Tempo 80 auf Autobahn«Linke wollen Autofahren unattraktiv machen»
Das Bundesamt für Strassen testete Tempo 80 auf Autobahnen. Mit Erfolg: Es gab weniger Stau. Politiker reagieren sehr kontrovers darauf.
Seit das Bundesamt für Strassen (Astra) im Frühling auf der A14 zwischen der Verzweigung Rütihof und Rotsee eine intelligente Temporegulierung installiert hat, gibt es dort weniger Stau. Zudem ist der Streckenabschnitt sicherer geworden.
Diese Signalisation nennt sich verkehrsabhängige Geschwindigkeitsharmonisierungs- und Gefahrenwarnanlage (GHGW) und senkt bei starkem Verkehr die Höchstgeschwindigkeit schrittweise auf 100 oder 80 Kilometer pro Stunde.
Verkehr wird flüssiger
Eine Auswertung dieser Temporegulierung zeige nun, dass sich die Anzahl der Staus auf dem ganzen Autobahnabschnitt um 60 Prozent und der stockende Verkehr um rund 25 Prozent reduziert habe, wie das Astra am Donnerstag mitteilte. Der Verkehr könne länger flüssig gehalten werden.
Die Anlage sorgte auch für mehr Sicherheit, weil die Staus reduziert und bei Unfällen oder Arbeiten Warnhinweise eingeblendet würden, heisst es weiter. Der Streckenabschnitt zwischen der Verzweigung Rütihof und Rotsee vor Luzern gehört zu den stark belasteten Autobahnabschnitten. In Spitzenzeiten kommt es immer wieder zu kilometerlangen Staus und Unfällen.
«Bund muss Tempo 80 an anderen Stau-Hotspots prüfen»
Laut Astra-Sprecher Thomas Rohrbach ist es «nicht auszuschliessen», dass nach dem erfolgreichen Test nun an weiteren Standorten eine GHGW-Anlage eingesetzt wird. Eine temporäre Limite von 80 km/h sei aber bereits auf 400 Autobahnkilometern in der Schweiz möglich und somit «courant normal».
SP-Nationalrat Philipp Hadorn freut sich über die Ergebnisse des Astra-Tests. «Dass die Autofahrer diese Massnahme akzeptiert haben und der Stau dadurch so stark reduziert werden kann, ist positiv zu werten. Nun muss der Bund eine Ausweitung des Systems auf andere Stau-Hotspots prüfen.»
Eine Ausweitung ist für SVP-Giezendanner «Blödsinn»
Punktuelles Tempo 80 auf der Autobahn sei nicht nur sicherer und verhindere Stau und somit volkswirtschaftlichen Schaden, sondern sei dank weniger Lärmemissionen und geringerem Treibstoffverbrauch auch ökologischer.
Für SVP-Nationalrat Ulrich Giezendanner ist eine Ausweitung hingegen «Blödsinn»: «Die Linken wollen so Tempo 80 durch die Hintertüre einführen und so das Autofahren unattraktiv machen.» Gelte Tempo 80 an zu vielen Orten, komme man auf den Strassen auch ohne Stau nicht mehr schnell genug vorwärts. «Die Temporeduktionen dürften nur dort eingesetzt werden, wo dies unbedingt notwendig ist.»
In Österreich erhöht man das Tempo
Im Nachbarland Österreich werden derweil ebenfalls neue Geschwindigkeiten auf der Autobahn getestet – allerdings höhere. Statt mit 130 darf man dort auf einer Teststrecke mit 140 Stundenkilometern unterwegs sein. Das Limit von 130 km/h stamme aus den 1970er-Jahren, Autos und Strassen seien seither viel sicherer geworden, so das Verkehrsministerium.
Am Donnerstag zog Verkehrsminister Norbert Hofer Bilanz und kündigte an, im nächsten Jahr bundesweit auf weiteren Strecken Tempo 140 zu erlauben. «Das Interessante ist, dass die Geschwindigkeit in Wirklichkeit kaum zugenommen hat», so Hofer. Auch bei Lärm- und Umweltbelastung seien nur «ganz, ganz geringe Zunahmen zu verzeichnen».
(20 Minuten/heute.at/sda)