Hälfte der 130 Jihadisten erhält Sozialhilfe

Aktualisiert

Islamismus in der SchweizHälfte der 130 Jihadisten erhält Sozialhilfe

Eine neue Studie belegt: In der Schweiz gibt es 130 jihadistisch radikalisierte Personen. Sie leben fast zur Hälfte von staatlicher Unterstützung.

von
ehs
Männlich, 32 Jahre alt, wenig Schulbildung, wohnhaft in städtischen Gebieten, dem Islam seit Geburt angehörig – ein Viertel ist konvertiert – und ohne feste Arbeit: So sieht laut dem Bundesamt für Polizei (Fedpol) der typische Schweizer Jihad-Reisende aus.
Seit 2001 wurden insgesamt 93 Jihad-Reisende vom Nachrichtendienst des Bundes (NDB) erfasst. Details zu den Personen gab der NDB bisher keine.Das Fedpol hat am Donnerstag seinen Jahresbericht 2018 veröffentlicht.
Dieses Bild zeigt einen mutmassliche Jihad-Reisenden (links), der vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona eintrifft.
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Männlich, 32 Jahre alt, wenig Schulbildung, wohnhaft in städtischen Gebieten, dem Islam seit Geburt angehörig – ein Viertel ist konvertiert – und ohne feste Arbeit: So sieht laut dem Bundesamt für Polizei (Fedpol) der typische Schweizer Jihad-Reisende aus.

AP/Hussein Malla

In der Schweiz gibt es 130 jihadistisch radikalisierte Personen. Von ihnen beziehen rund 40 Prozent Fürsorgeleistungen. Das belegt eine neue Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW), die am Mittwoch vorgestellt wurde.

Demnach betreffe die islamistische Radikalisierung mehrheitlich junge Männer aus der Agglomeration mit tendenziell niedrigem Bildungsstand und geringer Arbeitsintegration. Einige hätten soziale und psychische Probleme und seien bereits kriminell gewesen, bevor sie radikalisiert worden seien. Überdurchschnittlich viele Radikalisierte kommen aus der Region Genf.

Viele Konvertiten

Für die Studie wurden Daten des Nachrichtendienstes des Bundes analysiert und Interviews durchgeführt. Die Schweiz weise im Vergleich zur Bevölkerung etwa gleich viele Jihadreisende auf wie Deutschland und deutlich mehr als Italien. Grösser seien die Probleme mit der Radikalisierung hingegen in Frankreich, Belgien oder Österreich.

Der Anteil an Konvertiten an den Jihadreisenden aus der Schweiz sei mit 20 Prozent überproportional hoch, heisst es in der Studie. Der Kontakt mit entsprechenden islamistischen Inhalten im Internet reiche nur selten aus, um die Radikalisierung zu begründen, unterstütze diese aber. Wichtiger seien aber Gruppendynamiken und der Kontakt mit Gleichgesinnten in der realen Welt.

Ein besonderes Problem seien Islamisten für die Gefängnisse. Die Studienautoren schlagen deshalb den Ausbau von zwei bis drei Strafvollzugsanstalten zu Kompetenzzentren vor, in denen Mitarbeitende spezifische Weiterbildungen absolvieren und sich untereinander vernetzen.

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