Altstätten SGLebte IS-Mann unbehelligt in Bundes-Asylzentren?
Ein IS-Kämpfer soll monatelang in Asylzentren des Bundes gelebt haben. Den Vorwürfen sei nie nachgegangen worden, berichten türkische Medien.
Der mutmassliche IS-Kämpfer E. D. reiste laut dem türkischen Portal «Yeni Özgür» vor einem halben Jahr als Flüchtling in die Schweiz ein und kam im Asylzentrum des Bundes in Altstätten SG unter. Dort habe er «mit seinem Selbstbewusstsein und seiner entspannten Haltung» alle Blicke auf sich gezogen.
Das Portal berichtet, D. sei über die Zeit «praktisch Leiter des Lagers» geworden. Er habe die Küche für die Zubereitung eigener Mahlzeiten benutzen dürfen, was anderen untersagt gewesen sei. Kranken Asylbewerbern habe er Medikamente organisiert, zu Mitarbeitern der für die Sicherheit zuständigen Firma habe er gute Kontakte gepflegt.
Ignorierte Leitung Hinweise?
Das sei so weit gegangen, dass er sogar neu ankommende Asylbewerber in andere Räume eingeteilt habe und Informationen über diese gesammelt habe. Er habe auch andere Asylbewerber mit der Kamera aufgenommen. Mehrere andere Asylbewerber hätten sich bei der Leitung des Zentrums beschwert – ohne Erfolg, wie «Yeni Özgür» berichtet. D. selbst habe behauptet, er habe für die kurdische Miliz YPG gekämpft.
Nach einiger Zeit sei D. in das Bundeszentrum in Kreuzlingen umgesiedelt worden. Hinweisen von anderen Asylbewerbern, D. sei Mitglied des IS, sei nicht nachgegangen worden. Stattdessen habe die Leitung nach konkreten Beweisen gefragt.
Verhaftung am letzten Samstag
Nach einiger Zeit jedoch habe ihn ein weiterer Bewohner als IS-Mitglied erkannt – und der Leitung einen Beweis vorgelegt. Auf einem Foto ist der bärtige D. in Militärkleidung in Syrien abgebildet. Es erschien in der syrischen Presse zur Mitteilung zum Tod von IS-Kämpfern.
Danach reagierten die Behörden. Wie die Oberstaatsanwaltschaft des Kanton Thurgau dem Portal «Crime Schweiz» gegenüber bestätigt, wurde D. am letzten Samstag festgenommen. Es laufe eine Strafuntersuchung wegen des Tatverdachts der rechtswidrigen Einreise, wird Oberstaatsanwalt Marco Breu zitiert.
Aufgrund des Verdachts einer Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung sei umgehend die Bundesanwaltschaft informiert worden. Die Einvernahme von D. durch die Kantonspolizei Thurgau sei deshalb in Gegenwart von Beamten der Bundeskriminalpolizei erfolgt, so Breu zu «Crime Schweiz». D. befinde sich mittlerweile in Ausschaffungshaft.