Veganer MilchkaffeeBauern sind wütend auf grössten Milchverarbeiter
Der Milchhersteller Emmi lanciert einen Kaffee für Veganer, der aus Mandelmilch besteht. Einige Schweizer Bauern sind fassungslos.
Der vegane Trend hat auch den grössten Schweizer Milchverarbeiter Emmi erfasst. Ab März 2020 will der Produzent das Eiskaffee-Sortiment um den veganen «Caffè Drink Almond Macchiato» erweitern, wie kürzlich bekannt wurde. Anstatt Kuhmilch soll «hochqualitative Mandelmilch» in die Becher kommen. Doch einigen Schweizer Bauern stösst das neue Produkt sauer auf.
«Echt jetzt????? Ein Schweizer Milchverarbeiter verkauft Veganen Kaffe Drink?? Warum machen wir uns nicht gleich selbst kaputt??», schreibt D. H.* in der Facebook-Gruppe «Buurechind mit Liib und Seel» fassungslos. Zahlreiche Bauern schliessen sich der Empörung an. Als Milchproduzent sei man einfach schon von Anfang an «nur zum Verarschen da», findet eine Userin.
«Hoffentlich ist der Drink sehr teuer»
Ein anderer User wirft Emmi vor, sich als milchverarbeitende Firma zu geben, aber «veganen Scheissdreck» zu produzieren. Während einige Bauern das neue Produkt als «Seich» abtun, wünscht einer: «Hoffentlich ist der Drink sehr teuer ... um die Veganer schön über den Tisch zu ziehen.»
In die Diskussion mischen sich aber auch Gegenstimmen ein. «Man könnte meinen, dass bei Bauern nur Milch- und Fleischproduzenten etwas gelten, erschreckend und traurig», schreibt eine Userin. Ein anderer Kommentierender fragt spöttisch: «Ihr lieben Milchbauern .... wem gehört die Emmi? Ahh den Milchbauern!»
«Es ist ein Frust für die Milchbauern»
Markus Ritter, Präsident des Schweizer Bauernverbands, kann die Kritik nachvollziehen. Die Milchbauern setzten sich das ganze Jahr für ein qualitativ hochwertiges Produkt ein. Auf das Unternehmen sei man stolz, da es die Produkte tausender Schweizer Milchbauern erfolgreich vermarkte. «Es ist dann halt ein Frust, wenn das Flaggschiff der Schweizer Milchverarbeitung plötzlich auch vegane Milchprodukte auf den Markt bringt», sagt Ritter. Mehrheitsaktionärin der Emmi seien zudem die Zentralschweizer Milchproduzenten.
Rund 20'000 Bauern leben in der Schweiz laut Ritter aktuell vom Milchverkauf. Unternehmen müssten gewissen Markttrends Beachtung schenken, räumt er ein. «Wenn der grösste Milchverarbeiter aber für gewisse Produkte auf Mandelmilch setzt, ist das den Bauern nur schwer zu erklären.»
Die Frage sei der Profit für die Landwirtschaft
Gegenüber dem «Schweizer Bauer» erklärte Emmi-Sprecherin Sibylle Umiker kürzlich, dass vegane Produkte vom Konsumenten «ganz klar gefordert werden».
Emmi sei sich bewusst, dass die Milchproduzenten kritisch reagieren könnten. Die Frage sei jedoch nicht, ob künftig mehr vegane Produkte konsumiert würden oder nicht. Es gehe lediglich darum, wie die Schweizer Wirtschaft und auch die Landwirtschaft von diesem Trend profitieren könnten. 20 Minuten versuchte Emmi am Samstag mit den Vorwürfen zu konfrontieren und erhielt bis zum Publikationszeitpunkt keine Antworten. Das Unternehmen reagierte nachträglich (siehe Box).
Emmi äussert sich
«Schweizer Milch wird für Emmi auch in Zukunft der mit Abstand wichtigste Rohstoff sein. Die Einführung einer veganen Produktlinie hat darauf keinerlei Einfluss», sagt Emmi-Sprecherin Sibylle Umiker. Sollten sich die veganen Emmi-Produkte am Markt durchsetzen, würden sie dort wohl ausländische Vegan-Produkte verdrängen und nicht Schweizer Milchprodukte.
«Vegane Milchersatzprodukte machen in der Schweiz – im Verhältnis zu normalen Milchprodukten – wohl mittelfristig lediglich ein paar wenige Prozent aus», so Umiker. Wesentlich grössere Gefahr drohe Schweizer Milchprodukten durch Import Milchprodukte.
*Name der Redaktion bekannt.