Rummel um Walliser DorfAlle Welt will jetzt nach Albinen ziehen
Dass das Walliser Dorf Albinen Neuzuzüger mit Geldzahlungen anlocken will, sorgt weltweit für Schlagzeilen. Die Gemeinde wird mit Anfragen von Interessenten überhäuft.
Anfang Woche berichteten 20 Minuten und weitere Schweizer Medien über die Pläne des Walliser Bergdorfs Albinen, mit finanziellen Beiträgen von bis zu 70'000 Franken Familien als Neuzuzüger anzulocken.
Diese Nachricht ging um die Welt: Über Albinen wurde nicht nur in fast allen europäischen Ländern berichtet, sondern auch in Amerika und Asien. Brasilianische und mexikanische Newsportale nahmen die Story ebenso auf wie Medien in China, Vietnam oder Indonesien.
Gemeinde wird mit Anfragen überhäuft
Die Folge: Bei der Gemeinde meldeten sich zahlreiche Interessenten aus aller Welt. Doch besonders glücklich scheinen die Behörden von Albinen mit der plötzlichen Berühmtheit ihres Dorfes und der internationalen Nachfrage nicht zu sein.
Es habe irreführende Medienberichte gegeben, heisst es in einer Mitteilung, die die Gemeinde am Freitag auf ihrer Website veröffentlicht hat. Von «weltweitem Aufsehen» und «unnötiger Aufregung» ist darin die Rede.
«Nur einer von hundert Interessenten kommt infrage»
Im Gegensatz zu 20 Minuten hatten manche ausländische Medien nicht darauf hingewiesen, dass die Beiträge für Neuzuzüger an zahlreiche Bedingungen geknüpft würden. «Von den vielen Interessenten, die sich bei der Gemeinde Albinen meldeten, könnte höchstens einer von hundert als ernsthafter Gesuchsteller zumindest in Betracht gezogen werden», hält die Gemeinde fest.
Enttäuscht würde etwa jeder, der – beispielsweise aus Grossbritannien, Brasilien oder China – eigens in die Schweiz ziehen möchte, um von Albinens Angebot zu profitieren: Ausländer müssen im Besitz der Niederlassungsbewilligung C sein, um vom Geldsegen zu profitieren.
Und diesen gibt es ohnehin nur für jene, die in Albinen ein bewilligungsreifes Bauprojekt oder einen beurkundeten Kaufvertrag vorweisen können und mindestens 200'000 Franken investieren. Hinzu kommen weitere Bedingungen – so muss der Betrag zurückgezahlt werden, falls man nach weniger als zehn Jahren wieder aus Albinen wegzügelt.
Der Gemeindepräsident schweigt
Der Gemeinde scheint die Sache über den Kopf gewachsen zu sein. Eine Interview-Anfrage von 20 Minuten hat Gemeindepräsident Beat Jost abgelehnt: «Wir haben uns entschieden, in den Medien keine Stellungnahme mehr abzugeben.» Man werde versuchen, «dorfintern die nötige Überzeugungsarbeit zu leisten».
Denn entschieden ist noch nichts: Erst an der Urversammlung vom kommenden Donnerstag stimmt Albinen über die «Gemeindeinitiative für eine aktive Wohnbauförderung» ab.
Das Dorf ist gespalten
Eingereicht wurde die von jungen Einwohnern lancierte Initiative mit den Unterschriften von 94 Stimmbürgern – für eine Gemeinde mit 240 Einwohnern eine beträchtliche Zahl. Doch das Dorf ist in dieser Frage gespalten, wie sich bei einem Augenschein von 20 Minuten in Albinen zeigte.