SüdafrikaSchweizer Löwenflüsterer wird zum Instagram-Star
Dean Schneider gab sein Leben in der Schweiz auf, um eine Oase für Wildtiere zu errichten. Auf Social Media wird er von Tausenden für seine Arbeit gefeiert.
Beim Anblick des Videos stockt einem der Atem: Ein Löwe stürmt herbei und springt dem Mann auf die Schultern. Doch aus dem vermeintlichen Angriff wird eine Umarmung, aus dem vermeintlichen Kampf um Leben und Tod ein Katz-und-Maus-Spiel. Dean Schneider, die Maus im Szenario, lacht: «Den Löwen namens Dexter kenne ich nun schon, seit er ein Baby ist.» Er habe das im Käfig gehaltene, von Zecken und Läusen übersäte Jungtier aus den Fängen eines Züchters gerettet, sagt der 26-Jährige Schweizer.
Nun lebt Dexter mit anderen in Gefangenschaft geborenen Tieren in Dean Schneiders 400 Hektar grossen Reservat in Südafrika (siehe Box). Auf Instagram und Youtube hält Schneider nicht ganz alltägliche Szenen aus seinem Leben fest – etwa wie er das Kapuzineräffchen JayJay füttert oder wie er mit der Hyänen-Dame Chuckie spielt. Die Beiträge kommen an: 30'000 neue Follower hat Schneider seit Anfang Dezember auf Instagram, insgesamt sind es nun schon fast 100'000.
Von ganzem Besitz getrennt
Schneider bleibt derweil bescheiden: «Ich bin keiner jener Influencer, die ihren Followern etwas verkaufen wollen oder nur doofe Unterhaltungs-Videos drehen – mir geht es nur darum, möglichst vielen Menschen diese atemberaubende und wilde, aber eben auch bedrohte Tierwelt näherzubringen und damit die Welt zum Besseren zu verändern.»
Seine Posts stossen auf grosse Resonanz. «Von gestern auf heute habe ich 800 Direktnachrichten auf Instagram persönlich beantwortet, um den Fans zu zeigen, dass ich den Support von ihnen nicht als selbstverständlich betrachte», sagt Schneider. Und nicht nur auf Social Media ist Schneider begehrt, auch traditionelle Medienhäuser rennen bei ihm die Türen ein. «Neben Schweizer Medienhäusern will beispielsweise auch eine englische Tageszeitung etwas über mein Projekt berichten.»
Nun habe ich nichts – und trotzdem alles.
Doch wieso gibt jemand eine erfolgversprechende Karriere als Finanzplaner auf, um in Afrika ganz neu anzufangen? «Ich war schon immer von Tieren fasziniert und wollte mich für ihren Schutz einsetzen», sagt Schneider. Nach einigen Jahren im Job habe er sich immer weniger vorstellen können, sein Leben in einer von materialistischen Werten bestimmten Welt zu leben. Schneider veräusserte seinen ganzen Besitz und zog nach Afrika. «Nun habe ich nichts – und trotzdem alles.»
Hakuna Mipaka – keine Grenzen
Mit seinem Vorhaben stiess er auf seinem Umfeld nur vereinzelt auf Verständnis. «Meine Familie war nicht begeistert, dass ich die Karriere in der Schweiz einfach aufgegeben habe, um so ein risikoreiches Unterfangen in Afrika zu wagen», sagt Schneider. Auch meine Kollegen haben gedacht, ich sei wahnsinnig, ein so gutes Leben in der Schweiz aufzugeben. «Mittlerweile sind aber sowohl meine Eltern als auch die Kollegen total begeistert und stolz auf meine Arbeit.»
Eine Arbeit, die jeden Tag anders aussehen kann. «Das Löschen von Buschfeuern kann ebenso auf der Tagesordnung stehen wie die Versorgung von verletzten wilden Tieren oder die Rettung von vernachlässigten, in Gefangenschaft aufgewachsenen Tieren», sagt Schneider. Darüber hinaus besuche er und sein «Hakuna Mipaka-Team» – was auf Swahili «keine Grenzen» bedeutet – regelmässig verschiedene Schulen und kläre die Kinder über die Tierwelt auf. Dean Schneider ist überzeugt: «Wir müssen mit allen Lebewesen – Mensch und Tier – gleichermassen umgehen: wertschätzend, mutig und treu.»
Hakuna Mipaka Dean Schneider lebt seit einem Jahr in Südafrika im Reservat seines Vereins «Hakuna Mipaka». 400 Hektar gross ist das Grundstück insgesamt – ein Teil davon ist für jene Tiere reserviert, die in Gefangenschaft geboren und aus teilweise desaströsen Bedingungen gerettet wurden. Das restliche Land ist für wilde Tiere reserviert, beispielsweise Zebras, Impalas, Kudus, Hyänen oder Paviane, die in Freiheit leben.
Hakuna Mipaka Dean Schneider lebt seit einem Jahr in Südafrika im Reservat seines Vereins «Hakuna Mipaka». 400 Hektar gross ist das Grundstück insgesamt – ein Teil davon ist für jene Tiere reserviert, die in Gefangenschaft geboren und aus teilweise desaströsen Bedingungen gerettet wurden. Das restliche Land ist für wilde Tiere reserviert, beispielsweise Zebras, Impalas, Kudus, Hyänen oder Paviane, die in Freiheit leben.