Säumige VersicherteKrankenkassen betreiben immer mehr Haushalte
200'000 Betreibungen reichten Krankenversicherer im Kanton Zürich 2018 ein. Ein Experte kritisiert das Prämienverbilligungssystem.
Eine wachsende Anzahl von Haushalten hat auf dem Konto nichts mehr übrig für die Krankenkassenprämie. Fast 200'000 Betreibungen reichten die Krankenversicherer im Jahr 2018 ein, wie aus dem aktuellen Jahresbericht der Sozialversicherungsanstalt des Kantons Zürich SVA hervorgeht. Das sind satte 37 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Betreibungen durch Krankenversicherer hat sich laut dem Bericht innert weniger Jahre verdoppelt.
Die im Jahr 2017 ausgestellten Verlustscheine für Versicherte mit Wohnsitz im Kanton Zürich belaufen sich auf rund 36'000, was einem Plus von 9,4 Prozent entspricht und die Rechnung mit rund 48 Millionen Franken belastet. Der Blick auf die der SVA Zürich im Jahr 2018 zugestellten Betreibungsanzeigen für KVG-Leistungen verheisse in Bezug auf die Jahresrechnung 2019 nichts Gutes, schreibt die SVA.
Individuelle Verbilligung gefordert
«Die steigende Anzahl der Verlustscheine zeigt, dass das Prämienverbilligungssystem in den Kantonen schlecht funktioniert», sagt Felix Schneuwly, Krankenkassen-Experte bei Comparis. Zahlreiche Personen hätten eine Prämienverbilligung bekommen sollen. Um das Problem zu entschärfen, müssten die Prämienverbilligungen statt dem steuerbaren Einkommen der individuellen finanziellen Situation der Bürger angepasst werden, fordert er.
Die steigenden Prämien bringen Haushalte schweizweit an den Anschlag. In den letzten Jahren frassen Krankenkassenprämien einen immer höheren Anteil des Einkommens von Wenigverdienern auf – trotz Prämienverbilligungen. 2017 betrug der Schnitt aller Kantone 14 Prozent des Einkommens. 2014 hatte dieser Anteil noch bei 11 Prozent gelegen.
Kampf gegen Prämienexplosion
Politisch sind verschiedene Bestrebungen im Gang, um die Prämienexplosion zu bekämpfen. Im Februar 2019 lancierte die SP die Prämien-Entlastungsinitiative. So soll künftig niemand in der Schweiz mehr als 10 Prozent des verfügbaren Einkommens für die Krankenkassenprämien bezahlen müssen.
Auch die CVP wurde aktiv und startete 2018 die Kostenbremse-Initiative. Diese verlangt, dass Bundesrat, Bundesversammlung und Kantone eingreifen müssen, sobald die Gesundheitskosten im Vergleich zur Lohnentwicklung zu stark steigen. Im März 2019 nahm das Parlament zudem einen Vorstoss an, der die pauschalen Abzüge für Krankenkassenprämien bei der direkten Bundessteuer erhöhen will.