SBB wirft 700 Passagiere aus überfüllten Zügen

Aktualisiert

Gotthard-BasistunnelSBB wirft 700 Passagiere aus überfüllten Zügen

Wenn Züge durch den Gotthard-Basistunnel überfüllt sind, müssen Passagiere vorzeitig raus. Dafür erhalten sie einen 5-Franken-Gutschein.

von
Patrick Stopper
Wenn die Züge durch den Gotthard-Basistunnel zu voll sind, müssen Passagiere vorzeitig aussteigen. Die Fluchtwege müssen immer frei sein.
Dann müssen Passagiere auf einen nächsten Zug umsteigen. Sie erhalten einen 5-Franken-Gutschein. Genug, findet die SBB. Innerhalb einer halben Stunde fahre jeweils ein weiterer Zug.
Seit Eröffnung des Gotthard-Basistunnels im Dezember 2016 waren gemäss Aussage der SBB 700 Personen von dieser Massnahme betroffen.
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Wenn die Züge durch den Gotthard-Basistunnel zu voll sind, müssen Passagiere vorzeitig aussteigen. Die Fluchtwege müssen immer frei sein.

Keystone/Gaetan Bally

Wer auf der Rückreise aus dem Tessin einen vollen Zug erwischt, kann gleich doppelt Pech haben, denn wenn zu viele Leute stehen müssen, wirft die SBB Passagiere raus.

Der Grund dafür ist, dass die Fluchtwege in den Zügen frei bleiben müssen. Grundsätzlich sei das auf jeder Strecke der Fall, sagt SBB-Sprecher Patrick Walser.

«Ausgeklügeltes Notfallkonzept»

Der Gotthard-Basistunnel sei insofern speziell, als eine allfällige Evakuierung im längsten Tunnel der Welt aufwendiger wäre als auf anderen Strecken. Dank einem ausgeklügelten Notfallkonzept gehöre er zu den sichersten Tunnels der Welt.

Seit Inbetriebnahme im Dezember 2016 waren zehn Züge betroffen. Insgesamt mussten 700 Leute einen Zug verlassen, wie SBB-Sprecher Walser zu 20 Minuten sagt. Die grössten Probleme seien in der Altjahreswoche aufgetreten, als im Norden kein Schnee lag und überraschend viele Deutschschweizer kurzfristig ins frühlingshafte Tessin gereist seien.

Fünf Franken Entschädigung

Betroffene erhalten einen 5-Franken-Gutschein. Aus Sicht der SBB ist das genug, denn innerhalb von 30 Minuten folge bereits die nächste Verbindung.

Ob Passagiere die Züge verlassen müssen oder nicht, entscheide das Zugpersonal nach eigenem Ermessen. Eine konkrete Vorgabe durch den Bund gibt es nicht. Stehplätze sind denn auch nicht generell verboten. Entscheidend ist, ob es noch ein Durchkommen gibt oder nicht.

Keine Probleme im alten Tunnel

Wer an Tagen mit vielen Passagieren sichergehen will, kann mit einer Platzreservation vorsorgen. Diese kostet pro Sitzplatz 5 Franken. Seit Dezember sind insgesamt 8000 Personenzüge mit fast zwei Millionen Passagieren durch den neuen Tunnel gefahren.

Im alten Tunnel trat das Problem noch nicht auf, weil dort ein anderes Evakuierungskonzept angewandt wurde.

Chaotische Szenen an Wochenenden

Seit Inbetriebnahme des Gotthard-Basistunnels ist die Passagierzahl auf der Nord-Süd-Achse um etwa 30 Prozent gestiegen. An Tagen mit vielen Ausflüglern kam die SBB an ihre Grenzen – etwa am Auffahrts- und am 1.-Mai-Wochenende, an denen sich zum teil chaotische Szenen abspielten.

Am vergangenen Pfingstwochenende setzte die SBB deshalb 34 Extrazüge ein. Der Effort hatte sich gelohnt: Über die Feiertage seien keine Züge betroffen gewesen, sagt SBB-Sprecher Walser.

An Sonntagabenden, an denen jeweils viele Studenten aus dem Tessin nach Zürich fahren, waren bisher ebenfalls viele Züge überfüllt. Mittlerweile hat die SBB deshalb zwei zusätzliche Verbindungen eingeführt, die jeweils kurz vor den regulären Eurocity-Zügen fahren.

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