Greenpeace-StichprobeDiese Händler sind die grössten Plastik-Sünder
Jedes Jahr landen 600'000 Tonnen Verpackungsmaterial im Abfall. Eine neue Erhebung zeigt, welche Detailhändler dafür besonders verantwortlich sind.
Geraffelte Rüebli, geschälte Randen oder Cherrytomaten: Zahlreiche Frucht- und Gemüsesorten sind heutzutage in Plastik eingepackt, obwohl die Verpackung eigentlich überflüssig wäre. Ein Grossteil des Materials, rund 600'000 Tonnen, landet gemäss dem Bundesamt für Umwelt (Bafu) jährlich im Abfall. Vielen Konsumenten und Umweltorganisationen sind die überflüssigen Plastikverpackungen darum ein Gräuel.
Nun hat Greenpeace Schweiz den sogenannten «Tomaten-Index» erhoben, der zeigt, wie viel Plastik die Grossverteiler verwenden, um ein Kilo Tomaten zu verpacken (siehe Box). Das Resultat fällt deutlich aus: Coop schneidet mit 12 Gramm Plastik pro Kilo Tomaten am besten ab. Auf Platz zwei folgt Denner und auf dem dritten Platz die Migros, die beinahe doppelt so viel Plastik benutzt. Auf den Schlussrängen folgen Aldi, Lidl und Volg.
Laut der Erhebung brauchen die Detailhändler im Schnitt 22 Gramm Plastik, um ein Kilo Tomaten zu verpacken. Hochgerechnet auf die 50'000 Tonnen Tomaten, die jährlich in der Schweiz konsumiert werden, sind das 1000 Tonnen Plastik – allein für eine Gemüsesorte.
Deutlicher Nachholbedarf
Greenpeace-Kampagnenleiter Marco Pfister zeigt sich von den Ergebnissen überrascht: «Die Detailhändler betonen zwar stets ihre Bemühungen um Abfallvermeidung – der Tomaten-Index zeigt aber klar, dass viele Versprechen nicht eingehalten werden.» Deutlichen Nachholbedarf sieht er bei der Migros, die von sich selbst behaupte, die nachhaltigste Detailhändlerin der Welt zu sein.
Die schlimmste Verpackung habe man denn auch bei der Migros gefunden (siehe Bildstrecke). Pfister: «Wer wie die Migros von sich behauptet, Verpackungen ökologisch zu optimieren, sollte nicht so schlecht abschneiden.»
Recycelter Plastik und Zellulose als Lösung?
Die Migros weist die Kritik zurück: So habe sie seit 2011 knapp 10'000 Tonnen Verpackungsmaterial einsparen oder optimieren können. «Zudem werden bereits heute viele Bio-Produkte unverpackt verkauft, die entweder mit einem Sticker oder mit Banderolen versehen sind», sagt Sprecherin Alexandra Kunz.
Was im Tomaten-Index zudem nicht berücksichtigt werde, sei, dass die Migros vielerorts Plastikschalen aus Recycling-PET einsetze: «Damit kann bestehendes Material wiederverwendet und neues Material eingespart werden», sagt Kunz. Insofern sei das Gewicht in Bezug auf die Umweltbilanz nicht das einzige entscheidende Kriterium. Auch Bio-Plastik sei keine Universallösung, da der Anbau die Nahrungsmittelproduktion konkurrenziere.
Adieu Plastik?
Auch Schlusslicht Volg kritisiert die Methodik des Tomaten-Index: «Da Volg im Offenverkauf nur wenige Tomatensorten anbietet, fällt der Anteil der verpackten Cherry-Tomaten überdurchschnittlich hoch aus», sagt Sprecherin Tamara Scheibli. Jedoch sei der Umsatzanteil der Cherry-Tomaten im Becher im Verhältnis zu den offenen Tomaten relativ klein. Trotzdem gelobt Volg Besserung: «Wir nehmen den Input von Greenpeace zum Anlass, die Plastikverpackung bei den Cherry-Tomaten zu hinterfragen», sagt Scheibli.
Einen ähnlichen Weg geht Gesamtsieger Coop, der laut eigenen Angaben bis Herbst 2019 Bio-Früchte und -Gemüse nur noch unverpackt oder mit einer umweltfreundlichen Verpackung anbieten will. «Mögliche Materialien sind dabei zum Beispiel Netze aus Zellulose und Verpackungen aus Graspapier, die wir bereits heute bei Naturaplan-Äpfeln und -Birnen verwenden», sagt Coop-Sprecherin Yvette Petillon.
Der «Tomaten-Index» Tomaten sind das beliebteste Gemüse der Schweiz. Im Detailhandel werden jährlich 50'000 Tonnen Tomaten aller Sorten verkauft. Daher habe sich Greenpeace dafür entschieden, die Erhebung mit Tomaten zu machen, sagt Kampagnenleiter Marco Pfister. «Zudem handelt es sich dabei um ein Gemüse, das eine eigene Schutzhülle besitzt und darum eigentlich keine Verpackung braucht.»
Der «Tomaten-Index» Tomaten sind das beliebteste Gemüse der Schweiz. Im Detailhandel werden jährlich 50'000 Tonnen Tomaten aller Sorten verkauft. Daher habe sich Greenpeace dafür entschieden, die Erhebung mit Tomaten zu machen, sagt Kampagnenleiter Marco Pfister. «Zudem handelt es sich dabei um ein Gemüse, das eine eigene Schutzhülle besitzt und darum eigentlich keine Verpackung braucht.»
Methodik Die Ergebnisse des Tomaten-Indexes beruhen auf Fotos und Messungen von Freiwilligen im September 2018, welche Greenpeace Schweiz stichprobenmässig überprüfte. Unter den Einsendungen wurden je 3 Filialen von Denner, Aldi, Lidl und Volg zufällig ausgewählt. Um vergleichbare Resultate zu erhalten, wurden von Migros und Coop nur je 2 Filialtypen untersucht (je 3x Migros M, Migros MM, Coop Supermarkt und Coop City).
Methodik Die Ergebnisse des Tomaten-Indexes beruhen auf Fotos und Messungen von Freiwilligen im September 2018, welche Greenpeace Schweiz stichprobenmässig überprüfte. Unter den Einsendungen wurden je 3 Filialen von Denner, Aldi, Lidl und Volg zufällig ausgewählt. Um vergleichbare Resultate zu erhalten, wurden von Migros und Coop nur je 2 Filialtypen untersucht (je 3x Migros M, Migros MM, Coop Supermarkt und Coop City).