Aare plötzlich giftgrün – das steckt dahinter

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BernAare plötzlich giftgrün – das steckt dahinter

Das Aarewasser in Bern leuchtet grell. Schuld daran sind nicht Giftmischer, sondern Jungpolitiker.

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So sieht es aus, wenn man sieben Kilo Uranin in die Aare kippt. (Video: JGLP/Leser-Reporter)

Statt blau-grün oder braun zeigte sich die Aare am Mittwochnachmittag in Bern in grellem Giftgrün – weil Mitglieder der Jungen Grünliberalen in einer unbewilligten Guerilla-Aktion sieben Kilogramm Uranin in den Fluss gekippt haben. Die Jungpolitiker wollen damit aber nicht die Berner Bevölkerung vergiften, der Farbstoff ist ungefährlich.

Die Polizei war beim Schwellenmätteli vor Ort: «Gegen 13.50 Uhr wurde uns gemeldet, dass Unbekannte eine Flüssigkeit in die Aare geschüttet hätten. Mehrere Personen wurden zur näheren Kontrolle angehalten», sagt Dino Dal Farra, Mediensprecher der Kantonspolizei Bern, zu 20 Minuten. Für Umwelt und Bevölkerung bestehe nach aktuellem Kenntnisstand keine Gefahr. «Wir haben nun Wasserproben genommen. Auch Spezialisten vom Amt für Wasser und Abfall des Kantons Bern stehen im Einsatz.»

Am Mittwoch färbte sich die Aare grün. Zahlreiche Leser meldeten sich mit Bildern.
Der ganze Fluss war verfärbt.
Diverse Leser-Reporter fotografierten den Fluss.
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Am Mittwoch färbte sich die Aare grün. Zahlreiche Leser meldeten sich mit Bildern.

Leser-Reporter

Ziel ist, auf die Explosionsgefahr des Munitionslagers in Mitholz BE aufmerksam zu machen. Dort kam es vor genau 71 Jahren zu einer Explosionskatastrophe mit neun Todesopfern. Aus immer noch ungeklärten Gründen gab es dort mehrere schwere Explosionen. Die Felswand, in der sich das Munitionslager befand, stürzte ein, riesige Felsbrocken wurden teils mehrere Hundert Meter durch die Luft geschleudert.

«Ein unglaublich gefährliches Pulverfass»

Aufgrund einer Schätzung befinden sich in den eingestürzten Anlageteilen und im Schuttkegel davor noch bis zu rund 3500 Bruttotonnen Munition mit mehreren hundert Tonnen Sprengstoff. Letztes Jahr schlug das Verteidigungsdepartement VBS Alarm: In dem ehemaligen Lager bestehe weiterhin ein höheres Risiko für eine weitere Explosion von Munitionsrückständen als bisher angenommen. Der Bundesrat hat darum eine Expertengruppe eingesetzt, die nun verschiedene Handlungsoptionen prüft.

Tobias Vögeli von den Jungen Grünliberalen geht das aber nicht schnell genug. Seine Partei fordert von Bundesrat Parmelin die sofortige Räumung. «Das Munitionslager Mitholz ist ein unglaublich gefährliches Pulverfass», so Vögeli. Werde es nicht geräumt, werde der Sprengstoff immer reaktiver. «Das heisst, dass die Wahrscheinlichkeit, dass alles in die Luft fliegt, jeden Tag grösser wird.

Hindernisse bei der Räumung

Selbst wenn die Munition nicht explodiert, droht die Verschmutzung des Trinkwassers, denn bei der Zersetzung der Munition werden Giftstoffe frei, die ins Grundwasser gelangen könnten.» Dass der Bundesrat keine Sofortmassnahmen beschliesse, sei «an Verantwortungslosigkeit kaum zu überbieten», so Vögeli.

Eine Räumung gestaltet sich jedoch schwierig. Zum einen gebe es in der Schweiz kein geeignetes Kampfmittelräumfahrzeug, um die 50 bis 70 Kilogramm schweren Fliegerbomben zu räumen, wie Reto Luginbühl vom Bundesamt für Rüstung Armasuisse bei einer Informationsveranstaltung im Oktober sagte.

Erschwerend komme hinzu, dass die meisten der untersuchten Granaten weiterhin funktionstüchtig seien. Es bestehe also bei einer Räumung eine erhöhte Explosionsgefahr. Erst in der zweiten Hälfte des Jahres 2020 könne überhaupt entschieden werden, wie man bei der Räumung vorgehe.

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