Laura Zimmermann«Ich fühle mich überhaupt nicht mächtig»
Die Operation Libero schwimmt auf der Erfolgswelle. Ein Politologe erklärt, wie viel Macht Co-Präsidentin Laura Zimmermann hat.
Das Nein zur No-Billag-Initiative am vergangenen Sonntag ist ein Sieg für Operation Libero. Während vier Monaten kämpfte sie an vorderster Front gegen No Billag. Ihr Aushängeschild: Die 26-jährige Co-Präsidentin, Laura Zimmermann.
Mit der Ablehnung der No-Billag-Initiative siegt die Operation Libero bereits zum zweiten Mal: Der erste Sieg fand im Februar 2016 statt. Damals lehnte die Stimmbevölkerung die Durchsetzungsinitiative mit 58,9 Prozent ab. Das Resultat wurde der Operation Libero zugeschrieben – allen voran der Co-Präsidentin Flavia Kleiner. Andere engagierte Parteien fühlten sich übergangen. Die «Schweiz am Sonntag» fasste im März 2016 zusammen: «Nur mit Kleiner, der jungen Studentin, hat sich der Abstimmungskampf als Märchen erzählen lassen.»
«Operation Libero hat richtiges Thema ausgesucht»
Der Politologe Michael Hermann sieht deutliche Parallelen zwischen den Abstimmungskämpfen zur Durchsetzungsinitiative und zu No Billag: «Operation Libero hat sich wieder das richtige Thema ausgesucht, das die Bevölkerung beschäftigt.» Dieses Gespür zeichne sie aus.
Nach dem Sieg mit der Durchsetzungsinitiative sei Operation Libero als «Eintagsfliege» abgestempelt worden. Hermann: «Jetzt hat sie gezeigt: Sie können mit ihrer Art der Kampagnenführung beliebig oft Erfolg haben.» Ihre Macht liege darin, sich die richtigen Kämpfe auszusuchen, so der Politologe der Universität Zürich.
«Freche, kämpferische Art» überzeugt Stimmvolk
Inmitten der Vielzahl an No-Billag-Gegnern sei Laura Zimmermann der entscheidende Faktor gewesen: Während des Abstimmungskampfes hat sie es laut Hermann mit ihrer «frechen, kämpferischen Art» immer wieder geschafft, «die einfachen Argumente der Befürworter mit Fakten» zu entkräften.
Damit unterscheidet sie sich laut Hermann von der Co-Präsidentin Flavia Kleiner. Diese beschreibt er als «anti-populistische Symbolfigur, die über dem Geschehen steht». Zimmermann hingegen verbuche ihre Erfolge «im Nahkampf während den Debatten mit Kontrahenten». Sie bleibe als «spannendstes Gesicht der No-Billag-Debatte» in den Köpfen des Stimmvolkes hängen, was ihr auch nach der gewonnenen Abstimmung Aufmerksamkeit einbringen werde. Eine unmittelbare Macht gehe von Zimmermann nicht aus. Denn: «Sie befindet sich noch immer ausserhalb des etablierten Parteiensystems», sagt Hermann.
«Ich wollte Paroli bieten»
Laura Zimmermann war bei der No-Billag-Kampagne das Aushängeschild von Operation Libero. Sie tingelte von Podiumsdiskussionen zu Auftritten in der SRF-Sendung «Arena» oder Interviews bei regionalen Fernsehsendern. «Ich war vielleicht das prominente Gesicht unserer Kampagne, das stimmt. Aber hinter mir stand ein grosses Team», sagt die Bernerin auf Anfrage.
Mächtig fühle sie sich überhaupt nicht. Vielmehr sei sie unschlüssig, wie viel sie als einzelne Person zum Sieg beigetragen habe. Denn eine breite Gegnerallianz habe das Nein zu No Billag zu Stande gebracht. «Ich habe jeweils einfach versucht, in jeder Diskussion die Leute zu überzeugen, gegen diesen Anschlag auf unsere Demokratie zu stimmen. Ich wollte Paroli bieten», so Zimmermann.
Für Operation Libero gehe es nun nahtlos weiter: «Wir haben noch viel vor», sagt die Co-Präsidentin. Das nächste grosse Projekt sei die Selbstbestimmungsinitiative der SVP, die voraussichtlich im November an die Urne kommt. Bei dieser Abstimmung werde sie «für ein noch deutlicheres Nein kämpfen». Zimmermann: «Ich bleibe der Operation Libero auf jeden Fall erhalten.»