«Es sah aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen»

Aktualisiert

Unwetter im Rheintal«Es sah aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen»

Am Mittwoch hatte die Feuerwehr im Rheintal immer noch alle Hände voll zu tun. Ein Augenschein vor Ort zeigte das Ausmass der Fluten.

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mig/maw
Kurz vor 23 Uhr am Dienstagabend klingelte das Telefon der Feuerwehr Grabs zum ersten Mal. Über zwölf Stunden später war die Feuerwehr noch immer im Einsatz.
Die Feuerwehr setzte auch grosse Wasserpumpen ein.
Sie pumpte bis am Mittag unzählige Keller aus. Gesamthaft hatte die Feuerwehr über zwei Dutzend Einsätze bis am Mittag.
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Kurz vor 23 Uhr am Dienstagabend klingelte das Telefon der Feuerwehr Grabs zum ersten Mal. Über zwölf Stunden später war die Feuerwehr noch immer im Einsatz.

Kurz vor 23 Uhr am Dienstagabend klingelte das Telefon der Feuerwehr Grabs SG zum ersten Mal. Über zwölf Stunden später war die Feuerwehr noch immer im Einsatz. Sie pumpte bis am Mittag Keller aus. Gesamthaft hatte die Feuerwehr über zwei Dutzend Einsätze innert zwölf Stunden. Feuerwehrkommandant Daniel Koller sagt: «Das sind aussergewöhnlich viele Fälle in so kurzer Zeit. Die Keller hatten bis zu 40 Zentimeter Wasser.» Alleine von seiner Feuerwehr seien rund 50 Leute im Einsatz gewesen.

Die starken Regenfälle haben besonders Grabs im Rheintal hart getroffen. Die Feuerwehr war in der Nacht auf Mittwoch im Dauereinsatz.
(Video: maw)

Der Kommandant der Feuerwehr Grabs spricht über die Einsätze. (Video: maw)

Vom Wasser überrascht

Auch den Hobbyraum von Tanja Keinath haben die Wassermengen erwischt. «Es sah aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen», so Keinath. In ihrem Keller lagert und verarbeitet sie hochwertige Materialien zu Schmuck und Kerzen. Durch die Fluten wurden viele Produkte zerstört und sind nun unbrauchbar. So auch die 50-jährigen Wachsmotive. «Diese Motive sind unbezahlbar, denn man kann sie nirgends mehr kaufen», so die Besitzerin des Kerzenbunkers. Sie schätzt den Schaden auf mehrere tausend Franken.

Das Hochwasser hat Keinath überrascht. Sie schildert: «Der Ablauf der Waschküche sprudelte über und der Keller füllte sich plötzlich mit Wasser.» Sie habe keine Chance gehabt, in den Hobbykeller zu gehen, da sie nicht wusste, wie hoch das Wasser stand und ob giftige Substanzen ausgelaufen waren.

Im Wallis sorgt heftiger Regen seit Sonntag für Erdrutsche und Überschwemmungen. In Chamoson wurden Fahrzeuge mitgerissen – nach zwei Menschen wird noch immer gesucht.
(Video: Leser-Reporter)

Nicht geschlafen

Wie ein weiterer Anwohner berichtet, habe es ihn dieses Mal besonders stark getroffen. «Es ist ein ewiges Elend», so E.D.* Von Mal zu Mal würde es schlimmer werden. «Im Keller und in der Garage hat es mir beinahe alles zerstört.» Der Rentner war nach dem Unwetter, das am Dienstagabend begann, stundenlang mit Aufräumarbeiten beschäftigt. Am nächsten Morgen sagte er: «Um 22 Uhr ist mir der steigende Wasserpegel aufgefallen. Seit da habe ich noch kein Auge zu getan. Das ist jetzt schon über zwölf Stunden her.»

Die Gründe für die vielen gefluteten Keller in Grabs und der Nachbarsgemeinde Buchs sieht der Feuerwehrkommandant vor allem im Wetti-Bach. «Der Bach ist extrem schnell und extrem hoch angestiegen.» Zudem seien Abläufe wie etwa die Kanalisationen schnell überfüllt gewesen.

Die Feuerwehr stand wegen der Regenfälle vor mehreren Herausforderungen. Koller erklärt: «Wir mussten ständig überlegen, wann wir mehr Leute brauchen und wann wir die Gefahrenstufe erhöhen müssen. Zum Glück bekamen wir Unterstützung vom Zivilschutz.» So richtig durchatmen konnte der Kommandant wohl aber erst viel später, nachdem auch der letzte Keller trocken war.

*Name ist der Redaktion bekannt

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