Was bringt ein Verbot von Kurzstreckenflügen?

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Vergleich von StädtetripsWas bringt ein Verbot von Kurzstreckenflügen?

Ein Vergleich in punkto CO2-Ausstoss, Fahrzeit und Preis zeigt: Nicht immer ist der Zug die ökologischste Variante – und das Fliegen nicht immer die schlechteste.

Stefan Ehrbar
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Stefan Ehrbar
«Kurzstreckenflüge sollten verboten werden», fordert der Präsident der Basler Grünen Balint Csontos. Der Flugverkehr belaste das Klima. Doch welche Art von Reisen ist die sauberste – und welche die schnellste?
Eine Städtereise mit dem Auto empfiehlt sich je nach Destination – und je nach ökologischem Gewissen. Wer ein grosses hat, sollte darauf verzichten.
Eine Analyse von 20 Minuten zeigt: Der Flugverkehr schneidet bezüglich CO2-Ausstoss schlecht ab. Auf einzelnen Strecken wie etwa von Bern nach Berlin ist das Flugzeug aber immerhin noch sauberer als das Auto.
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«Kurzstreckenflüge sollten verboten werden», fordert der Präsident der Basler Grünen Balint Csontos. Der Flugverkehr belaste das Klima. Doch welche Art von Reisen ist die sauberste – und welche die schnellste?

iStock/Dinogeromella

Kurzstreckenflüge innerhalb von Europa sollen verboten werden. Das fordert der Präsident der Baselbieter Grünen Bálint Csontos gegenüber «Primenews.ch». Die Menschheit verhalte sich verantwortungslos: «Wir haben versagt, weil wir der Fluglobby bisher immer den Vortritt gelassen haben.» Es sei ein Skandal, dass der Flugverkehr vom Klimaabkommen ausgenommen sei.

Der deutsche Mobilitätsforscher Andreas Knie hatte zuvor in der «Zeit» ein Verbot von Flügen innerhalb Deutschlands gefordert. Zudem solle wegen der fatalen Wirkung von Flugzeugabgasen generell die Zahl der Flüge pro Mensch gedeckelt werden – oder die Flugpreise müssten deutlich steigen. Der Schweizer Verkehrssoziologe Timo Ohnmacht pflichtet ihm bei und fordert eine Besteuerung von Kerosin: «Fliegen muss teurer werden», sagt er zu 20 Minuten.

«Einseitige Benachteiligung»

Anders sieht das der SVP-Nationalrat und Umweltpolitiker Christian Imark. Er sagt: «Würde die Schweiz eine Steuer auf Kerosin einführen, würden hiesige Airlines einseitig benachteiligt.» Das Gleiche gelte für das europäische CO2-Handelssystem. Die Airline-Branche könne ihren CO2-Ausstoss nur global reduzieren, was sie mit dem Projekt Corsia der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) auch tue.

Die Entwicklung und der Wohlstand der Menschheit seien direkt mit dem CO2-Ausstoss verbunden, sagt Imark. «Eine Gesellschaft muss funktionieren. Menschen brauchen Platz und verursachen CO2. Wer das stoppen will, denkt keine Sekunde über die soziale Verträglichkeit nach. Arbeitsplatzverlust und Aufgabe der persönlichen Freiheit bis hin zu sozialen Unruhen wären die Folgen», sagt Imark.

Der Zug gewinnt nicht immer

Doch wie viel CO2-Ausstoss verursachen Städtereisen mit dem Flugzeug tatsächlich? Wie viel ökologischer wäre es, nur auf der Strasse oder Schiene zu reisen – und wie viel mehr Zeit und Geld müsste dafür aufgewendet werden?

Eine Analyse von 20 Minuten, die sich auf verschiedene Quellen stützt (siehe Box), zeigt, dass eine Reise mit dem Flugzeug manchmal ökologischer sein kann als eine mit dem Auto. Nicht in allen Fällen ist die Reise mit dem Zug zudem sauberer als etwa jene mit dem Fernbus – gerade in Länder, in denen Züge mit Dieselantrieb oder einem wenig ökologischen Strommix unterwegs sind.

Die Vergleiche beziehen sich auf eine Reise am 5. September, die am 22. August gebucht wurde. Dabei wurde jeweils der günstigste Direktflug gewählt. Die Daten für die Eisenbahn beziehen sich auf die Buchung via Bahn.de oder Sbb.ch mit einem Halbtax-Abo. Die Autokosten beziehen sich auf die Kosten eines Musterautos, die der TCS für ein Auto mit einem Neupreis von 35'000 Franken und einer Laufleistung von jährlich 15'000 Kilometern auf 70 Rappen pro Kilometer beziffert. Darin sind sowohl Versicherung als auch Treibstoff und Amortisation enthalten.

Hinweis: Die Daten für den Flug beziehen sich auf einen Flug ab Zürich. Im Preis und in der Reisedauer inbegriffen ist die Anreise ab Luzern an den Flughafen Zürich per Bahn mit Ankunft 75 Minuten vor Abflug.

Die Methodik

Fernbus-Daten gehen auf eine von Flixbus in Auftrag gegebene Studie des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg zurück. Angegeben wird der CO2-Ausstoss pro Kopf.

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