Skandalöse Zustände auf Bauernhöfen«Nur noch der Schädel und Hautreste waren sichtbar»
Die Missstände auf Schweizer Bauernhöfen sind gross. Vielen Betrieben werden deshalb die Subventionen gekürzt oder gestrichen.
Nicht nur bei den Schweinen ist die Situation prekär. (Quelle: TierimFokus)
Tausenden Bauernbetrieben in der Schweiz werden die Subventionen gestrichen, weil sie gegen den Tierschutz verstossen. Dies zeigen Daten des Bundesamts für Landwirtschaft. Im Jahr 2017 kam es auf 7398 Betrieben zu Kürzungen, das heisst bei jedem siebten Hof mit Subventionen.
Die «Sonntagszeitung» hat nach wochenlangen Recherchen mehrere Fälle zusammengetragen. Sie zeigen die skandalösen Zustände auf den Schweizer Bauernhöfen. Allerdings darf nicht vergessen werden, dass die Mehrheit der Bauern ihre Tiere korrekt behandeln.
Kranke Schweine
Fünfmal brachte ein Zürcher Schweinemäster kranke Schweine zum Schlachter. Verschiedene Inspektionen auf dem Hof zeigten wieso. Im Strafbefehl steht: Das Futter sei «faul und verschimmelt» gewesen und die Schweine hätten «massive unbehandelte Infektionen gehabt, sodass die Tiere über Wochen an Schmerzen gelitten haben». Drei Säue mussten sofort eingeschläfert werden.
Kranke Rinder
Ein weitere Zürcher Landwirt liess 39 seiner Kälber an der Rindergrippe verenden. Allein im Januar 2018 verstarben 28 Tiere. Die Staatsanwältin schreibt, dass der Bauer wusste, dass die Kälber krank waren, und er trotzdem bewusst kein Tier behandelte. Ausserdem fanden die Kontrolleure weitere ausgehungerte Kälber vor, die sich kaum erheben konnten.
Zu wenig Platz
Bei einem anderen Hof wurde die benötigte Fläche, um Kühe und Kälber zu halten, um mehr als die Hälfte verfehlt. Die Tiere drängten sich auf 57 Quadratmeter – 135 Quadratmeter hätten es sein müssen. Zum Teil standen die Kälber und Kühe bis zum Knöchel in Harn und Kot.
Kein Wasser
In Luzern kam es zu einem prekären Fall bei einem Schweinezüchter. Er hielt 410 Schweine ohne Zugang zu Wasser. Im Strafbefehl steht: «Drei Schweine mit starken Verletzungen liess er einfach liegen, statt sie zu erlösen.» Im Stall wurden ausserdem Knochen von verendeten Schweinen gefunden, die er nicht beseitigt hatte. Aufgrund der fehlenden Beschäftigung neigen Schweine zum Kannibalismus.
Tote Tiere im Stall
Ein ähnlicher Fall spielte sich in einem anderen Betrieb in Luzern ab. Aus den Akten liest man, dass ein Kadaver eines toten Schweines nicht entfernt wurde und restliche Schweine seine Überreste frassen. Im Bericht steht: «Zum Zeitpunkt der Kontrolle waren von dem toten Tier nur noch der Schädel und Reste der Haut sichtbar.»
Kranke Ziege
Nicht nur Rinder und Schweine leiden unter den widrigen Umständen. Auch Ziegen sind davon betroffen. St. Galler Beamte trafen bei einer Kontrolle auf ein Tier, dass sich mit den Vorderläufen nur noch auf den Knien fortbewegen konnten.
Polizeischutz für Inspekteure
Vom Bauernverband heisst es, dass fehlbare Bauern dem Ruf der ganzen Branche schadeten. Er unterstütze die Behörden bei den Kontrollen, damit Verstösse aufgedeckt werden könnten. Laut dem Berner Kantonstierarzt handelt es sich bei den Landwirten oftmals um überforderte Bauern, nicht um absichtliche Tierquäler.
Oftmals müssen die Tierärzte mit Polizeischutz zu den Betrieben. Im Kanton St. Gallen kam es zwischen 2010 und 2015 vermehrt zu gewalttätigen Vorfällen. Ein Bauer schlug einer Kontrolleurin sogar die Faust ins Gesicht. Auch Morddrohungen werden ausgesprochen.