59 Prozent für Initiative gegen Massentierhaltung

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Umfrage59 Prozent für Initiative gegen Massentierhaltung

Eine Mehrheit will der «Massentierhaltung» ein Ende setzen. Der Bauernverband betont, die Schweiz kenne anders als die EU keine Ställe mit Hunderttausenden von Tieren.

von
daw
In der Schweiz darf ein Betrieb maximal 18'000 Legehennen halten. Das regelt eine Verordnung.
Im Juni 2018 wurde die Initiative «Keine Massentierhaltung in der Schweiz» lanciert. Derzeit werden die nötigen 100000 Unterschriften gesammelt.
Die Schweiz ist laut Initiantin Meret Schneider von Sentience Politics alles andere als ein Paradies für Nutztiere. Heute könne man in der Schweiz 14 Hühner auf einem Quadratmeter, 18000 Legehennen und 27000 Masthühner in einem Stall halten.
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In der Schweiz darf ein Betrieb maximal 18'000 Legehennen halten. Das regelt eine Verordnung.

Keystone/Gaetan Bally

Nach dem Nein zu Fair Food ist die nächste Initiative für eine tierfreundliche Landwirtschaft bereits lanciert: Derzeit sammelt der Verein Sentience Politics Unterschriften gegen Massentierhaltung in der Schweiz. Konkret verlangt die Initiative, dass nach einer Übergangsfrist von 25 Jahren alle Landwirtschaftsbetriebe die Tiere nach den heutigen Bio-Suisse-Richtlinien halten. Diese Standards sollen auch für importiertes Fleisch gelten.

Laut der Tamedia-Umfrage trifft die Forderung bei den Stimmbürgern einen Nerv: Derzeit würden sie 59 Prozent eher oder sicher unterstützen.

«Bestände sind schon limitiert»

Markus Ritter, CVP-Nationalrat und Präsident des Bauernverbandes, ist überrascht, dass ausgerechnet in der Schweiz Unterschriften gegen «Massentierhaltung» gesammelt werden: «Wir haben ja bereits – als einziges Land in Europa – limitierte Bestände.» Während in der Schweiz beispielsweise gemäss der Höchstbestandesverordnung maximal 18'000 Hühner gehalten werden dürften, gebe es in der EU Betriebe mit mehreren 100'000 Tieren. «In Ostdeutschland kenne ich Betriebe mit über 60'000 Schweinen. Das ist in der Schweiz undenkbar.» In der Schweiz müsse zudem «jeder Betrieb den Nachweis für den bedarfsgerechten Einsatz des anfallenden Hofdüngers auf den landwirtschaftlichen Kulturen nachweisen können».

So werden Legehennen nach nach Schweizer Gesetz, den Anforderungen von Bio Suisse, und den EU-Richtlinigen gehalten.
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...und so den Schweinen. Doch warum der Vergleich? Und was stellen die Grafiken genau dar?
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So werden Legehennen nach nach Schweizer Gesetz, den Anforderungen von Bio Suisse, und den EU-Richtlinigen gehalten.

«Diese Dinge können wir der Bevölkerung gut erklären. Das Resultat der Umfrage beunruhigt mich daher nicht.» Müssten alle Betriebe nach Bio-Standards produzieren, werde das Fleisch tatsächlich um 20 bis 30 Prozent teurer, sagt der Bio-Bauer. Er ist der Meinung, dass sich das Angebot von Bio-Fleisch nach der Nachfrage der Konsumenten richten sollte. «Sie sollen entscheiden, nicht der Staat.»

27'000 Masthühner in einem Stall

Mut macht die Umfrage dagegen Meret Schneider, Grünen-Politikerin und Co-Geschäftsleiterin von Sentience Politics: «Das Anliegen kommt auf der Strasse super an – nicht nur bei Linken. Mir schreiben SVP-Mitglieder, dass sie für unsere Initiative seien.» Die Schweiz sei alles andere als ein Paradies für Nutztiere. Heute könne man in der Schweiz rund 14 Hühner auf einem Quadratmeter, 18'000 Legehennen und 27'000 Masthühner in einem Stall halten. 50 Prozent der Schweine kämen nie ans Tageslicht. «Das Argument, dass es anderswo noch viel schlimmer sei, ist nicht angebracht.»

Man habe bereits über 20'000 Unterschriften gesammelt. Bis November 2019 müssen es 100'000 sein, damit die Initiative vors Volk kommt.

Zur Umfrage: 8499 Personen aus der ganzen Schweiz haben zwischen dem 21. und 23. September online an der Tamedia-Nachbefragung zu den eidgenössischen Vorlagen vom 23. September teilgenommen. Die Umfragen werden in Zusammenarbeit mit der LeeWas GmbH der Politikwissenschaftler Lucas Leemann und Fabio Wasserfallen durchgeführt. Sie gewichten die Umfragedaten nach demografischen, geografischen und politischen Variablen. Der Fehlerbereich liegt bei 2,7 Prozentpunkten. Weitere Informationen zu den Tamedia-Umfragen gibts hier.

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