«17-Stunden-Arbeitstage würden legalisiert»

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Referendum angekündigt«17-Stunden-Arbeitstage würden legalisiert»

Bürgerliche Wirtschaftspolitiker wollen das Arbeitsgesetz flexibilisieren. Die Gewerkschaften kündigen nun ein Referendum gegen die «Gratis-Arbeit» an.

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Für Fachspezialisten und Kader sollen künftig neue Bestimmungen zur Arbeitszeiterfassung gelten.
Bürgerliche Politiker möchten das Arbeitsgesetz «flexibilisieren» und für diese Gruppe die wöchentliche Höchstarbeitszeit, die Zahl der erlaubten Überstunden sowie das Verbot der Sonntagsarbeit aufheben.
Überstehen die Vorschläge das Vernehmlassungsverfahren, will der Schweizerische Gewerkschaftsbund das Referendum ergreifen.
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Für Fachspezialisten und Kader sollen künftig neue Bestimmungen zur Arbeitszeiterfassung gelten.

Keystone

Mit der Revision des Arbeitsgesetzes, das sich derzeit in der Vernehmlassung befindet, wollen bürgerliche Politiker die wöchentliche Höchstarbeitszeit, die Zahl der erlaubten Überstunden sowie das Verbot der Sonntagsarbeit für sogenannte Fachspezialisten und Kader aufheben. «All diese Liberalisierungen führen dazu, dass die betroffenen Lohnabhängigen viel länger arbeiten müssten. 17-Stunden-Arbeitstage und 73,5-Stunden-Wochen würden legalisiert», kritisiert der Schweizerische Gewerkschaftsbund.

Laut SGB-Präsident Paul Rechsteiner hätten 34 Prozent aller Beschäftigten eine Kaderfunktion. «Und unter Fachspezialisten können neu auch Pflegefachpersonen oder Spezialmonteure verstanden werden», sagt Rechsteiner. Insgesamt wären laut Gewerkschaften rund 1,4 Millionen Menschen in der Schweiz betroffen. Rechsteiner warnt vor Gratisarbeit und deren gesundheitlichen Folgen für die betroffenen Arbeitnehmer. Wenn die Vorschläge der ständerätlichen Wirtschaftskommission in der Vernehmlassung durchkämen, werde man das Referendum ergreifen, kündigt Rechsteiner an.

Gewerkschaft will Referendum ergreifen

«All diese negativen Folgen machen klar, dass die Gewerkschaften gegen diese Gesetzesrevision das Referendum ergreifen werden», heisst es in einer Mitteilung. Man werde dabei die Mehrheit der Bevölkerung hinter sich scharen. «Denn 17-Stunden-Arbeitstage, vermehrte Gratisarbeit und eine immer öfter gestörte Sonntagsruhe werden auf breiter Front abgelehnt.»

Die Befürworter der Revision argumentieren, das derzeitige Arbeitsgesetz stamme noch aus dem letzten Jahrhundert und müsse flexibilisiert werden. «Die auf den industriellen Produktionsprozess zugeschnittenen, starren Wochenarbeitszeiten werden den Anforderungen unserer Dienstleistungsgesellschaft nicht mehr gerecht und begünstigen die Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland», schreibt CVP-Ständerat Konrad Graber in seiner Motion.

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