Wettingen AGEr öffnet Ihr Schloss mit einem Vibrator
Der Lockpicker Rubén de Pedro öffnet in seiner Freizeit gerne Schlösser, ohne den passenden Schlüssel zu haben. Sein Hobby könnte ihm aber schnell zum Verhängnis werden.
Lockpicker Rubén de Pedro braucht viel Geduld bei seinem Hobby. (Video: 20 Minuten / Qendresa Llugiqi)
Ob mit einer Haarnadel, einem modifizierten Vibrator oder einer Zahnbürste – Rubén de Pedro (42) aus Wettingen AG kann mit solchen Alltagsgegenständen verschiedene Schlösser knacken – ohne diese zu beschädigen. Der Hauswart betreibt Lockpicking seit seiner Kindheit. «Als Kind hielt ich mich auf dem Estrich auf und spielte mit einer Haarnadel und einem Schloss. Plötzlich sprang dieses auf», erinnert er sich. «Das hat mich so fasziniert, dass ich es einfach weiterbetrieben habe.» Auch die Filme von James Bond seien eine Inspiration: «Jeder wünscht sich doch einige Fähigkeiten wie 007 zu haben», erklärt der gebürtige Spanier.
Genau wie Sherlock Holmes, der eine Wand voller Schlösser besitzt, um mit Lockpicking seine mentale Fitness zu trainieren, besitzt auch de Pedro mehrere Schlösser und verschiedene Werkzeuge, mit denen er das Knacken von Schlössern perfektioniert. Beim Lockpicking nutzt man die Schwächen des Schlosses aus, wie de Pedro erklärt. «Dabei muss man mit verschiedenen Werkzeugen und Techniken versuchen, die Stifte eines Schlosses auf die richtige Höhe zu bringen. Das braucht Präzision, Geduld und Ruhe.» Besonders wichtig sei, dass man verstehe, wie es im Inneren des Schlosses aussehe. So könne man auch das Werkzeug besser aussuchen. «Die Picks haben verschiedene Formen», erklärt de Pedro. «Es gibt zum Beispiel den Schneemann, die Schlange und den Diamanten.» Lockpicking-Sets gebe es überall zu kaufen. «Sie kosten zwischen 20 und 80 Franken», so de Pedro.
Hobby-Lockpicker in Erklärungsnot
Der Rechtsanwalt Martin Steiger warnt Hobby-Lockpicker wie Rubén de Pedro. In einem Beitrag vom Samstag schreibt er: «Lockpicking als Freizeitbeschäftigung ist in der Schweiz legal, kann aber beispielsweise im Kanton Zürich zu Erklärungsbedarf gegenüber der Polizei führen.» Grund dafür sei die Strafbestimmung zu «Verbrecherwerkzeug» gemäss Artikel 13 des kantonalen Straf- und Justizvollzugsgesetzes.
De Ruben kennt solche Situationen: «Einmal wurde ich zu einem Einbruch gerufen, und als ich für die Polizistin etwas vom Boden aufheben wollte, fiel mir das selbstgemachte Pickset aus der Hemdtasche», erinnert sich de Pedro. «Sie hat mich kurz komisch angeschaut. Das war mir sehr peinlich.»
Verbrecher haben keine Zeit zu picken
Im Verein SPASS (Schlösser Picken als Schweizer Sport), dessen Präsident er ist, hätten sie auch schon über rechtliche Angelegenheiten diskutiert. «Nur weil wir mit einem Pickset herumlaufen, sind wir keine Einbrecher», stellt er klar. Sowieso würden Verbrecher auf viel gröbere Methoden setzen. «Sie haben keine Zeit, um hier in einem Loch herumzustechen. Sie greifen beispielsweise zu einem Bohrer und beschädigen das Schloss.» Das würde bei seinen Methoden nie geschehen.
Er selbst habe bisher nie unbefugt ein Schloss geöffnet. «Ich habe meine Trainingsschlösser, das reicht mir», so de Pedro. In der Praxis habe ihm sein Wissen aber schon oft geholfen: «Wenn ich manchmal meine Schlüssel im Auto oder zu Hause vergesse, öffne ich die Tür zu meinem Büro mit meinen Tricks.» Auch habe er schon anderen Menschen helfen können. «Einmal rief mich eine Oma an, weil sie den Schlüssel zu ihrem Bauernschrank verloren hatte. Sie war sehr dankbar, als ich ihr helfen konnte.» Solche kleinen Momente würden ihm reichen. Auch seine Familie sei stolz, dass er ein etwas anderes Hobby als andere hat.