Frustrierte Jäger«Dutzende Störche werden abgeknallt und entsorgt»
Mehr als 200 Jungstörche aus der Region sind diesen Herbst in den Süden geflogen. Bei ihrer Zwischenlandung in Malta wartet auf viele der Tod. Grund sollen frustrierte Jäger sein.
«So etwas kann und darf einfach nicht möglich sein», sagt Reto Zingg, Geschäftsleiter des Vereins Rheintaler Storch, am Sonntag genervt zu 20 Minuten. Die Rede ist von einem Vorfall, der sich im August 2018 in Malta zu getragen hat: «Innerhalb von wenigen Tagen wurde dort eine ganze Truppe Weissstörche niedergeschossen. Alle 18 Tiere starben», so Zingg.
Es sei gut möglich, dass es sich dabei unter anderem um Störche aus dem Rheintal handle. Laut dem Geschäftsleiter war dies längst nicht das einzige Massaker, das in letzter Zeit stattgefunden hat: «Das ist dort fast schon Tradition», sagt er enttäuscht. Wie viele Tiere allein in den letzten Monaten ihr Leben lassen mussten, sei schwierig abzuschätzen. Er vermutet aber mindestens Dutzende.
«Jäger töten aus Protest»
Diese Situation sei vor allem für Störche, die über das Mittelmeer in den Süden fliegen, sehr gefährlich, sagt Zingg. Er betont, dass ein solch langer Flug übers Meer sehr anstrengend und Kräfte zehrend sei. «Sie rasten dort, weil sie auf der Insel ihren Hunger und Durst stillen können.»
Als Auslöser des Massakers sieht der Ostschweizer einen EU-Entscheid, der im Juni dieses Jahres den Vogelfang auf Malta endgültig verboten hatte. «Dadurch sind manche Jäger wahrscheinlich so frustriert, dass sie aus Protest auf Vögel schiessen.» Eine Vermutung, warum ausgerechnet der Storch ins Visier der Jäger geraten ist, hat Zingg ebenfalls: «Der Storch ist europaweit geschützt und besitzt ein besonderes Ansehen in der Gesellschaft.»
Fleisch kann nicht verwertet werden
Zingg kritisiert nicht nur, dass die Störche bestialisch aus dem Leben gerissen werden, sondern auch, dass das Schiessen nur der Lustbefriedigung dient, da das Fleisch nicht verwertet wird. «Man kann Storchenfleisch nicht geniessen. Es ist sehr zähes Fleisch», erklärt der Experte. Doch genau das sorgt beim Ostschweizer für noch mehr Verärgerung: «Die Vögel werden erst barbarisch abgeknallt und dann einfach entsorgt.»
Um auf diese Missstände aufmerksam zu machen, schrieb der Verein vergangene Woche einen Brief an den österreichischen Bundeskanzler Sebastian Kunz. Da Österreich im zweiten Halbjahr 2018 den EU-Ratsvorsitz innehat, hoffen sie auf Unterstützung: «Wir wünschen uns, dass das Schreiben erhört wird und sich dementsprechend der politische Druck erhöhen wird», so der Geschäftsleiter.