RumänienOrganisation befreit 300 Tiere aus Katzenhölle
Krasser Fall von «Animal Hoarding»: Eine Tierschutzorganisation befreit in Rumänien 300 Katzen. Solche Fälle ereignen sich auch in der Schweiz.
Krasser Fall von «Animal Hoarding» in Rumänien: Tierschützer fanden 300 Katzen eingepfercht auf kleinstem Raum vor. (Bildmaterial: NetAP)
«Dieser Anblick war selbst für hartgesottene Tierschützer kaum auszuhalten»: So beschreibt Esther Geisser, Präsidentin des Network for Animal Protection (NetAP), einen Rettungseinsatz in der rumänischen Stadt Braila.
Die Tierschützer befreiten Mitte Juni 300 Katzen, die dort eineinhalb Jahre zusammengepfercht auf engstem Raum gelebt hatten. Fast alle Tiere seien verletzt und krank gewesen, sagt Geisser. «Egal in welche Ecke wir schauten, überall lagen Katzen in erbärmlichem Zustand. Immer wieder entdeckten wir sterbende Tiere, für die jede Hilfe zu spät kam.» Wegen Futtermangels hätten sich die Tiere teilweise von verstorbenen Artgenossen ernähren müssen, so Geisser.
«Katzen haben sich innert 18 Monaten verfünffacht»
Die Halterin hatte gemäss Geisser rund eineinhalb Jahre zuvor circa 60 Katzen aufgenommen, wobei sie die Katzen nicht kastrieren liess. Als die Halterin schwanger wurde, habe sie ihre Mutter mit der Versorgung der Katzen beauftragt. «Diese war schockiert über die Anzahl der Tiere, die sich innerhalb von 18 Monaten verfünffacht haben», so Geisser. Sie habe einen lokalen Tierarzt und dieser wiederum lokale Tierschützer um Hilfe gebeten. «Daraufhin ist NetAP informiert worden. Zusammen mit unserem rumänischen Partner Sache Vet sind wir eingeschritten.»
Noch unklar, was mit den Katzen passiert
«Der Fall ist nach wie vor nicht abgeschlossen», so Geisser. Die Katzen seien in den vergangenen Tagen alle geimpft, gegen Parasiten behandelt und vor allem kastriert worden. «Die toten Tiere wurden entfernt und jene, die nicht zu retten waren, erlöst. Überlebt haben insgesamt 260 Katzen, welche momentan in Kliniken oder am umgestalteten Fundort leben.» Wie es nun mit den Katzen weitergeht, ist laut Geisser noch unklar: «Leider ist es unmöglich, alle Tiere zu vermitteln. Momentan werden Zwinger errichtet, wo die Katzen unter besseren Bedingungen leben können. Sie werden durch Tierfreunde vor Ort betreut.»
«Mehrere Hundert Katzenleben zu retten, kostet unglaublich viel Geld», so Geisser. Die Unterbringung, medizinischen Kosten und Anschlusslösungen seien leider noch nicht vollständig finanziert. «NetAP appelliert deshalb an Katzenfreunde und würde sich über Unterstützung jeglicher Art sehr freuen.»
Animal Hoarding auch hierzulande ein Problem
Fälle von «Animal Hoarding», also die Haltung von sehr vielen Haustieren auf engem Raum, gibt es jedoch nicht nur in Rumänien. «So ein Fall könnte sich theoretisch auch in der Schweiz ereignen», bestätigt Geisser. NetAP findet in Schweizer Privathaushalten regelmässig Katzen in ähnlich schlimmen Umständen vor. «Im jüngsten Fall im Zürcher Oberland haben wir über 40 Tiere eingefangen und kastriert. Der einzige Grund, warum wir nicht mehr Tiere vorfanden, war, weil laufend Katzen an Krankheiten starben oder überfahren wurden», so Geisser. Wären die Tiere nicht Freigänger gewesen, hätten sie wohl ein Vielfaches von ihnen im Haus angetroffen.
Geisser sieht deshalb nur eine einzige Lösung: «Eine Kastrationspflicht muss ins Gesetz! Mit Aufklärung kommt man nicht weiter, denn die Leute hören nicht zu, und jedes Jahr wird es schlimmer.»
Network for Animal Protection NetAP
NetAP ist eine unabhängige, gemeinnützige und international tätige Tierschutzorganisation und setzt sich dort ein, wo Tiere in Not sind. NetAP konzentriert sich vor allem auf die Verbesserung der Lebensbedingungen sogenannter Nutz- und Strassentiere. Zudem organisiert die Organisation Kastrationseinsätze und -programme in der Schweiz und im Ausland und betreibt Katastrophenhilfe. Mehr Informationen finden Sie hier.