«So einen Fall habe ich bei Kindern noch nie gesehen»

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13-Jährige stirbt«So einen Fall habe ich bei Kindern noch nie gesehen»

Ein 13-jähriges Mädchen starb nach einem Unfall in einer Trampolinhalle. Ein Experte sagt, so einen Verlauf habe er noch nie gesehen.

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In der Trampolinhalle Bounce Lab in Belp BE verunfallte ein 13-jähriges Mädchen.
Fünf Tage später erlag es seinen Verletzungen.
Besucher würde das Unglück beschäftigen: Kunden würden sich etwa nach der Stelle erkunden, wo das Kind verunfallt sei, sagt Marcel Meier, Inhaber des Bounce Lab.
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In der Trampolinhalle Bounce Lab in Belp BE verunfallte ein 13-jähriges Mädchen.

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Als es Purzelbäume schlug, geriet ein 13-jähriges Mädchen in einer Trampolinhalle in Belp über eine Matte und verletzte sich am Kopf. Nach fünf Tagen verstarb es an den Folgen eines Schädel-Hirn-Traumas. Es hatte keine schweren oder anspruchsvollen Sprünge durchgeführt. Der Sport- und Kinderarzt Markus Renggli erklärt, wie es zum tragischen Verlauf kommen konnte.

Herr Renggli, ein 13-jähriges Mädchen ist in einer Trampolinhalle verunfallt. Es stürzte bei einem Purzelbaum auf den Kopf und verstarb. Wie häufig kommt so etwas vor?

Ich habe in 25 Jahren keinen ähnlichen Fall beobachtet. Stürze auf den Kopf gibt es im Geräteturnen, im Kunstturnen und bei anderen Sportarten oft. Sie verlaufen aber in aller Regel glimpflich und ohne Spätfolgen. Wenn Kinder in einem Sportverein sind, lernen sie dort auch Falltechniken und der Trainer steht in Hilfestellung dabei, wenn etwas Neues erlernt wird.

Die 13-Jährige verstarb an einem Hirntrauma, obwohl sie nur aus relativ geringer Höhe auf den Kopf fiel. Wie kann es zu einem so schweren Verlauf kommen?

Ohne die genauen Umstände zu kennen, denke ich, dass es sich um einen seltenen Einzelfall handelt. Meistens findet man in der Autopsie Gefässmissbildungen, die schon vorher bestanden und angeboren sind. Sie verursachen nach so einem Sturz massive Blutungen.

Zu welchen schweren Verletzungen kann es bei Jugendlichen kommen?

Verletzungen an der Halswirbelsäule nach einem Sturz habe ich bisher nur bei erwachsenen Turnern gesehen, aber nie bei Kindern oder Jugendlichen. Die meisten Schädel-Hirnverletzungen wiederum kommen in Mannschaftssportarten wie Eishockey oder Rugby bei Fremdeinwirkung vor oder bei Sportarten mit hohen Tempi, etwa Skifahren oder Freestyle-Snowboarden.

Werden die Gefahren von Übungen wie Purzelbäumen oder ähnlichen Turnübungen unterschätzt?

Die grösste Gefahr besteht darin, nach einer sogenannten «Concussion in sport» (Hirnerschütterung, Anm.) zu früh wieder Sport zu treiben und in der verletzlichen Phase einen zweiten Schlag oder Stoss auf den Kopf zu bekommen. Das kann zu einer lebensgefährlichen Hirnschwellung führen. Vor kurzem erst wurde so ein Fall öffentlich diskutiert. Ein Fussballer wurde nach einem Kopfduell ohnmächtig, aber danach nicht vom Feld genommen.

Haben solche Unfälle zugenommen?

Nein, das glaube ich nicht.

Markus Renggli

Der Facharzt für Kinder und Jugendliche und Sportmedizin führt eine eigene Praxis namens Sportmedaktiv und ist Verbandsarzt und Leiter des Medical Team Abteilung Spitzensport des Aargauer Turnverbands. Er betreut Athleten im Juniorenkader verschiedener Sportarten.

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