Armee-Spitze lässt ihre Frauen zum Golf einfliegen

Aktualisiert

«Legale» ExzesseArmee-Spitze lässt ihre Frauen zum Golf einfliegen

Alkohol-Exzesse und Reisekosten von Gästen wurden in der Schweizer Armee lange Zeit über den Staat abgerechnet. Dass dies teilweise rechtswidrig ist, zeigt nun ein Bericht.

doz
von
doz

Die Schweizer Armee muss jährlich hohe Ausgaben verbuchen. 68,3 Millionen Franken waren es im Jahr 2017. Nun wird allerdings bekannt, dass ein Teil dieser Ausgaben nicht etwa für die Armee, sondern für private Zwecke ausgegeben wurde. Dies kam laut dem «Tages-Anzeiger» bei Befragungen des Oberfeldarzts Andreas Stettbacher ans Licht.

Dieser wurde im August 2017 bereits seit acht Monaten aufgrund eines zu teuren Weihnachtsessens freigestellt. Er hatte damals 15'000 Franken für 32 Personen ausgegeben. Dass er bei Weitem nicht der schlimmste Ausgaben-Sünder der Armee ist, gab er schliesslich bei seiner letzten Befragung am 3. August 2017 zu Protokoll.

«Exorbitante» Kosten

Betroffen von den Anschuldigungen sind der Ausbildungschef der Armee, Daniel Baumgartner, sowie der Armeechef Philippe Rebord. Die Aussagen Stettbachers waren so gravierend, dass der Verteidigungsminister Guy Parmelin umgehend eine neue Administrativuntersuchung anordnen musste.

So soll Rebord bei einem Seminar der höheren Stabsoffiziere deren Frauen mit Luftwaffe-Helikoptern eingeflogen haben. Ausserdem konnten sie einen unterirdischen See besuchen und an einem Golfkurs teilnehmen. Das alles für einen Kostenbeitrag der Frauen von 100 Franken. Damit war der Mehraufwand von 7000 Franken noch lange nicht gedeckt. Erklärt wurden die Flüge damit, dass die Piloten sowieso auf ihre Flugstunden hatten kommen müssen.

Baumgartner soll derweil wegen des Mietens eines Velodroms in Grenchen für ein Fest mit 3500 Mitarbeitern und 500 Gästen für «exorbitante Kosten» verantwortlich sein. Es sei viel getrunken und gegessen worden. Die Kosten beliefen sich auf eine halbe Million Franken.

Disziplinaruntersuchung gegen Baumgartner

Des Weiteren sei es zu einer Schnapsorgie im Elm gekommen. Auf die 22 Vertreter der Geschäftsleitung und sechs Gäste fielen «7 Biere, 82 Einheiten Spirituosen (1 Kaffee Zwetschgen Luz, 53 Appenzeller, 17 Grappa Barolo, 4 Scotch Whisky, 6 Vieille Prune Morin, 1 Williams Theiler Pianta), 10 Flaschen Weisswein, 12 Flaschen Rotwein, damit total 1735.20 Franken für alkoholische Getränke, somit 78.87 Franken pro Mitarbeiter (ohne Gäste).» Die Rechnung ging auf den Staat.

Stettbacher konnte nach seinen Aussagen auf seinen Posten zurückkehren. Die von Parmelin angeordnete Untersuchung ergab, dass sich Rebord korrekt verhalten habe. Für den Armeechef sprach, dass keine expliziten Verbote existieren, sondern nur eine Art Tradition, gemäss derer er handelte.

Gegen Baumgartner hingegen wurde eine Disziplinaruntersuchung eingeleitet. Diese kam zum Schluss, dass die Weihnachtsessen «regelkonform» seien. Die Alkohol-Rechnung sei «ungeschickt». Einige Geschenke an Mitarbeiter waren «sorgfaltswidrig». Das Geschenk einer Goldmünze an ihn selbst sei «rechtswidrig» gewesen. Ein Strafverfahren wurde allerdings nicht eingeleitet. Unklar ist, ob die unzulässigen Ausgaben zurückgefordert werden. Gegenüber dem «Tages-Anzeiger» wollte Baumgartner nicht Stellung nehmen. Parmelin spricht dem Ausbildungschef weiterhin das Vertrauen aus.

Deine Meinung zählt