«Weil ich schwul bin, hat die Kirche mir gekündigt»

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Mesmer soll gehen«Weil ich schwul bin, hat die Kirche mir gekündigt»

Dem Mesmer der Evangelischen Kirche in Weinfelden TG soll gekündigt werden– angeblich weil er schwul ist.

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Der Thurgauer liebt seinen Job und möchte ihn behalten. (Bild: zvg)

Der Thurgauer liebt seinen Job und möchte ihn behalten. (Bild: zvg)

«Man hat mir bis heute keinen triftigen Grund genannt, warum ich als Mesmer versagt haben soll», sagt der 31-Jährige gegenüber der «Thurgauer Zeitung». Der Ostschweizer ist als Mesmer in der Evangelischen Kirche in Weinfelden tätig. Fünf Tage vor Weihnachten hat man ihm zum ersten Mal gekündigt. «Aus dem Nichts heraus.»

Er ist überzeugt, dass die Gründe für seine Entlassung nur vorgeschoben sind. Der Mesmer scheint den wahren Grund für seine Kündigung aber zu kennen: Seine Homosexualität. Der Kirchenangestellte hat deshalb einen Anwalt eingeschaltet.

«Diffamierende Behauptung»

Dies weist Kirchenpräsident Helmut Wiegisser aber zurück. Es sei eine diffamierende Behauptung, dass man dem Mesmer nur wegen seiner Homosexualität gekündigt habe, so Wiegisser.

«Es liegen andere gewichtige Gründe vor, die ihm wider seiner Behauptung bestens bekannt sind», so Wiegisser. Da es ein laufendes Verfahren ist, schweigt die Kirchenvorsteherschaft zu den Gründen der Kündigung.

«Bagatellen reichen für Kündigung nicht aus»

Gemäss dem Anwalt des Mesmers wird seinem Mandanten unter anderem vorgeworfen, dass er die Blumen nicht ausreichend giesse oder den Schnee nicht gründlich genug von der Kirchentreppe räume. Ausserdem soll er an einer Beerdigung die falsche Glocke geläutet und hin und wieder das Licht im Kirchengemeindehaus nicht ausgeschaltet haben. «Diese Bagatellen» seien seiner Meinung nach nicht ausreichend, um seinem Mandanten zu kündigen.

Zudem sei die Kirchgemeinde ein öffentlich-rechtlicher Arbeitgeber – eine Entlassung sei da schwieriger als in der Privatwirtschaft. «Es braucht einen sachlichen Kündigungsgrund», so der Anwalt. «Die Kündigung ist ungültig, wegen ihres tatsächlichen Hintergrunds sogar missbräuchlich.»

Kirchenpräsident Wiegisser hat die Unwirksamkeit der Kündigung gegenüber der «Thurgauer Zeitung» bestätigt: «Er ist nach wie vor als Mesmer bei uns tätig.»

Weitere Kündigung soll folgen

Nun soll ihm aber ein zweites Mal gekündigt werden: Die Kirchengemeinde hat dem Mesmer in einem Schreiben bereits mitgeteilt, dass sie ihm kündigen will – dieses Mal aber unter Einhaltung der formellen Regeln.

Der 31-Jährige und sein Anwalt haben bis am 22. Mai Zeit, sich zu diesem Schreiben zu äussern. Auch hat die Kirchengemeinde der Kündigung eine Liste mit Reklamationen beigelegt, die die letzten vier Monate betreffen. Gemäss dieser Liste habe der Mesmer unter anderem den regulären Kirchenschmuck nicht abbestellt – obwohl eine Hochzeit stattfand. Auch seien im März die Rabatten verdorrt und der Raum für den Bärli-Treff anderweitig besetzt gewesen.

«Ich liebe meine Arbeit»

Dass er Fehler gemacht hat, gibt der Angestellte zu; seit der Kündigung stehe er unter enormem Druck. «Ich weiss, dass mir jetzt alles, was schiefläuft, angelastet wird», sagt er. Er versuche sein Bestes zu geben und er hofft nach wie vor, dass es zu keiner Kündigung kommt. «Ich liebe meine Arbeit, die Kirche und die Menschen.»

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