Rechte Youtuberin Naomi (19) ist die «Anti-Greta»

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«Sorge mich nicht ums Klima»Rechte Youtuberin Naomi (19) ist die «Anti-Greta»

Die Deutsche Naomi Seibt gilt als neuer Star der Klimaleugner. 20 Minuten hat ihr kritische Fragen gestellt.

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Naomi Seibt (19) erzählt, was sie über Greta denkt und wieso sie sich nicht ums Klima sorgt. (Video: 20 Minuten)

Tausende von jungen Menschen gehen – angespornt von der schwedischen Klimaaktivistin Greta Thunberg (17) – regelmässig auf die Strasse, um für griffige Massnahmen gegen den Klimawandel zu demonstrieren. Parallel dazu entsteht eine Gegenbewegung, die die Klima-Demos kritisiert.

Ganz vorne mit dabei ist Naomi Seibt. Die 19-jährige Deutsche aus Münster ist AfD-Fan und verbreitet auf Youtube unter anderem rechtskonservative Ansichten. Sie soll vom US-Thinktank Heartland Institute als Influencerin gegen das Weltklimaabkommen aufgebaut werden. Selber bezeichnet sie sich als «libertär» und nennt die persönliche Freiheit als ihren wichtigsten Wert. Seibt hat eine wachsende Zahl von Anhängern: Ihr Youtube-Kanal hat über 43'000 Abonnenten und ihr Klimawandel-Video wurde über 160'000-mal angeklickt.

Ihre Videos zur Flüchtlingskrise, Seenotrettung oder zum Klimawandel sind höchst umstritten. Das Jugendmagazin «Bento» warnte kürzlich, rechte Bloggerinnen wie Seibt verbreiteten «antifeministische, klimaleugnende und rassistische Botschaften». Trotzdem würden sie wegen ihres Äusseren kaum als Bedrohung wahrgenommen.

Frau Seibt, der «Spiegel» hat Sie als «Anti-Greta» bezeichnet. Wie finden Sie das?

Ich mag diese Bezeichnung nicht.

Warum? Wie finden Sie Greta?

Greta ist bestimmt ein nettes Mädchen und ich würde mich gerne mit ihr persönlich unterhalten. Ich glaube einfach, dass hinter ihr ein grosses Netzwerk steht aus Menschen, die durch sie profitieren wollen. Ich möchte nicht die Marionette der gegnerischen Seite sein, ich bin nicht die Naomi an der Spitze der Rechten. Ich hinterfrage die ganze Propaganda und Hysterie und ziehe meine eigenen Schlüsse.

Steigende CO2-Emissionen führen zu mehr Extremereignissen wie Dürren und Überschwemmungen. Besorgt Sie das nicht?

Ich sorge mich nicht um das Klima, das Klima kümmert sich gut um sich selbst. Ich glaube nicht, dass eine menschengemachte Erderwärmung stattfindet, die auf CO2-Emissionen zurückzuführen ist. Das Klima wandelt sich stetig, das war schon vor Jahrhunderten der Fall. Ich glaube, dass der Hype um den Klimawandel besteht, damit wir besser kontrolliert werden können und bestimmte Industrien zerstört und andere aufgebaut werden. Da stecken viele Geldinteressen dahinter. Das Problem ist, dass wir Politikern die Aufgabe geben, sich mit einem wissenschaftlichen Thema zu beschäftigen.

Ihre Unzufriedenheit mit dem heutigen politischen System begann mit der Flüchtlingskrise 2015. Was war der Auslöser?

Meine Mutter hat damit angefangen, den Umgang mit der Flüchtlingskrise zu hinterfragen. Vorher hatte ich kein Interesse an Politik. Dann hat es mich aber immer mehr interessiert und ich habe mit meinen eigenen Recherchen begonnen.

Sie sind gegen offene Grenzen. Was ist, wenn Menschen flüchten, weil in ihrem Herkunftsland etwa Krieg oder eine Hungersnot herrscht?

Wenn jemand einen wirklichen Fluchtgrund nach unserem Gesetz hat, dann habe ich kein Problem, den auch in unser Land zu lassen. Aber nicht alle Menschen, die etwa unter Hungersnot leiden, können nach Deutschland kommen. Sie bekommen dann nur mehr Kinder, das können wir nicht stemmen.

Eine wachsende Weltbevölkerung verbraucht immer mehr natürliche Ressourcen. Sehen Sie das nicht als Problem?

Wenn in den wirtschaftlich stärkeren Ländern wie Deutschland mehr Leute auf die Welt kommen, dann können sich auch mehr für Innovationen einsetzen. So können alle Probleme, die durch Überbevölkerung zustande kommen, viel besser bewältigt werden.

Sie wählen die AfD. Was gefällt Ihnen an der Partei?

Die AfD betont in ihrem Parteiprogramm, dass es wahnsinnig wichtig ist, dass wir die Regierung hinterfragen und für unsere Freiheit kämpfen. Mit dem kann ich mich sehr stark identifizieren. Uns wird das Gefühl gegeben, dass wir überhaupt nichts mehr hinterfragen dürfen. Es ist grauenvoll, dass man als Klimaleugner bezeichnet und somit fast schon in einen Topf mit Holocaust-Leugnern geworfen wird, nur weil man wissenschaftliche Skepsis äussert.

So tickt Naomi Seibt

Naomi Seibt spricht auf Youtube über politische und gesellschaftliche Themen wie Klimawandel, Migration oder Feminismus. Debattieren bezeichnet sie als ihr grösstes Hobby. Momentan pausiert sie ihr Fernstudium in Psychologie und arbeitet laut eigenen Angaben für die US-amerikanische Denkfabrik «Heartland Institute», die rechtskonservative Standpunkte vertritt und den menschgemachten Klimawandel leugnet. Ihre grösste Motivationsquelle ist laut der 19-Jährigen Deutschen ihre Mutter, die sie sehr freiheitlich erzogen habe. Die Mutter ist Rechtsanwältin und verkehrt in AfD-Kreisen. 2017 erklärte sie in einem Blog, sie wähle AfD, weil die «Altparteien» nicht in der Lage sind «der unkontrollierten Massenmigration» oder der «Islamisierung Europas» Einhalt zu gebieten.

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