Forscher finden giftige Stoffe im Grundwasser

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Bericht des BundesForscher finden giftige Stoffe im Grundwasser

Der Bund schlägt Alarm: Einwandfreies Trinkwasser sei nicht mehr selbstverständlich. Im Grundwasser wurden potenziell krebserregende Stoffe gefunden.

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Das Grundwasser in der Schweiz steht unter Druck: Zu diesem Schluss kommt ein neuer Bericht des Bundesamtes für Umwelt (Bafu) zur Wasserqualität.
Insbesondere die Landwirtschaft kommt schlecht weg. Bei vielen Proben, die über die letzten Jahre genommen wurden, war die Nitrat-Konzentration zu hoch.
Der Grenzwert von 25 Milligramm pro Liter wurde an 15 bis 20 Prozent der Messstellen überschritten, an Orten, an denen viel Ackerbau betrieben wird, sogar bei 40 Prozent.
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Das Grundwasser in der Schweiz steht unter Druck: Zu diesem Schluss kommt ein neuer Bericht des Bundesamtes für Umwelt (Bafu) zur Wasserqualität.

Keystone/Melanie Duchene

Das Grundwasser in der Schweiz steht unter Druck: Zu diesem Schluss kommt ein neuer Bericht des Bundesamts für Umwelt (Bafu) zur Wasserqualität. Insbesondere die Landwirtschaft kommt schlecht weg. Bei vielen Proben, die über die letzten Jahre genommen wurden, war die Nitrat-Konzentration zu hoch. Der Grenzwert von 25 Milligram pro Liter wurde an 15 bis 20 Prozent der Messstellen überschritten, an Orten, an denen viel Ackerbau betrieben wird, sogar bei 40 Prozent.

Eine zu hohe Nitratkonzentration ist insbesondere für Babys und Kinder gefährlich. Nitrat kann auch die Aufnahme von Jod hemmen und Gefässe beschädigen. Das Nitrat im Grundwasser ist hauptsächlich auf den Einsatz von stickstoffhaltigen Düngemitteln in der Landwirtschaft zurückzuführen.

Situation verschärft sich

«Nur eine gesamthafte Reduktion der Stickstoffüberschüsse in der Landwirtschaft kann die Situation langfristig entschärfen», schreiben die Forscher des Bundes. Zudem müssten von den Kantonen richtig dimensionierte Schutzzonen ausgeschieden werden. Das sei bei etwa 40 Prozent der Trinkwasserfassungen noch nicht der Fall.

Nach Besserung sieht es im Moment nicht aus. Der Import von stickstoffhaltigen Futtermiteln sei sogar deutlich gestiegen, so das Bafu. Der Verbrauch an Mineraldüngern gehe zudem nicht zurück. Mit den längeren Trockenperioden, wie sie aufgrund der Klimamodelle künftig in der Schweiz zu erwarten seien, könnten die Nitrat-Konzentration in bereits stärker belasteten Gebieten weiter steigen. Dazu gehören etwa das Zürcher Wein- und Unterland, das Berner Seeland oder die Broye-Ebene.

Aufwand steigt

Auch Abbauprodukte von Pestiziden, sogenannte Metaboliten, finden sich im Schweizer Grundwasser. Insbesondere die Metaboliten von Chlorthalonil, das gegen Pilzbefall eingesetzt wird, wurden von Experten der Forschungsanstalt Eawag in 31 Proben gefunden – teils in Konzentrationen bis zu 25mal über dem Anforderungswert für Pestizide im Grundwasser. Einige Metaboliten stehen im Verdacht, krebserregend zu sein.

Auf die Qualität des Trinkwassers haben diese Stoffe keinen direkten Einfluss. Der Zustand des Grundwassers erlaube es immer noch, einwandfreies Trinkwasser in genügender Qualität zu gewinnen, so das Bafu. «Das ist allerdings nicht mehr selbstverständlich.» Für die Trinkwasser-Versorger steigt der Aufwand, den sie betreiben müssen. Werden Grenzwerte überschritten, müssen sie etwa weniger stark belastetes Wasser von anderen Quellen beimischen oder das Wasser aufbereiten, beispielsweise mit Ozon.

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