«Masken-Blockade zeigt Abhängigkeit der Schweiz»

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Coronavirus«Masken-Blockade zeigt Abhängigkeit der Schweiz»

Deutschland verhindert Schutzmasken-Transporte in die Schweiz. Laut der Schweizerischen Zahnärztegesellschaft trifft das die Zahnärzte besonders hart.

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Zahnärzte sind von der Knappheit an medizinischem Schutzmaterial besonders stark betroffen: «Einzelne Praxen aus allen Landesteilen wenden sich wegen Engpässen bei Schutzmasken an uns», sagt Marco Tackenberg von der Schweizerischen Zahnärztegesellschaft (SSO).
Tackenberg kritisiert, dass Zahnärzte oft nicht Teil der kantonalen Pandemiepläne seien: «Heute stellen erst vereinzelte Kantone Schutzmasken für Zahnarztpraxen in Aussicht.»
Schweizer Spitäler teilen auf Anfrage mit, dass sie derzeit keinen Mangel an Schutzmasken- und Anzügen verzeichnen, dennoch ist bei manchen die Lage angespannt.
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Zahnärzte sind von der Knappheit an medizinischem Schutzmaterial besonders stark betroffen: «Einzelne Praxen aus allen Landesteilen wenden sich wegen Engpässen bei Schutzmasken an uns», sagt Marco Tackenberg von der Schweizerischen Zahnärztegesellschaft (SSO).

Keystone/Gaetan Bally

Die Blockade von Schutzmaterial-Transporten in die Schweiz führte zu einem offenen Streit zwischen Bern und Berlin. Die deutsche Regierung hat vergangene Woche ein Ausfuhrverbot für medizinisches Schutzmaterial erlassen – die Versorgung der eigenen Bevölkerung habe Priorität, so die Begründung. Im Anschluss wurden mehrere Lastwagen daran gehindert, in die Schweiz zu fahren. Einer davon hatte 240'000 Schutzmasken geladen.

Der Ausfuhrstopp wird bei der Schweizerischen Zahnärztegesellschaft (SSO) mit Befremden zur Kenntnis genommen. «Die Blockade an der Grenze macht deutlich, wie abhängig die Schweiz von Importen ist», sagt Sprecher Marco Tackenberg. Bereits heute wird das Schutzmaterial in Zahnarztpraxen knapp: «Einzelne Praxen aus allen Landesteilen wenden sich wegen Engpässen bei Schutzmasken an uns.»

Pandemiepläne ohne Zahnärzte

Laut Tackenberg steht die SSO seit Wochen in Kontakt mit kantonalen Behörden, Bundesbehörden und dem Dentalhandel, um an Schutzmasken zu kommen. Das gestaltet sich in vielen Kantonen schwierig: «Wir kritisieren, dass bis heute erst vereinzelte Kantone Schutzmasken für Zahnarztpraxen in Aussicht stellen. Zahnärzte sind oft nicht Teil der kantonalen Pandemiepläne.» Dabei seien Praxispersonal und Zahnärzte speziell gefährdet, sich mit dem Coronavirus anzustecken, da die Behandlungen oft lange dauern und die räumliche Distanz zum Patienten kurz ist.

Die Empfehlungen der SSO sind klar: «Wir empfehlen unseren Mitgliedern, Schutzmasken ressourcenschonend einzusetzen. Trotzdem: Ohne Schutzmasken sollen die Patienten nicht behandelt werden», so Tackenberg.

Zentrales Lager an Schutzmasken

Schweizer Spitäler teilen auf Anfrage mit, dass sie derzeit keinen Mangel an Schutzmasken- und Anzügen verzeichnen, dennoch ist bei manchen die Lage angespannt: «Wir sind auf Lieferungen aus dem nahen Ausland angewiesen, um unseren Bedarf an medizinischem Verbrauchsmaterial decken zu können», heisst es beim Luzerner Kantonsspital. «Der Lagerbestand ist mittelfristig ausreichend, langfristige Prognosen sind schwierig. Wir hoffen, dass sich die Situation bezüglich Nachschub entspannt.» Das Spital stehe in engem Kontakt mit verschiedenen Lieferanten und versuche, zusätzliche Kanäle zu erschliessen.

Laut dem Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) kann die Versorgung mit medizinischem Schutzmaterial vorläufig sichergestellt werden: «Die Schweiz verfügt über ein zentrales Lager an Schutzmasken, das in den nächsten Wochen an die Kantone abgegeben wird. Da für Schutzanzüge keine Lagerhaltung besteht, ist hier die Reichweite kürzer», sagt Sprecher Fabian Maienfisch. Ausserdem verfolge das Seco die Entwicklungen im nahen Ausland genau und fordere die deutschen Behörden mit Nachdruck auf, die blockierte Sendung mit den Schutzmasken umgehend freizugeben.

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