schlecht arbeiten.
«Rechtslage scheint nicht eindeutig»
Ein enorm aktiver Nationalrat wie Mörgeli komme auf ein Pensum von mindestens 70 Prozent, sagt Fehr. Daneben noch praktisch einen Fulltime-Job auszuüben, das gehe nicht. Mörgeli habe offensichtlich der Politik den Vorrang gegeben und seinen Beruf vernachlässigt, betont der Schaffhauser. «Wäre es nicht um ihn selber gegangen, hätte er mit dem verbalen Zweihänder auf den Kritisierten eingedroschen – und sich über die Verschwendung von Staatsgeldern beklagt.»
Der Zürcher Grüne Daniel Vischer reagiert hingegen ohne Häme auf Mörgelis Entlassung – und analysiert die Vorkommnisse als Anwalt nüchtern aus juristischer Sicht. Er sagt, dass Mörgeli nicht chancenlos sein dürfte, wenn er die Uni vor Gericht zieht: «Die Rechtslage scheint mir nicht so eindeutig.» Für Vischer ist offen, ob die Uni die Entlassung wirklich schon an diesem Freitag aussprechen durfte – und ob sie sich zu Recht darauf beruft, eine weitere Zusammenarbeit mit Mörgeli sei unzumutbar.