EinblickeFast jeder Vierte spioniert seine Nachbarn aus
Die Nachbarn ringsum ins Visier zu nehmen, ist in der Schweiz weitverbreitet. Vor allem unter Jüngeren, wie eine Umfrage zeigt.
Der Spion wohnt nebenan: Fast jeder vierte Schweizer, nämlich 22 Prozent, beobachtet, was der Mieter von nebenan treibt. Beliebt ist dies nicht unter Rentnern, sondern vor allem bei den 15- bis 29-Jährigen, wie eine repräsentative Umfrage des Internet-Vergleichsdienstes Comparis zeigt. «Das hat uns überrascht, aber die Jüngeren sind offenbar ans Beobachten durch die Selfie-Kultur gewohnt», sagt Comparis-Sprecherin Nina Spielhofer zu 20 Minuten.
«Um die Nachbarn zu observieren, ist vor allem der Türspion beliebt», sagt Spielhofer. An zweiter Stelle folgt mit 13 Prozent der Nennungen der Feldstecher. «Wir dachten, das sei inzwischen ein veraltetes Hilfsmittel, aber die Handy-Kamera mit Zoomfunktion folgt erst an dritter Stelle», so Spielhofer.
Fast jeder Zweite fühlt sich ausspioniert
Die Zahl derjenigen, die sich selbst von den Nachbarn beobachtet fühlt, fällt höher aus als die der bekennenden Spione: Fast 40 Prozent der Schweizer gibt dies in der Umfrage an. Auch hier sind es insbesondere die Jüngeren (15- bis 29-Jährigen), die dieses Gefühl haben: Unter ihnen fühlen sich 48 Prozent von den Nachbarn ins Visier genommen. «Wir erklären uns dies dadurch, dass die Jüngeren ja selbst häufiger spionieren. Dadurch verstärkt sich anscheinend bei ihnen das Gefühl, selbst beobachtet zu werden», sagt Spielhofer.
Für die Aufmerksamkeit fürs Geschehen in der Wohnung des Nachbarn kann es jedoch auch gute Gründe geben, so Walter Angst vom Mieterverband Zürich: «Es kann auch legitim sein, aus dem Fenster zu schauen. Wenn ein Streit bei Nachbarn, die man gut kennt, eskaliert, kann es Sinn machen, Hilfe anzubieten.»
Reden als Rezept
Damit das Leben Tür an Tür nicht zum Stalkingfall wird, gibt es einen Rat vom Schweizer Mieterinnen- und Mieterverband. «Wenn sich Leute beobachtet fühlen, ist es das Beste, mit dem Nachbarn direkt in Kontakt zu kommen und miteinander zu reden», sagt Verbandssprecher Pierre Zwahlen.