Prepper bunkern Vorräte und kaufen Gasmasken

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CoronavirusPrepper bunkern Vorräte und kaufen Gasmasken

Das Coronavirus breitet sich weiter aus. Auch hierzulande häufen sich die Verdachtsfälle. Schweizer bereiten sich vor, wie ein Prepper-Shop-Besitzer sagt.

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Sehen Sie hier, was Geschäftsführer Reto Schätti aktuell an Vorbereitung empfiehlt. (Video: J.Kellenberger/ G.Brönnimann)

Nach Apotheken stürmen Schweizer aus Angst vor dem Coronavirus auch Läden mit Notvorratsartikeln. «Wir spüren das sehr krass im Moment, wir sind ständig am Nachbestellen. Teilweise werden sogar ganze Paletten bestellt», sagt Reto Schätti, Geschäftsinhaber der SicherSatt AG. Das Unternehmen im Kanton Zürich hat sich auf die Produktion von lang haltbaren Lebensmitteln spezialisiert – sogenannten Notvorräten. «In den letzten Wochen haben Hunderte Schweizer aufgrund des Coronavirus bei uns Bestellungen aufgegeben, sagt Schätti zu 20 Minuten.

Gefragt bei den Preppern (Anm. d. Red.: Menschen, die sich gezielt auf Naturkatastrophen, Pandemien oder Kriege vorbereiten, etwa durch das Anlegen eines Notvorrats) seien besonders Notvorratspakete, sagt Schätti. «Sie sind vor allem im Bezug auf den Coronavirus sehr praktisch, falls man eines Tages das Haus nicht mehr verlassen darf.» Im Paket sind Mahlzeiten mit Menüvorschlägen enthalten, die man nur noch mit heissem Wasser aufgiessen muss. Die Essenspakete gibt es ab 300 Franken zu kaufen, die Mahlzeiten sollen für einen ganzen Monat reichen. Auch das in Dosen abgefüllt Schweizer Trinkwasser, das eine Mindesthaltbarkeit bis 2028 vorweist, sei derzeit ein Kassenschlager.

Was Schätti bei der aktuellen Situation mit dem Coronavirus an Vorbereitung empfiehlt, sehen Sie oben im Video.

Schweizer besonders vorsorglich

Neben Essensvorräten bietet die Firma aber auch Schutzbekleidung an. Doch diese ist derzeit Mangelware: «Alle unsere Virenfilter-Masken sind bereits verkauft, die Restbestände sind schon reserviert. Auch die Gasmasken, wie man sie aus der Armee kennt, sind derzeit sehr gefragt», so Schätti. Ein weiterer Prepper-Shop sagt auf Anfrage, dass nebst den Schutzmasken auch die Ganzkörperschutzanzüge ihnen regelrecht aus den Händen gerissen worden seien.

Laut Reto Schätti sind die Schweizer im Bezug auf das Coronavirus besonders vorsorglich. «Die beliebtesten Produkte in unserem Shop in Deutschland sind zwar nahezu identisch, die Kaufkraft aber deutlich schwächer.» Auch im Europavergleich soll die Schweiz ganz vorne stehen. Das Alter und der Bildungsstand der Prepper seien bunt gemischt. Die Leute, die Schätti abseits des Onlinegeschäfts zu Gesicht bekomme, hätten ganz normale Jobs.

«Prepper haben so oft sichere Jobs und Strukturen»

Jakob Scherrer, Psychologe im Bereich Traumatherapie, präzisiert: «Oft sind Prepper Menschen, die sich nach Sicherheit und Strukturen sehnen. Sie suchen sich sichere Jobs, etwa beim Staat. Auch in ihrem Privatleben sind sie äusserst auf Sicherheit und Vorbereitung bedacht. Das äussert sich beispielsweise durch das Horten von lebenswichtigen Gegenständen.»

Ein weiterer Grund für das Preppen ist laut Scherrer auch die Kompensation von Verlustängsten, die im Laufe des Lebens entstanden sind. «Ich glaube aber, dass bei den Menschen die Veranlagung, übervorsichtig zu sein, bereits angeboren ist.»

Angst ist laut Experten stark übertrieben

Die Angst der Prepper vor dem Coronavirus ist laut Experten stark übertrieben. Die Weltgesundheitsorganisation WHO betonte am Mittwochabend, «die Übertragungskette kann immer noch unterbrochen werden». Die meisten Patienten zeigten milde Symptome. Bisher verzichtete die WHO denn auch auf die Ausrufung eines Notstandes.

Das Bundesamt für Gesundheit hält für die Schweiz keine weiteren Massnahmen nötig. Ebenso ist im Kontext des Coronavirus zu beachten, dass allein in der Schweiz während der Grippesaison Hunderte Menschen an der normalen Grippe sterben. Bisher gibt es in der Schweiz keinen bestätigten Coronavirus-Fall.

«Gewisse Mengen an Notvorräten sind vernünftig»

Damit das Preppen nicht ausartet, rät Psychologe Jakob Scherrer, sich mit anderen Leuten auszutauschen, die unbefangen sind oder gar eine andere Sichtweise haben. Auch könne man sich bei Fachstellen informieren, wie die aktuelle Lage aussehe. «Der Bund empfiehlt ja gewisse Mengen an Mineralwasser oder Notvorräten zu halten. Das ist vernünftig», so der Psychologe.Seiner Erfahrung nach bereuen Prepper am Lebensende, sich immer so viel Sorgen gemacht zu haben. «Diese Negativität bestimmt das ganze Leben. Man muss versuchen, mit einer Änderung des eigenen Verhaltens diesen negativen Kreis zu durchbrechen.»

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