Für «Let's Play» und Memes wird es eng

Aktualisiert

Neue EU-RichtlinieFür «Let's Play» und Memes wird es eng

Neue EU-Regeln könnten Youtuber künftig stark einschränken, denn Inhalte aus Games und Filmen sollen gefiltert werden.

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Auch der Schweizer Streamer ZinusHD wäre wohl von der Richtlinie betroffen. (Video: 20 Minuten)

Die EU will mit ihrem neuen Datenschutzgesetz die Urheber von Werken besser schützen. Leidtragende könnten die Game-Streamer und Filmkritiker sein. Youtube-CEO Susan Wojcicki stellte am Montag in einem Blogpost klar: Weil die Plattform neu verantwortlich für alle hochgeladenen Inhalte sein soll, könnten vielleicht bald nur noch grosse Firmen Videos hochladen, weil die Kontrolle der kleinen User zu aufwendig wäre. Doch wer könnte von der neuen Richtlinie betroffen sein?

Der Westschweizer Psyko17 stellt aufwändige Produktionen mit mehreren Kameras und Gästen her. Er ist auf «Fifa» spezialisiert. (Video: Psyko17)

Der Westschweizer Fifa-Streamer Psyko17 hat fast 700'000 Youtube-Subscriber. (Video: 20M)

Game-Streamer

Wer «Let's Play»-Videos hochlädt oder andere User per Livestream beim eigenen Spiel zuschauen lässt, verbreitet mit den Game-Inhalten natürlich auch urheberrechtlich geschütztes Material. Klagt ein Game-Hersteller diese Rechte ein, so würde neu die Plattform, also Youtube oder Twitch, haften. Diese würde solche Streams vermutlich nur noch bei Spielen erlauben, bei denen der Hersteller eine generelle Erlaubnis erteilt hat.

Bisher musste Youtube diese Erlaubnis selbst einholen, wer dies nicht tat, hatte aber nicht unbedingt ein Problem: Da die Streams in der Regel Werbung für das Spiel sind, drücken die Hersteller laut der deutschen Kanzlei Wilde Beuger Solmecke ein Auge zu, solange der Stream in einem positiven Kontext steht. Als aber zum Beispiel Streamer PewDiePie mit rassistischen Aussagen in einem Video negativ auffiel, machte «Firewatch»-Entwickler Campo Santo Druck. Sämtliche Videos des Games von PewDiePie wurden gelöscht.

Filmkritiker

Wer auf Youtube Filmkritiken veröffentlicht und dabei Szenen aus dem Film zeigt, verbreitet ebenfalls urheberrechtlich geschütztes Material. Dieses könnte in den Upload-Filtern hängen bleiben, und selbst wenn es publiziert wird, könnte der Filmkritiker von den Rechteinhabern belangt werden.

Parodien

Die Szene wurde tausendfach parodiert: Bruno Ganz wird als Adolf Hitler im Film «Der Untergang» von seinem Generalstab darüber informiert, dass Berlin kurz vor der Eroberung durch feindliche Truppen steht. Daraufhin flippt Hitler aus und beschimpft seine Generäle.

Auch Swissmeme hat die Szene diesen Sommer parodiert, Hitler reagiert hier empört auf den Vorschlag, statt in Zürich in Basel oder im Thurgau in den Ausgang zu gehen. Auch hier werden Urheberrechte verletzt, die Produktionsfirma Constantin Film verlangte schon im April 2010 von Youtube, dass die Plattform die Videos herunternehmen solle. Youtube leistete dem zunächst Folge, erlaubte aber ab Oktober 2010 die Parodien wieder.

Laut Rechtsexperten handelt es sich hier um sogenannte «Fair Use»-Fälle, bei denen ein öffentliches Interesse überwiegt. Ob und wieweit dieses Fair-Use-Prinzip auch mit der neuen EU-Datenschutzverordnung gilt, ist unklar. Doch Youtube und andere Portale könnten solche Parodien herausfiltern, bevor sie überhaupt publiziert werden.

Parodien wie diese von Swissmeme könnten künftig gesperrt werden. (Video: Youtube/Swissmeme TV)

Memes

Bereits im Juni regte sich im Internet Widerstand gegen die neue Richtlinie. Die geplanten Uploadfilter würden nämlich auch Memes den Todesstoss versetzen, denn die meisten Memes enthalten Bilder, die von Dritten gemacht wurden und für die es daher auch Rechteinhaber gibt. Und wer ein Meme anfertigt und hochlädt, verfügt in den allermeisten Fällen nicht über die Rechte an dem verwendeten Bild. Hier würde der Upload-Filter also ein Hochladen verhindern. Die Kampagne Save Your Internet warnt deshalb eindringlich vor Artikel 13 und schreibt: «Die Europäische Kommission und der Rat wollen das Internet, wie wir es kennen, zerstören.»

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