CrowdfundingStudent kauft Titelseite von 20 Minuten
Donat Kaufmann (26) hat das Ziel erreicht: In rund zwei Wochen sammelte er über 138'000 Franken, um ein Inserat auf der Titelseite von 20 Minuten zu schalten.
Mit diesem Video rief Donat Kaufmann zu Spenden auf Wemakeit.ch auf.
Donat Kaufmann, der Kopf der «Mir langets!»-Kampagne, befindet sich gerade in Dresden. Gestern gab seine Band One Sentence. Supervisor dort ein Konzert, nun geht es weiter nach Berlin. Immer wieder prüft er den Stand seiner Kampagne auf Wemakeit: Waren es am Donnerstagmorgen um 9 Uhr noch 127'000 Franken, hat er das Ziel von 138'815 Franken am späteren Nachmittag erreicht!
Drei Tage vor Ablauf der Frist legte die Kampagne einen gewaltigen Endspurt hin. Der Restbetrag, den es braucht, um ein doppelseitiges Inserat in der deutschsprachigen 20-Minuten-Ausgabe zu schalten, kam bis am Abend zusammen. Das überwältigt Kaufmann: «Das ist völlig jenseits, einfach unglaublich.»
«Das sind dann wohl meine 15 Minuten Ruhm»
Kaufmann, ein 26-jähriger Student, ist zum Gesicht der Kampagne geworden. Was er mit gemischten Gefühlen sieht. «Es ist mir immer um die Sache gegangen, nie um meine Person. Aber ich wusste, als ich das erste Video gemacht habe, dass das unvermeidlich ist.» Auch wenn er nicht mit einem solchen Wirbel gerechnet hat. «Es ist wohl wie Andy Warhol gesagt hat: Jeder kriegt seine 15 Minuten Ruhm und das sind dann wohl meine.»
Er wurde schon erkannt auf der Strasse, von Fremden angesprochen, meistens mit positiven Worten ermuntert. Sein Erkennungsmerkmal, die rote Mütze, die er im ersten Video trug, zieht er mittlerweile nicht mehr an. Im Netz ist der Zuspruch – aber auch die Kritik – aus der Bevölkerung enorm. Politiker halten sich jedoch zurück. «Kein Einziger hat sich bei mir gemeldet», sagt Kaufmann.
«Zum Nachdenken angeregt»
Froh ist er vor allem darüber, dass über 11'000 Menschen wie er denken. Sie haben sich mit fünf Franken oder mehr beteiligt und haben genug vom «Schweizer Wahl- und Abstimmungszirkus», wie Kaufmann es nennt. Auch wenn nach Ende der Kampagne die Aufmerksamkeit für seine Anliegen wieder abflauen werde: «Ich habe einen Stolperstein geschaffen, etwas, was die Leute zum Nachdenken angeregt hat.» Er hoffe, dass dies auch in spätere politische Entscheidungen der Bevölkerung einfliessen wird.
Und dass seine Anliegen, die undurchsichtige Parteienfinanzierung, die Leute beschäftige und interessiere, zeige auch die Initiative, die die SP lancieren will: «Für mehr Transparenz in der Politikfinanzierung». Oder die Forderung der «Operation Libero», die von den Ständeratskandidaten des Kantons Zürich verlangt, ihre grossen Spender offenzulegen. Kaufmann startete seine Aktion als Reaktion auf eine SVP-Umschlagswerbung bei 20 Minuten, worauf der SVP-Song beworben wurde.
Überschuss wird gespendet
Politiker will er übrigens nicht werden, trotz seines Bekanntheitsgrades. Nun freut sich Kaufmann vor allem auf eines: «Wieder mal ausschlafen und nicht jeden Tag den Kopf bei der Kampagne zu haben.» Er habe unzählige Anfragen dazu gehabt und sich ständig darauf zu konzentrieren, «hat ziemlich an mir gezehrt».
Obwohl das Ziel der 138'000 Franken erreicht ist, können Unterstützer weiter Geld spenden. Den Überschuss will er an Projekte spenden, die einen Bezug zu der ganzen Thematik haben, sagt Kaufmann. «Welche, ist noch nicht entschieden, aber ich werde den Unterstützern drei Möglichkeiten zur Auswahl geben, zwischen denen sie wählen und für die sie abstimmen können.»