Jede vierte Frau hat nachts Angst auf der Strasse

Aktualisiert

Schweizerische SicherheitsbefragungJede vierte Frau hat nachts Angst auf der Strasse

Die Kriminalität geht in der Schweiz laut einer neuen Befragung zurück. Zugenommen haben aber Raubüberfälle und Vergewaltigungen.

von
rah
22,5 Prozent der Frauen fürchten sich, wenn sie nachts allein unterwegs sind.

22,5 Prozent der Frauen fürchten sich, wenn sie nachts allein unterwegs sind.

Thomas Olsen

Der renommierte Strafrechtler Martin Killias hat im Auftrag der Konferenz der Kantonalen Polizeikommandanten (KKPKS) untersucht, wie sicher die Schweiz ist. 2000 Personen wurden gefragt, ob sie Opfer einer Straftat geworden seien. Es wurden somit auch jene miteinbezogen, die nie Anzeige erstattet haben.

Die gute Nachricht zuerst: Nachdem die Kriminalität im Jahr 2011 einen Höhepunkt erreicht hatte, sind die Zahlen seither in fast allen Deliktsarten gesunken. Damit bestätigt die Schweizerische Sicherheitsbefragung den Trend der polizeilichen Kriminalitätsstatistik. Besonders bei Diebstahl sowie bei Tätlichkeiten und Drohungen haben die Straftaten gegenüber der letzten Befragung im Jahr 2011 deutlich abgenommen.

Grund dafür dürfte sein, dass die Leute immer weniger Bargeld auf sich tragen und Handys immer günstiger werden. «Stehlen lohnt sich wahrscheinlich weniger», so die Studienautoren. Zu körperlichen Übergriffen kam es seltener, allerdings waren nach wie vor jüngere Personen unter 39 Jahren mehrheitlich die Opfer.

Mehr Raubüberfälle, weiterhin viele Einbrüche

Die Bilanz fällt aber nicht durchwegs rosig aus: Signifikant höher ausgefallen ist die Anzahl Raube, wobei diese «seit der ersten Durchführung kontinuierlich zunimmt», wie Killias sagt. Auch die Rate der Wohnungseinbrüche ist nach wie vor hoch – sowohl im Vergleich zu den Jahren von 1995 bis 2004 als auch zu anderen europäischen Ländern. Obwohl sinkend, liegt auch die Anzahl körperlicher Übergriffe noch immer auf hohem Niveau – verglichen mit den Jahren vor 2004 und zum europäischen Durchschnitt. Zwar werden weniger Bargeld und Handys geklaut, dafür öfter Kredit- und Bankkundenkarten missbraucht.

Dies widerspiegelt sich auch in den Sorgen der Bevölkerung: Mehr Schweizer finden, dass es echte Probleme gibt – so etwa bei Vandalismus, Einbrüchen, Diebstählen oder Raub. Die Leute sind generell vorsichtiger geworden: Sie verhalten sich vorsichtiger im Internet, haben Massnahmen gegen Einbruch getroffen und verständigen eher die Polizei, wenn sie etwas Verdächtiges sehen. Auch auf der Strasse verhalten sie sich vorsichtiger.

Mehr Vergewaltigungen

Angst haben die Schweizer deshalb aber nicht mehr als früher, wenn sie nachts draussen sind. Der Trend zu einem höheren Sicherheitsgefühl besteht seit einigen Jahren. Dies dürfte damit zusammenhängen, dass auf der Strasse weniger Delikte passieren, sich laut Studienautoren aber auch ihr «Ausgangsverhalten geändert hat».

Dennoch: 22,5 Prozent der Frauen empfinden Angst, wenn sie nach 22 Uhr allein unterwegs sind – dreimal mehr als Männer. Frauen werden besonders häufig Opfer sexueller Delikte. Die Anzahl Vergewaltigungen hat eher zugenommen. Obwohl es sich bei der grossen Mehrheit der Sexualdelikte um Küssen oder verbale sexuelle Belästigung handelt, seien die schweren Fälle «nicht vernachlässigbar», heisst es im Bericht, 1,2 Prozent der Frauen – insbesondere solche unter 26 Jahren – wurden Opfer von Vergewaltigung, sexueller Nötigung oder versuchter Vergewaltigung.

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