«Tests auf Immunität sind jetzt ethisch fragwürdig»

Aktualisiert

Roche-Chef«Tests auf Immunität sind jetzt ethisch fragwürdig»

Der CEO von Roche, Severin Schwan, glaubt nicht, dass es bald einen Corona-Impfstoff geben wird. Auch Antikörper-Tests kritisiert er scharf.

Auf einen Corona-Impfstoff muss wohl noch länger gewartet werden.
Das glaubt Roche-Chef Severin Schwan.
«Ich persönlich finde den geplanten Zeitrahmen von 12 bis 18 Monaten angesichts der Herausforderungen ehrgeizig», sagt er.
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Auf einen Corona-Impfstoff muss wohl noch länger gewartet werden.

AP/Matthias Rietschel

So schnell wie vielerorts kolportiert wird nach Ansicht von Severin Schwan kein Impfstoff gegen das Coronavirus verfügbar sein. «Ich persönlich finde den geplanten Zeitrahmen von 12 bis 18 Monaten angesichts der Herausforderungen ehrgeizig», erklärte der Roche-Chef am Mittwoch an einer Telefonkonferenz. Das wahrscheinlichste Szenario sei leider, dass vor Ende 2021 kein Impfstoff verfügbar sei, erklärte Schwan

Roche selber ist nicht im Impfstoff-Geschäft tätig – und wird es auch in Zukunft nicht sein. Die Basler setzen aber stark auf die Entwicklung eines zuverlässigen Antikörper-Tests. Mit diesen Tests kann untersucht werden, ob jemand in der Vergangenheit bereits eine Infektion durchgemacht und Antikörper gegen das Virus gebildet hat.

Antikörper-Tests in der Regel schlecht

«Die Betonung liegt auf zuverlässig», erklärte Schwan. Denn die bereits auf dem Markt erhältlichen Antikörper-Tests – oft von chinesischen Anbietern – seien in der Regel ganz einfach schlecht. «Es ist ethisch sehr fragwürdig, mit diesem Zeug auf den Markt zu gehen. Qualität braucht Zeit», betonte Schwan.

Roches Test soll Anfang Mai bereit sein. Die Verfügbarkeit von zuverlässigen Antikörper-Tests wird nach Ansicht von Schwan «ein grosser Schritt vorwärts in Richtung Normalität» sein. Roche selber will bereits ab Juni monatlich Tests im hohen zweistelligen Millionenbereich bereitstellen.

Patienten meiden Arztbesuch

Mit Antikörper-Tests hofft Roche, die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf den regulären Geschäftsgang auszugleichen – zumindest teilweise. Denn während eines «Lockdown» wollen oder dürfen viele Patienten nicht zu ihrem Arzt oder ins Krankenhaus. Aus Angst, sich anzustecken, könnten Patienten mit chronischen Krankheiten ihre Arzttermine verschieben oder absagen.

Damit fielen Behandlungen aus – auch die mit Roche-Mitteln. Gleichzeitig werden keine neuen Diagnosen gestellt und Behandlungen verschrieben. Exemplarisch zeigte sich dieser Effekt im ersten Quartal 2020 in der Diagnostics-Sparte. Dort gingen in der Region Asien-Pazifik die Verkäufe um 11 Prozent zurück – besonders ausgeprägt sei das Minus in China gewesen. (sda)

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