IZRS-Frau erhält Zertifikat als Seelsorgerin

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Manipulationsgefahr?IZRS-Frau erhält Zertifikat als Seelsorgerin

In einem staatlich geförderten Projekt wurden muslimische Notfallseelsorger ausgebildet. Ein Zertifikat erhielt auch eine IZRS-Frau. Dies sorgt für scharfe Kritik.

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Erhielt ein Zertifikat als Care Giver: IZRS-Frau Albana Azemi.

Erhielt ein Zertifikat als Care Giver: IZRS-Frau Albana Azemi.

Mit 500'000 Franken unterstützte der Lotteriefonds des Kantons Zürich den Aufbau einer muslimischen Notfallseelsorge. Das Geld floss dem Verband Islamischer Organisationen des Kantons Zürich (VIOZ) zu. Dieser hat nun nach eigenen Angaben «eine erste zertifizierte Ausbildung für Muslime» etabliert. Im Juni fand die erste Diplomfeier statt – unter den Augen der damaligen Leiterin der Zürcher Fachstelle für Integrationsfragen.

Den Lehrgang absolviert hat auch ein aktives Mitglied des umstrittenen Islamischen Zentralrats der Schweiz (IZRS): Kopftuch-Aktivistin Albana Azemi. Diese weibelte im Kanton St. Gallen gegen ein Hijab-Verbot und amtet als Sprecherin der Islamischen Jugend Luzern, einer IZRS-Jugendgruppe. Zudem war sie an der Organisation einer Alternativveranstaltung zur letztjährigen IZRS-Jahreskonferenz in Freiburg beteiligt. Letztere hatte der zuständige Oberamtmann untersagt. Er befürchtete, dass einige der geladenen Redner die schweizerische Rechtsordnung verletzen könnten.

«Keine Extremisten auf Menschen in Not loslassen»

Saïda Keller-Messahli, Präsidentin des Forums für einen fortschrittlichen Islam, ist entsetzt: «Unter den Diplomierten sind zweifelhafte Frauen. Es kann doch nicht sein, dass wir Extremistinnen auf Gefängnisinsassen, Trauernde oder Kranke loslassen.» Menschen in einer akuten Notlage seien in einem seelischen Ausnahmezustand und deshalb besonders gefährdet, manipuliert zu werden. «Solche Menschen sind nicht in der Lage, sich gegen das Missionieren extremistischer Seelsorger zu wehren.»

Das Handeln der Zürcher Behörden sei in diesem Fall «völlig naiv». «Bei der Notfallseelsorge handelt es sich um einen zu sensiblen Bereich.» Dass öffentliche Institutionen indirekt mit dem salafistischen IZRS kooperierten, der für die strengste Lesart des Islams nach saudischer Prägung stehe, sei unverständlich. Keller-Messahli verlangt, dass Azemi das Diplom wieder entzogen wird.

VIOZ sieht kein Problem

Verantwortlich für das Projekt ist VIOZ-Sekretär und Imam Muris Begovic. Zur Frage, ob sein Verband Kenntnis von der IZRS-Mitgliedschaft Azemis gehabt habe, äussert er sich nicht. «Ich distanziere mich nicht vom IZRS, da ich nichts mit ihm zu schaffen habe. Wir haben klare Richtlinien definiert, die die Kandidaten erfüllen mussten, etwa eine abgeschlossene Lehre.» Wenn man einen Deutschkurs in der Migros-Clubschule besuche, werde auch kein Gesinnungscheck durchgeführt.

Die Liste der Kursteilnehmer sei ausserdem von der Polizei geprüft worden. «Wir haben nicht fahrlässig gehandelt.» Das ehrenamtliche Engagement sei lobenswert, die Seelsorger würden meist von den Blaulichtorganisationen gerufen. Kopftuch-Aktivistin Albana Azemi sagt, sie habe als «interessierte Muslimin» an dem Lehrgang teilgenommen. Nur weil sie für das Recht von Musliminnen einstehe, den Hijab tragen zu dürfen, gelte sie schon als Extremistin.

Finanzdirektion leitet Abklärungen ein

Der Lotteriefonds, der die Seelsorge gesponsert hat, wird den Fall nun prüfen und allenfalls weitere Informationen vom VIOZ einfordern, wie der Chef Stephan Civelli sagt. «In jedem Fall muss sichergestellt werden, dass keine Personen, die extreme Ansichten vertreten, Notfallseelsorge betreiben.»

Es widerspreche den Richtlinien des Lotteriefonds, dass Lotteriefondsgelder Personen zugute kommen, die extreme beziehungsweise extremistische Positionen vertreten.

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