Jetzt breiten sich Tropen-Krankheiten in Europa aus

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Folgen des KlimawandelsJetzt breiten sich Tropen-Krankheiten in Europa aus

Durch den Klimawandel dringen tropische Mücken in den Norden vor: Die Gefahr, sich mit Dengue-, Chikungunya- oder West-Nil-Viren anzustecken, steigt.

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Mücken töten mehr Menschen als jedes andere Tier. Das liegt daran, dass sie die Überträger tödlicher Viren und Parasiten sind.
Anopheles gambiae überträgt die Malaria.
Aedes aegypti (auch Gelbfiebermücke oder Ägyptische Tigermücke genannt) überträgt Gelbfieber, Dengue-Fieber und Zika.
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Mücken töten mehr Menschen als jedes andere Tier. Das liegt daran, dass sie die Überträger tödlicher Viren und Parasiten sind.

Youtube/Deep Look

Warnung der Forscher

Krankheiten, die durch Mücken oder Zecken übertragen werden, könnten in den kommenden Jahrzehnten in Europa häufiger auftreten. Das Verbreitungsgebiet der Überträger etwa von Dengue-Fieber, Leishmaniose oder Chikungunya vergrössere sich rapide, mahnen Forscher. Über neue Erkenntnisse berichten sie auf dem Europäischen Kongress für klinische Mikrobiologie und Infektionskrankheiten (ECCMID) von Samstag bis Dienstag in Amsterdam.

Als Gründe für die Entwicklung nennen Forscher in einer Mitteilung zum Kongress unter anderem den Klimawandel und die zunehmende Globalisierung. Diese Veränderungen ermöglichten es Mücken und Zecken, neue Lebensräume in Europa zu erschliessen.

Die Krankheiten

In den letzten zehn Jahren habe es etwa in Frankreich und Kroatien Dengue-Ausbrüche gegeben, in Griechenland sei Malaria aufgetreten, in Italien und Frankreich Chikungunya und in weiten Teilen Süd- und Mitteleuropas das West-Nil-Fieber. Allein von dieser Erkrankung wurden 2018 in den EU-Mitgliedstaaten mehr als 1500 Fälle registriert.

In der Schweiz

In den vergangenen Jahren konnte sich die Asiatische Tigermücke sowie die Buschmücke in der Schweiz ausbreiten. Besonders die Tigermücke setze sich in der Oberrheinregion, aber auch südlich der Alpen und in Graubünden ab. Die Bekämpfung dieser Mückenart ist wegen der hohen Anpassungsfähigkeit eine grosse Herausforderung.

Die Asiatische Tigermücke kann gefährliche Tropenkrankheiten übertragen, darunter Denguefieber oder Zika. In der Schweiz ist bis heute jedoch noch keine Krankheitsübertragung durch die Tiere dokumentiert, wie das baselstädtische Kantonslabor bestätigt.

Die Hintergründe

Längere Hitzeperioden verlängerten das Zeitfenster für die Ausbreitung solcher Erkrankungen und begünstigten grössere Ausbrüche in Europa, betonte Giovanni Rezza vom Istituto Superiore di Sanitá in Rom. «Wir müssen uns darauf vorbereiten, mit solchen tropischen Infektionen umzugehen.»

So könnten etwa Sandmücken bis Ende der 2060er-Jahre ihr Verbreitungsgebiet in Mitteleuropa deutlich ausweiten, berichten Experten weiter. Die Mücken können die Erreger der Leishmaniose übertragen.

Was kann man dagegen tun?

«Angesichts der anhaltenden Verbreitung von invasiven Mücken und anderen Überträgern in ganz Europa müssen wir Ausbrüche antizipieren und frühzeitig eingreifen», erklärte Jan Semenza vom Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) in Stockholm. Die Gesundheitsbehörden müssten die Überwachung verbessern und Frühwarnsysteme einrichten.

Doch auch die Bevölkerung kann sich gegen die Mücken schützen. Bereits die richtige Kleiderauswahl kann viel bewirken. So ist es ratsam, dünne und eng anliegende Kleidung durch lange, weite Textilien zu ersetzen. Auch der Verzicht auf Kohlenhydrate bringt einiges, denn dadurch wird der Kohlendioxid-Ausstoss reduziert, der Mücken nachweislich anzieht, genauso wie Schweissgeruch. Ausserdem wirken Anti-Mücken-Sprays gut.

Wer dennoch gestochen wird, sollte kühlende Gels auf den Stich streichen. Sie mildern den Juckreiz zumindest vorübergehend. Gut betäuben lässt sich der Stich auch mit einem Kühlpack. Wer nach einem Mückenstich allerdings Krankheitssymptome aufweist, sollte umgehend einen Arzt zu Rate ziehen. (doz/sda)

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