«Chauffeure benahmen sich wie Formel-1-Piloten»

Aktualisiert

Ruppiger Fahrstil«Chauffeure benahmen sich wie Formel-1-Piloten»

Schlechte Noten für die Busfahrer von Chur: Sie seien unfreundlich und unmotiviert, würden ruppig fahren und abrupt bremsen. Auch in St. Gallen gab es schon Beschwerden.

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Viele Churer sind mit ihrem Stadtbus unzufrieden.
Grund ist die Fahrweise der Chauffeure.
Auch in St. Gallen gingen bereits Beschwerden ein.
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Viele Churer sind mit ihrem Stadtbus unzufrieden.

Keystone/Arno Balzarini

«Diese Woche ist eine gehbehinderte Frau mit Kindern in den Bus eingestiegen und konnte sich nicht hinsetzen, bevor der Bus abgefahren ist. Sie stürzte und der Kommentar des Busfahrers war: «Ich hasse langsame Leute», so einer der zahlreichen Kommentare auf der Facebook-Seite der «Südostschweiz». Ein anderer schreibt: «Nachdem ich Kinderwagen habe herumfliegen sehen, Senioren hinfallen und Behinderte sich festkrallen, weil sie Angst hatten umzufallen, weil der Bus nicht warten konnte bis sie sich hingesetzt haben, muss ich sagen, dieses Busunternehmen ist das schlechteste, das ich kenne.»

Ursache für diese Kritik ist ein Artikel zum Churer Stadtbus und Senioren, die sich über den Fahrstil der Chauffeure beschwert haben. «Der Chauffeur legte los, bevor ich Platz genommen hatte», erzählte etwa eine Rentnerin der Zeitung. In der Folge sei sie gegen eine Sitzkante geprallt und habe sich mehrere Rippen gestaucht. Eine andere Rentnerin, die sonst einen Rollator benutzt, gibt an, sie lasse diesen zu Hause, wenn sie den Bus nehme. «Ich nehme dann nur meinen Stock mit. Die Bustüren gehen nämlich so schnell zu, dass ich sonst samt Rollator eingeklemmt würde. Nicht angenehm.»

Sicherheit an erster Stelle

Wie ein Blick auf die Facebook-Kommentare zeigt, sind bei weitem nicht nur Senioren betroffen. Zahlreiche Passagiere machen ihrem Ärger Luft, beschweren sich über den ruppigen Fahrstil und die unfreundliche und unmotivierte Art der Chauffeure. Viele Kommentatoren glauben, der Zeitdruck der Chauffeure sei schuld an der Misere.

Die Stadtbus Chur AG wehrt sich gegen die Anschuldigungen. «Unsere Qualitätsgrundsätze definieren klar die Prioritäten auf dem Liniennetz. Dies sind: 1. Sicherheit, 2. Fahrkomfort und 3. Pünktlichkeit», so Andrea Wuchner, Leiterin interne Dienste, zur «Südostschweiz». Dennoch räumt sie ein, dass Reklamationen von Senioren eingehen würden.

Auch in St. Gallen gibt es Beschwerden

Reklamationen wegen der Fahrweise von Chauffeuren kommen auch in St. Gallen vor, wenn auch eher selten. «Es ist Fakt, dass Reklamationen häufiger sind als Lob», so VBSG-Unternehmensleiter Ralf Eigenmann. Die ruppige Fahrweise könne aber auch daran liegen, dass etwa Autofahrer Busfahrern den Weg abschneiden und diese abrupt reagieren müssten. Bei einer Reklamation werde deshalb das Gespräch mit dem Chauffeur gesucht und auch seine Sichtweise angehört.

Bei Pro Bahn Ostschweiz gingen ebenfalls schon Beschwerden bezüglich der VBSG ein, wie Vorstandsmitglied Bruno Eberle auf Anfrage sagt: «Ich habe in St. Gallen auch schon selbst erlebt, dass sich Chauffeure wie Formel-1-Piloten benommen haben.» Bei einem Vorfall mit einem ruppigen Fahrer sei es am besten, man notiere sich Buslinie und Uhrzeit und melde sich entweder bei Pro Bahn oder direkt beim betreffenden Busunternehmen.

Er kenne zwar den Druck der Chauffeure, die ihren Fahrplan einhalten wollten – eine zu forsche Fahrweise sei aber kaum zielführend: «Anstatt Zeit wettzumachen, macht man bloss die Leute hässig und verursacht im schlechtesten Fall noch einen Unfall», so Eberle.

Fahren die Buschauffeure in Ihrer Region wie Herrgötter? Oder müssen sich stehende Passagiere mit beiden Händen festhalten? Schildern Sie uns Ihre Erlebnisse unter:

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