Kapitalistische VerschwörungSP plant Umsturz in Wahlvideo
Nach der SVP lanciert auch die SP ein Wahlkampf-Video. SP-Mitglieder lehnen sich darin gegen das kapitalistische System auf.
Im neuen SP-Wahlvideo «Day of Decision» verschwören sich einige Konzernchefs zur Durchsetzung ihrer Interessen: «Wir haben lange genug gewartet, meine Freunde in der Politik werden das durchbringen», sagt ein Boss. Der Waffenhandel soll begünstigt werden, Umweltschutz-Anliegen sollen hingegen ignoriert werden. Prompt werden ihre Wünsche von der Schweizer Politik umgesetzt.
Es wird einer kleinen, reichen Elite möglich, die Welt zu lenken, und damit die Bedürfnisse der übrigen Gesellschaft zu untergraben. Gegen diesen im Film als «perverses System» bezeichneten Zustand wehrt sich mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln eine kleine, anarchisch organisierte Opposition – die SP-Fraktion.
«Eine Welle, die unsere Gesellschaft verschlingt»
Nationalrat Fabian Molina – quasi als Che Guevara – nimmt darin eine der Hauptrollen ein, an der Seite anderer Nationalräte wie Mattea Meyer, Nadine Masshardt, Cédric Wermuth und Beat Jans. Sie alle versuchen, als Solo-Kämpfer den kapitalistischen Verschwörern letztmöglichen Widerstand zu leisten. Denn, so heisst es im Film: «Es ist wie eine riesige Welle, die versucht, unsere Gesellschaft zu verschlingen.»
«Wir wollen mit dem Video zeigen, in welche Richtung sich die Schweiz weiterentwickeln könnte, wenn nichts dagegen unternommen wird – natürlich in überspitzter Weise mit einem Augenzwinkern», sagt Molina. Verschwörungstheorien sieht er keine bedient. Schliesslich sei in der Vergangenheit zum Beispiel bei der Kampfjetbeschaffung durch Konzerne durchaus Einfluss auf politische Entscheidungsträger genommen worden.
Nach der SVP dreht die SP nun einen Thriller
Die Darstellungen im Film hält Molina im Rahmen von Wahlkampfwerbung für angemessen. «Ich finde auch in diesem Kontext legitim, dass man das, woran man glaubt, verständlich darstellt.» Dass die Filminhalte jedoch ohne Veränderung eine mögliche Zukunft abbilden könnten, daran zweifelt Molina nicht.
Das Video wurde vom Regisseur Johannes Bachmann produziert. Dank Freiwilligenarbeit aus Partei- und Freundeskreisen habe es insgesamt nur 7000 Franken gekostet, erklärt Molina.
Wahlwerbung in der Form eines Politthrillers liegt im Trend: Auch der Trailer zum kürzlich angekündigten SVP-Wahlvideo kommt selbstironisch als Kombination aus Mafia- und Politthriller daher. Molina sagt dazu: «Es ist nicht so, dass uns nichts Besseres eingefallen ist. Die Idee kam uns bereits diesen Frühling. Da wussten wir noch nichts vom Video der SVP.»
«SP-Kandidaten kommunizieren traditionelle linke Werte»
Laut Louis Perron, Politberater mit Kunden im In- und Ausland, sind solche Wahlvideos beliebt, weil Digitales ganz allgemein im Trend liege. Sie dienten der «Mobilisierung der eigenen Unterstützer, die solche Videos weiterleiten, liken und so selbst aktiviert werden».
Sinnlos seien solche Videos auch bei abwegiger thematischer Verpackung nicht, solange sie gut gemacht sind, erklärt Perron. So auch das SP-Video: «Hier wird eine klare inhaltliche Botschaft kommuniziert, mit etwas Humor und Showeffekten verpackt.» Die SP-Kandidaten kommunizierten darin traditionelle linke Werte auf moderne Art und Weise. «Und diese kann man entweder teilen oder eben auch nicht.»