Junge wollen von höheren AHV-Renten nichts wissen

Aktualisiert

Tamedia-AbstimmungsumfrageJunge wollen von höheren AHV-Renten nichts wissen

Die Zustimmung zu AHVplus und grüner Wirtschaft sinkt. Das Nachrichtendienstgesetz dürfte ungefährdet sein.

J. Büchi
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J. Büchi
Die Befürworter der Initiative «AHVplus» haben Grund zur Freude: Derzeit würden 54 Prozent der Stimmbürger eher oder sicher Ja stimmen. Während die Zustimmung bei den älteren Jahrgängen hoch ist, sind junge Stimmbürger mehrheitlich dagegen.
Die Jungen hätten gemerkt, dass das geforderte System langfristig nicht finanzierbar sei, glaubt Andri Silberschmidt, der Präsident der Jungfreisinnigen. «Ein Ja würde die Kreditkarte der jungen Generation mit Milliarden von Schulden belasten - diese müssten wir nachher mühsam abstottern.»
Beim Gewerkschaftsbund will man hingegen nichts wissen von einem Generationenkonflikt.
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Die Befürworter der Initiative «AHVplus» haben Grund zur Freude: Derzeit würden 54 Prozent der Stimmbürger eher oder sicher Ja stimmen. Während die Zustimmung bei den älteren Jahrgängen hoch ist, sind junge Stimmbürger mehrheitlich dagegen.

Keystone/Peter Klaunzer

Einen Zustupf von zehn Prozent für alle Rentner: Das verlangt die Gewerkschafts-Initiative «AHVplus». Nachdem die Initianten mit einem grossen Sympathiebonus in den Abstimmungskampf gestartet waren, haben sie inzwischen leicht an Boden verloren. In der zweiten Welle der Tamedia-Abstimmungsumfrage sprechen sich zwar immer noch noch 54 Prozent für das Anliegen aus – allerdings ist das Lager der Gegner kräftig auf 40 Prozent gewachsen.

Massgeblich dafür verantwortlich sind die SVP-Wähler: Wollten in der ersten Umfragewelle noch 62 Prozent von ihnen ein Ja in die Urne legen, ist es nun noch jeder zweite. Im Lager von SP, Grünen und BDP hat die Initiative weiterhin eine Mehrheit, während sie von den FDP- und GLP-Sympathisanten klar verworfen würde. Verläuft der Graben also für einmal nicht primär zwischen links und rechts, spielt dafür das Alter eine umso grössere Rolle: So lehnen junge Stimmbürger das Anliegen deutlich ab. Nur ein Drittel der 18- bis 34-Jährigen will Ja stimmen. Bei der Altersgruppe über 50 Jahren sind es zwei Drittel.

Die Jungen hätten gemerkt, dass das geforderte System langfristig nicht finanzierbar sei, glaubt Andri Silberschmidt, der Präsident der Jungfreisinnigen. «Ein Ja würde die Kreditkarte der jungen Generation mit Milliarden von Schulden belasten – diese müssten wir nachher mühsam abstottern.» Es drohten höhere Steuern und Abgaben. Zudem werde die Rente jener, die noch am Anfang ihres Berufslebens stehen, gefährdet. «Wenn wir den Leuten die Nachteile vor Augen führen können und die Jungen dazu bringen, an die Urne zu gehen, hat die Initiative keine Chance», ist er überzeugt.

Thomas Zimmermann, der Sprecher des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds, hält es für «einen Fehler, wenn man versucht, in dieser Frage einen Generationenkonflikt herbeizureden». Dass die Zustimmung bei den Jungen tiefer ausfällt, führt er darauf zurück, dass das Rentenalter für diese Altersgruppe noch in weiter Ferne ist. Naturgemäss setzten sie sich deshalb weniger mit dem Thema auseinander. «Wenn sie jedoch rechnen, merken sie, dass es auch für sie viel mehr bringt, die Rentenausfälle bei den künftigen Pensionskassenrenten durch eine höhere AHV auszugleichen.» Sonst müssten sie das privat finanzieren. «Diese Variante ist für die Jungen sehr viel teurer.»

An Zustimmung verloren hat auch die Initiative «Grüne Wirtschaft», die noch auf 47 Prozent Ja-Stimmen kommt. Die Gegnerschaft ist von 33 auf 43 Prozent angewachsen. «Der Trend läuft gegen die Vorlage», hält Politologe Lucas Leemann fest. Dies nicht nur, weil die Zustimmung zu Volksinitiativen mit der Zeit tendenziell sinkt. Auch deuten die Umfrageergebnisse darauf hin, dass die Gegner breitere Bevölkerungsschichten ansprechen können als die Initianten. Während fast alle Befürworter als Hauptargument die Verantwortung gegenüber kommenden Generationen nennen, sind die Argumente der Gegner deutlich breiter gefächert: Sie befürchten eine Bevormundung des Konsumenten, Einbussen bei der Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz oder argumentieren, die Schweiz mache in puncto Recycling schon heute viel. Immerhin gut jeder Fünfte ist der Meinung, die Initiative gehe in die richtige Richtung, sei aber zu extrem.

Ein klares Ja zeichnet sich derweil beim Nachrichtendienstgesetz ab. Die Zustimmung hat weiter zugenommen und liegt jetzt bei 59 Prozent. 37 Prozent lehnen das Gesetz, das das präventive Abhören von Telefonen und das Eindringen in Computer unter bestimmten Bedingungen erlauben will, ab.

Tamedia-Abstimmungsumfrage

Die Umfrage wurde am 22. und 23. August online auf den Websites der Tamedia-Titel durchgeführt. 15'824 Personen aus der ganzen Schweiz haben daran teilgenommen. Die Resultate wurden von den Politologen Fabio Wasserfallen und Lucas Leemann nach demografischen, geografischen und politischen Variablen gewichtet, sodass die Stichprobe möglichst gut der Struktur der Stimmbevölkerung entspricht. Der Stichprobenfehler liegt bei 1,2 Prozentpunkten.

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