Echter Pelz wird als Kunstpelz verkauft

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Mehrere Fälle in der SchweizEchter Pelz wird als Kunstpelz verkauft

In der Schweiz werden echte Pelze aus chinesischen Qualzuchten als Kunstpelz verkauft. Es handle sich dabei vor allem um Marderhund- oder Fuchsfelle.

von
Q. Llugiqi

Erdrosselt, vergast, erschlagen oder abgestochen: Millionen Tiere, allen voran Marderhunde und Füchse, sterben jährlich in China für die Pelzindustrie. Unter schlimmsten Bedingungen werden die Tiere in Gitterkäfigen gehalten. Die Folge: Stressbedingte Verhaltensstörungen und blutige Verletzungen durch gegenseitige Aggressionen oder Selbstverstümmelung. Die Tiere leiden bereits, bevor ihnen das Fell auf grausamste Weise abgezogen wird. Gemäss dem Zürcher Tierschutz werden die Tiere nicht betäubt, sondern meist niedergeknüppelt und oft noch bei Bewusstsein gehäutet.

Der Echtpelz gelangt – bewusst falsch etikettiert – nach Europa, beispielsweise auf deutsche Märkte, wie «Bild» berichtet.

Echtfell billiger als Kunstfell

So kann es passieren, dass Konsumenten als Kunstpelz getarnte Marderhund- oder Fuchsfelle von gequälten Tieren kaufen, obwohl das Produkt das Label «100 Prozent Polyester» trägt. Beispielsweise als Fellkragen, Bommel an Mützen, an Winterstiefeln oder in Dekofiguren.

Doch wie ist das möglich? «Die Problematik dahinter ist, dass selbst ein Echtfell aus China in der Produktion billiger sein kann als ein gut gemachter Kunstpelz in Europa ist», erklärt Nathalie Rochat, Sprecherin des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV).

Pflicht zur Deklaration

Zwar kennt die Schweiz als erstes Land in Europa seit März 2013 eine Kennzeichnungspflicht, gemäss der Echtpelzprodukte mit Tierart, Herkunft und Gewinnungsart deklariert werden müssen. Die Angaben werden durch Experten des BLV überprüft. Doch: «Auch in der Schweiz wurden Waren entdeckt, die zwar als Kunstpelz deklariert worden waren, jedoch aus Echtpelz bestanden oder an denen Echtpelz verarbeitet war», bestätigt Rochat.

Ihrer Meinung nach liegt es in der Regel am fehlenden Know-how der Händler, wenn Waren falsch deklariert sind. «Ich denke nicht, dass sie ihre Kunden vorsätzlich täuschen wollen», so Rochat. Und: «Solche Fehler kommen kaum in Luxus- oder Fachgeschäften vor.»

Stichproben gemacht

Mit ungenügend oder nicht deklarierten Pelzen kennt sich auch Nadja Brodmann vom Zürcher Tierschutz aus. Genau wie das BLV hat auch der Zürcher Tierschutz bei Stichproben in Schweizer Läden viele Deklarationsmängel bei Echtpelz in Schweizer Läden entdeckt: «Die Pelze waren teilweise gar nicht deklariert und oft kaum als echt erkennbar», erzählt die Zoologin. «Als wir sie genauer untersucht haben, stellten sich die meisten Pelze bei Jelmoli, PKZ und Modissa als echt heraus.»

Doch was passiert bei einer Falsch-Deklaration oder fehlenden Angaben? «Der Händler hat die Möglichkeit zur Korrektur und Dokumente zu liefern», erklärt Rochat. «Falls nichts unternommen wird, wird eine Verfügung erlassen. Schliesslich folgt eine Busse.»

Hier noch ein Video von Peta zu diesem Thema:

Echtpelz statt Kunstpelz

Echtpelz oder nicht?

Wer sein Produkt überprüfen will, sollte folgende Tipps des Schweizer Tierschutzes befolgen:

Die Haare vorsichtig auseinander ziehen. Am darunter liegenden Gewebe ist erkennbar, ob es Haare auf echtem Leder sind oder ein gewebtes Muster. Und: Manchmal besitzen Echtpelze eine Unterwolle, die hier ebenfalls sichtbar wird.

Gegen das Fell blasen. Echtfell bewegt sich oft schon bei leichten Brisen.

Verbrenne ein paar Haare. Wenn es synthetisch riecht und sich Klumpen bilden, ist es Kunstpelz.

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