SRF-Fischlin legt sich mit seiner neuen Chefin an

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Meinungen: Ja oder Nein?SRF-Fischlin legt sich mit seiner neuen Chefin an

SRF-Moderator Franz Fischlin stellt sich gegen Nathalie Wappler: Er plädiert für pointierte Kommentare, die neue SRF-Chefin will keinen Meinungsjournalismus.

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SRF soll auf Meinungsjournalismus verzichten. Nachrichtenbeiträge sollen bloss noch abbilden, nicht mehr bewerten, wie die designierte SRF-Direktorin Nathalie Wappler sagt.
Nun regt sich Widerstand. «Die Aussage von Nathalie Wappler hat mich irritiert. Auch bei der SRG sollte es möglich sein, dass die Journalisten in der ‹Tagesschau› kommentieren», sagte SRG-Ombudsman Roger Blum.
Auch SRF-Moderator Franz Fischlin plädierte für Kommentare beim SRF.
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SRF soll auf Meinungsjournalismus verzichten. Nachrichtenbeiträge sollen bloss noch abbilden, nicht mehr bewerten, wie die designierte SRF-Direktorin Nathalie Wappler sagt.

Keystone/Ennio Leanza

Die Sender des Schweizer Fernsehens SRF sollen künftig auf Meinungsjournalismus verzichten. Nachrichtenbeiträge sollen bloss noch abbilden, nicht mehr bewerten, wie die designierte SRF-Direktorin Nathalie Wappler im Interview mit der «NZZ am Sonntag» sagte.

«Wir müssen ein Programm machen, das informiert, aber nicht polarisiert. Wir müssen keinen Meinungsjournalismus machen», sagte die 50-Jährige, die im Frühjahr 2019 Nachfolgerin von SRF-Direktor Ruedi Matter wird. «Wenn wir in einem Beitrag einen Politiker zu Wort kommen lassen und wenn der Journalist dann den Eindruck erweckt, er wisse es besser, provoziert das einen Vertrauensverlust.»

«Plädiere schon seit Jahren für Kommentare»

Diese Haltung der Direktorin stösst bei der SRF-Belegschaft nun auf Widerstand. «Die Aussage von Nathalie Wappler hat mich irritiert. Auch bei der SRG sollte es möglich sein, dass die Journalisten in der ‹Tagesschau› kommentieren», sagte SRG-Ombudsman Roger Blum gemäss einem Twitter-User am Journalismustag 18 am Donnerstag in Winterthur.

Fischlin habe sich ebenfalls leidenschaftlich für pointierte Kommentare eingesetzt, schreibt ein anderer Twitterer. «Das gilt allgemein für SRF», so Fischlin gegenüber 20 Minuten. Kommentare müssten klar deklariert und von der übrigen Berichterstattung klar getrennt sein, so Fischlin: «Als Vorbild könnten etwa die Kommentare in den Nachrichtenformaten von ARD und ZDF dienen.»

«Einen reinen Meinungskommentar wird es nicht geben»

Auf Anfrage von 20 Minuten erteilt Tristan Brenn, Chefredaktor TV beim SRF, den Forderungen nach Meinungskommentaren jedoch eine Absage: «SRF-Journalisten haben noch nie ‹Meinungsjournalismus› gemacht und das sollen sie auch in Zukunft nicht.» Man solle Meinungsäusserungen nicht mit kritischen Nachfragen und mit einer journalistischen Haltung verwechseln. Beides sei auch in Zukunft bei SRF erwünscht.

«Es ist wieder einmal Zeit für einen Aufstand der Anständigen» – das ist die Kernbotschaft des Kommentars von Anja Reschke, Chefredaktorin des ARD-Politmagazins «Panorama». (5.8.15)

Ein mögliches Vorbild für Fischlin: Anja Reschke, Chefredaktorin des ARD-Politmagazins «Panorama». (Video: ARD)

Einen reinen Meinungskommentar, etwa mit Bezug auf politische Vorlagen und Parteien, werde es auch in Zukunft nicht geben, so Brenn: «Wir setzen auf die kritische Einordnung des politischen Geschehens, etwa durch SRF-Korrespondenten oder SRF-Fachexperten. Diese tragen wesentlich mehr zur Meinungsbildung des Publikums bei, als wenn wir dem Publikum sagen, was es zu denken hat.»

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