Masken-Mangel zeichnete sich vor Jahren ab

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Der Bund hat bei der Anzahl nötiger Masken im Pandemiefall mit falschen Zahlen gerechnet. Zudem hat er die Verantwortung abgegeben. Gehandelt werden konnte erst zu spät.

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Ende Januar hat sich das Coronavirus begonnen auszubreiten. In der Schweiz verschickte das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung, BWL, ein Schreiben an die Schweizer Spitäler. Das Bundesamt empfehle, die Lagerbestände an Masken zu überprüfen.
Doch es war bereits zu spät. Zu diesem Zeitpunkt ist der Markt für dringend benötigtes Schutzmaterial bereits ausgetrocknet gewesen
Die Folge: Viele Schweizer Spitäler gerieten bereits kurz nach Ausbruch der Corona-Krise hierzulande in einen Engpass. Sie mussten Notkäufe tätigen zu hohen Preisen und das Pflegepersonal musste die gleiche Maske tagelang tragen.
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Ende Januar hat sich das Coronavirus begonnen auszubreiten. In der Schweiz verschickte das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung, BWL, ein Schreiben an die Schweizer Spitäler. Das Bundesamt empfehle, die Lagerbestände an Masken zu überprüfen.

Keystone/Christian Beutler

Ende Januar hat die Ausbreitung des Coronavirus begonnen. Weltweit wurden Massnahmen zur Vorbereitung auf das Virus getroffen. In der Schweiz verschickte das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung, BWL, ein Schreiben an die Schweizer Spitäler.

Wie der «Tages-Anzeiger» berichtet, empfahl das Bundesamt, die Lagerbestände an Masken zu überprüfen, doch es war bereits zu spät. Zu diesem Zeitpunkt sei der Markt für dringend benötigtes Schutzmaterial bereits ausgetrocknet gewesen, da sich die halbe Welt auf die drohende Pandemie vorbereitete.

Die Folge: Viele Schweizer Spitäler gerieten bereits kurz nach Ausbruch der Corona-Krise hierzulande in einen Engpass. Sie mussten Notkäufe tätigen zu hohen Preisen und das Pflegepersonal musste die gleiche Maske tagelang tragen. Wie es im Bericht heisst, zeichnete sich das drohende Masken-Debakel in der Schweiz bereits vor Jahren ab.

Hunderttausende Masken fehlten

Noch Ende 2014 stand in einem Report des BWL, dass es gemeinsam mit dem Bundesamt für Gesundheit für die «Sicherstellung ausreichender Lager durch das Anlegen von Pflichtlagern und Mindestvorräten zuständig» sei. Um dieser Pflicht nachzukommen, verschafften sich die Behörden einen Überblick.

Es zeigte sich: Einige Kantone hatten nicht einmal einen Zehntel des Sollbestandes an Masken vorrätig. Insgesamt hätten gemäss der Erhebung rund ein Drittel oder 262'000 Atemschutzmasken gefehlt. Ende 2016 hielten die Behörden in einem Bericht deswegen fest: «Die Vorräte an Schutzmasken für den Fall einer Pandemie sind ungenügend».

Mit falschem Szenario gerechnet

In der Folge gab der Bund die Verantwortung über die Schutzmasken an die Spitäler ab. Zudem wurden die Vorgaben im Pandemiefall zu Empfehlungen. So kam es, dass den Spitälern nun die Masken gefehlt haben, denn kontrolliert habe der Bund die Anzahl bisher nicht. Die Verantwortung abgegeben habe der Bund aus finanziellen Gründen, wie Ueli Haudenschild, Leiter der Geschäftstelle Heilmittel beim BWL, der Zeitung sagt.

Doch die aktuelle Situation wäre wohl nicht entscheidend besser, auch wenn die damals berechneten Lagerbestände durchgesetzt worden wären. Die Vorsorgeexperten hätten die Bestände massiv zu tief veranschlagt. Offenbar liegt dem Pandemiefall ein falsches Szenario zugrunde. Er sei auf eine Grippepandemie ausgerichtet, bei dem nur eine Maske getragen werden muss für den Kontakt mit Influenza-Erkrankten. Die Realität zeige nun, dass das gesamte Gesundheitspersonal permanent Masken tragen.

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