«Richtiger Zeitpunkt für einen Wechsel»

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Levrat-Rücktritt«Richtiger Zeitpunkt für einen Wechsel»

Der Freiburger SP-Ständerat Christian Levrat gibt die Parteileitung ab. Auf Social Media wird seine Leistung für die Partei unterschiedlich beurteilt.

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Der Politologe Michael Hermann nennt mögliche Kandidaten für die Nachfolge an der Spitze der SP und sagt, wie es mit Levrat selbst weitergehen könnte. (Video: Keystone/SDA)

Die Reaktionen auf den im Frühling geplanten Rücktritt Christian Levrats als SP-Parteipräsident fallen unterschiedlich aus. So danken verschiedene SP-Mitglieder dem Parteichef für die von ihm geleistete Arbeit. Levrat habe die SP über zwölf Jahre geprägt, zusammengehalten und gleichzeitig erneuert, schreibt etwa SP-Nationalrat Fabian Molina. «Mit taktischem Geschick hast du die Schweizer Sozialdemokratie stolz gemacht und jetzt den richtigen Zeitpunkt für einen Wechsel gefunden. Danke für alles, Genosse!»

Auch SP-Nationalrätin Nadine Masshardt dankt Levrat für seine «unglaublich wichtige Arbeit für die SP». Es sei immer eine Freude gewesen, mit ihm zusammenzuarbeiten. Zugleich twittert sie eine Information zur Nachfolge: «Für das SP-Parteipräsidium stehe ich nicht zur Verfügung.» Aber sie werde sich für die Wiederwahl als Fraktionsvizepräsidentin zur Verfügung stellen.

Kritische Stimmen

Andere Twitter-User sehen in den Danksagungen der Parteimitglieder kritisch. Einer schreibt, dass Levrat das schlechteste Wahlergebnis in der SP-Geschichte eingefahren habe und fragt sich: «Was soll jetzt diese Schönrederei? Wäre Levrat weniger Populist und mehr Realist gewesen, hätte er die SP vorwärtsbringen können.»

Er kritisiert, dass Levrats politische Ausrichtung der Partei geschadet habe: «Seit er Präsident ist, wählen die Arbeiter kaum noch SP, auch weil der linksextreme Kurs nicht gut ankommt.» Und er sorgt sich: «Wenn man bedenkt, was für noch grössere Populisten in den Startlöchern für seine Nachfolge stehen, kann einem Bange werden.»

Ankündigung

SP-Chef Christian Levrat tritt im kommenden Frühling nach zwölf Jahren an der Spitze der Partei ab. Er werde nicht für eine weitere Amtszeit kandidieren, sagte der 49-jährige Freiburger Ständerat in Interviews mit den Zeitungen «Blick» und «La Liberté» vom Dienstag.

Er sei bald zwölf Jahre im Amt mit viel Freude und Energie, sagte Levrat der Freiburger Zeitung «La Liberté». Die Tätigkeit ermüde aber sowohl auf politischer Ebene als auch persönlich. Man müsse wissen, wann es Zeit sei, den Stab weiterzugeben.

War zwölf Jahre SP-Chef: Christian Levrat. (Archivbild)
Der dreifache Vater ist seit 2008 SP-Präsident und damit der amtsälteste Parteichef.
Parteipräsidenten unter sich: Christian Levrat (links) mit CVP-Chef Gerhard Pfister.
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War zwölf Jahre SP-Chef: Christian Levrat. (Archivbild)

Keystone/Anthony Anex

Wahlschlappe

Bei den eidgenössischen Wahlen im Oktober hatte die SP das schlechteste Resultat seit 1919 hinnehmen müssen. Sie verlor vier Nationalratsmandate. Danach wurden Stimmen laut für eine Erneuerung der Parteispitze.

Als mögliche Kandidatinnen für Levrats Nachfolge wurden in den Medien etwa die Nationalrätinnen Mattea Meyer (ZH), Nadine Masshardt (BE), Flavia Wasserfallen (BE), Samira Marti (BL) und Barbara Gysi (SG) genannt, bei den Männern Cedric Wermuth (AG) und Jon Pult (GR). Levrat selber wollte sich im Interview nicht zu möglichen Namen äussern.

Im Frühjahr wird neue Führung gewählt

Die SP-Delegierten haben an der Versammlung vom 30. November ein erstes Mal Gelegenheit, über die Parteiführung zu sprechen. Entscheide für die nächsten vier Jahre werden aber erst im Frühjahr gefällt, am Parteitag vom 4. und 5. April in Basel. Dann werden die Delegierten auch den Präsidenten oder die Präsidentin für die nächsten zwei Jahre wählen. (chk/sda)

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