Flughafen GenfMutter sieht ihre Kinder nach acht Jahren wieder
Kedija (15) und Yonas (12) verliessen Eritrea auf der Suche nach ihrer Mutter – und strandeten in einem libyschen Lager. Jetzt durften sie in die Schweiz fliegen.
Kedija und Yonas sehen nach acht Jahren zum ersten Mal wieder ihre Mutter. (Video: UNHCR)
Das emotionale Video, das das UNO-Flüchtlingshilfswerk UNHCR kürzlich auf Instagram gestellt hat, wurde schon über 50'000-mal angeschaut. Es zeigt, wie eine Mutter aus Eritrea ihren Sohn und ihre Tochter (12 und 15 Jahre alt) im vergangenen März am Flughafen Genf in die Arme schliesst. Es war ein Wiedersehen nach mehr als acht Jahren Trennung.
Wie das UNHCR auf seiner Website schreibt, haben die beiden Kinder eine Odyssee hinter sich. Die Mutter, die Eritrea 2010 in Richtung Europa verlassen hatte, brachte ihre Kinder damals bei den Grosseltern unter. 2017 machte sich der Onkel zusammen mit den Geschwistern auf den Weg in Richtung Schweiz, wo deren Mutter als Asylbewerberin lebte.
Flucht als Odyssee
«Das Trio kämpfte mit extremen Temperaturen, Hunger und Durst, als es versuchte, mit Lastwagen und Bussen Äthiopien und den Sudan in Richtung Mittelmeer zu durchqueren», heisst es im Bericht. An der Grenze zwischen Libyen und Sudan seien sie Schleppern in die Arme gefallen. Als diese erfuhren, dass die Mutter in der Schweiz lebt, hätten sie versucht, Lösegeld von ihr zu erpressen.
Als die Mutter den Forderungen nicht habe nachkommen können, seien sie von ihrem Onkel getrennt worden und an einen anderen Menschenhändler verkauft worden. Dieser habe die beiden Kinder überraschend freigelassen. In der libyschen Wildnis seien sie auf andere eritreische Flüchtlinge gestossen. Mit ihnen hätten sie die Fahrt im Boot über das Mittelmeer gewagt. Dort seien sie aber aufgegriffen worden und schliesslich in einem libyschen Lager gestrandet.
In Flüchtlingslager aufgespürt
Dort spürten sie die Mitarbeiter des UNHCR im Gefangenenlager in Misrata auf, nachdem die verzweifelte Mutter sich an den Internationalen Sozialdienst Schweiz (SSI), ein Hilfswerk, das sich für den Kinderschutz einsetzt, gewandt hatte.
«Sie standen mir gegenüber und ich konnte nicht glauben, dass wir sie gefunden hatten», wird Noor Sishin vom UNHCR zitiert. Die Kinder seien bleich und mager gewesen. Sie hätten anders ausgesehen als auf dem Foto, mit dem sie gesucht worden waren.
Hier verlassen die Kinder das Lager in Misrata. (Bild: ©UNHCR / Tarik Argaz)
Die Schweiz erteilte den beiden schliesslich ein humanitäres Visum zur Einreise. Via Tunesien konnten sie nach Genf fliegen. Die Mutter wurde von Emilia Richard vom SSI zum Flughafen begleitet. «Wir haben drei Stunden gewartet», sagt Richard. «Als die Kinder durch den Zoll waren, haben alle geweint. Es war verrückt und für die Kinder und die Mutter ging ein Albtraum zu Ende.» Die Kinder gingen inzwischen zur Schule und seien sehr glücklich. «Wir hatten auch Glück, sie zu finden, denn die internationalen Organisationen haben nicht zu allen Internierungslagern in Libyen Zugang.»
*Name geändert
80-120 Fälle
Laut dem Staatssekretariat für Migration (SEM) kommt es hin und wieder vor, dass Familien zusammengeführt werden. «Es kann etwa von jährlich 80–120 Fällen ausgegangen werden», sagt Sprecher Reto Kormann. Es gebe ausnahmsweise die Möglichkeit, Personen, die unmittelbarer, konkreter Gefahr ausgesetzt sind, die Einreise mit einem humanitären Visum zu ermöglichen. «Dieses Visum ermöglicht eine sichere und legale Einreise in die Schweiz, damit hier der weitere Aufenthalt geprüft werden kann», so Kormann.
Politik-Push
Politik-Push
Politik-Push.
so gehts: Installiere die neuste Version der 20-Minuten-App. Tippe rechts oben auf das Menüsymbol, dann auf das Zahnrad. Wenn du dann nach oben wischst, kannst du die Benachrichtigungen für den Politik-Kanal aktivieren.