SichtbarkeitFussgänger sollen Leuchtwesten tragen
Fussgänger und Velofahrer wollen sich nicht mehr auf Autofahrer verlassen. Zu ihrer eigenen Sicherheit ziehen viele Warnwesten an. Das genüge nicht, warnen Experten.
Seit dem 25. November sind in der Schweiz gleich neun Fussgänger verunfallt – zwei davon tödlich. Faktoren wie Unaufmerksamkeit, frühe Dämmerung, dunkle Kleidung oder mangelnde Beleuchtung tragen dazu bei, dass in den Wintermonaten die schwächsten Verkehrsteilnehmer besonders häufig Opfer des Verkehrs werden. Ein immer grösserer Teil der Bevölkerung tritt dieser Gefahr mittlerweile aktiv entgegen. So gibt es immer mehr Schulen, die auf dem Schulweg Leuchtwesten empfehlen oder gar zur Pflicht machen.
Aber auch sonst werden die zitronengelben oder orangen Westen zum angesagten Accessoire für die dunkle Jahreszeit, wie die Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) feststellt. «Die Nachfrage nach Leuchtwesten und anderen Leuchtartikeln nimmt immer stärker zu», sagt BFU-Sprecher Rolf Moning. Diese würden auch deutlich mehr getragen als früher und die Leute seien immer sensibilisierter dafür, wie wichtig Sichtbarkeit sei.
Geschwindigkeit müsste auch reduziert werden
Beim BFU begrüsst man diese Entwicklung sehr. «Mit dunklen Kleidern sieht man jemanden aus 25 Metern Distanz, mit Reflektoren aus 140 Metern», so Moning. Darum könne reflektierende Kleidung Leben retten. Auch Peter-Martin Meier, Präsident des Verkehrssicherheitsrates Schweiz, sagt: «Je sichtbarer, desto besser!» Am Tag des Lichts haben darum unter anderem die Kantonspolizeien in grösseren Städten Leuchtartikel wie Armbänder, Sohlenblitze oder Leuchtmützen verteilt.
Doch nicht alle Organisationen können in die Begeisterung über die Leuchtwesten einstimmen. Bei Fussverkehr Schweiz freut man sich zwar, dass die Fussgänger besser gesehen werden. «Um die Gefahr wirklich zu mindern, müssten die Autofahrer die Geschwindigkeit reduzieren, das zeigen Untersuchungen», sagt Geschäftsleiter Thomas Schweizer.
In eine ähnliche Kerbe schlägt Geschäftsleiter Christoph Merkli von Pro Velo Schweiz: «Leuchtwesten dürfen nicht das alleinige Mittel sein. Es braucht Massnahmen, damit die Automobilisten sich aufs Autofahren konzentrieren.» Obwohl alle die Leuchtwesten loben, will niemand ein Leuchtwesten-Obligatorium einführen. «Letztlich müssen die Leute selbst entscheiden, ob sie so eine Weste anziehen oder nicht», sagt Merkli.