Die verrückte Geschichte des Hugo Portmann

Aktualisiert

35 Jahre im GefängnisDie verrückte Geschichte des Hugo Portmann

Er hat 3 Banken ausgeraubt und ist mehrmals aus dem Gefängnis getürmt. Jetzt wird Hugo Portmann mit 60 Jahren aus dem Strafvollzug entlassen.

Barbara Lanz
von
Barbara Lanz
Mit diesem Fahndungsfoto suchte die Polizei 1999 nach Hugo Portmann. Er war zuvor aus dem Gefängnis Realta in Graubünden ausgebrochen.

Mit diesem Fahndungsfoto suchte die Polizei 1999 nach Hugo Portmann. Er war zuvor aus dem Gefängnis Realta in Graubünden ausgebrochen.

Keystone

Angefangen hat die kriminelle Karriere von Hugo Portmann (60) schon früh. Als 24-jähriger Hilfsarbeiter klaut er mit dem Gabelstapler einen Tresor aus dem Büro seines Arbeitgebers und haut nach Frankreich ab. Dort wird er Fremdenlegionär, kehrt aber schon bald in die Schweiz zurück.

1983 überfällt er zwei Filialen der Zürcher Kantonalbank. Sein Ziel: sich mit dem erbeuteten Geld ins Ausland abzusetzen. Die Polizei stoppt ihn – mit einem Schuss in die Lunge. Die erste Haftstrafe soll 12 Jahre dauern, doch schon 1988 türmt Portmann aus einem Hafturlaub. Er überfällt eine Bank in Adliswil, liefert sich erneut eine spektakuläre Verfolgungsjagd mit der Polizei, schiesst dabei auf zwei Beamte, verletzt aber keinen. Am Ende wird er in der Stadt Zürich geschnappt.

Geiselnehmer verhielt sich «anständig und korrekt»

Portmann kommt wieder ins Gefängnis, soll seine Strafe im Tessiner Gefängnis La Stampa absitzen. Dort geniesst er das Vertrauen des Direktors, darf sogar mit ihm joggen gehen. Laut Portmann hätten ihn in dieser Zeit Mithäftlinge angewiesen, Waffen ins Gefängnis zu schmuggeln. Bankräuber Portmann beschliesst erneut zu flüchten.

Nach einem Berglauf – vom Direktor persönlich bewilligt – rennt er einfach davon und kehrt zurück in die Deutschschweiz. Auch bei dieser Flucht wird die Polizei auf ihn aufmerksam, nach einem Schusswechsel bricht er in ein Haus ein und lässt sich verarzten. Wie es später vor Gericht heissen soll, benimmt sich Portmann «anständig und korrekt».

Schneehaufen als Fluchthilfe

Portmann wird zu fünf Jahren Haft verurteilt. Wegen guter Führung wird er Ende 90er-Jahre in die halboffene Anstalt Realta in Graubünden verlegt. Weil er laut eigenen Aussagen anders als die anderen Häftlinge behandelt wird, schmiedet er den nächsten Fluchtplan. Es ist Winter, beim Schneeschaufeln türmt er einen Haufen auf und kann am Ende die vier Meter hohe Anstaltsmauer überwinden.

Es folgt der letzte Coup. Zusammen mit Ausbrecherkönig Walter Stürm nimmt er die Familie eines Bankenchefs aus dem Thurgau als Geisel. Der Plan, mit dem Mann in die Bank zu fahren und ihn zur Herausgabe des Geldes zu zwingen, scheitert. Im März 1999 wird er zum letzten Mal verhaftet, sitzt seither in der Vollzugsanstalt Pöschwies im Kanton Zürich.

Hugo Portmann im Jahr 2001 vor Gericht.

«Ich bin nicht krank»

Dreimal wurde Hugo Portmann verwahrt, seit über 30 Jahren sitzt er im Gefängnis – ohne dass er ein schwerwiegendes Gewaltverbrechen begangen hat. Er wehrte sich stets gegen Therapiemassnahmen: «Ich bin zu Recht im Strafvollzug, denn ich habe gegen das Gesetz verstossen. Aber ich weigere mich, eine Therapie zu machen, um Vollzugslockerung zu erhalten. Ich bin nicht krank», sagte er 2013 dem «SonntagsBlick». Doch nur eine Therapie hätte ihn vor der Sicherungsverwahrung bewahren können. Bis jetzt.

Wie die «Zeit» berichtet, ist die Sicherungsverwahrung nur für Häftlinge mit einer schweren psychischen Erkrankung erlaubt, die in einem Zusammenhang mit dem Delikt steht. Ein Basler Psychiater kam im vergangenen Sommer in einem Gutachten aber zu dem Schluss, dass bei Portmann «keine psychische Störung von Krankheitswert» vorliege, die sich mit seinen Delikten «in Verbindung bringen lässt». Hugo Portmann war mehr als die Hälfte seines Lebens eingesperrt und hat mehr als einmal unerlaubt die Freiheit gesucht. Jetzt wird er zum ersten Mal offiziell frei sein.

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