Wahlkampf brutal«Negativ-Kampagne kann man auch zu weit treiben»
Gegen den SVP-Regierungsratskandidaten Herbert Huser hat sich ein Komitee formiert. Laut Polit-Experten ist dies ein Novum – und könnte Huser gar nützen.

Gegen SVP-Regierungskandidat Herbert Huser hat sich sogar ein Komitee gebildet. (Screenshot stoppt-huser.ch)
Kein AnbieterWie am Dienstag bekannt wurde, hat sich gegen den Altstätter SVP-Regierungskandidat Herbert Huser (58) ein Komitee formiert, das dessen Wahl verhindern will. Huser sei «charakterlich und fachlich» für das Amt nicht geeignet, lautet die Kritik.
Zum Komitee gehören unter anderem Unternehmer Karl Stadler, Alt-Regierungsrätin Kathrin Hilber sowie der freie Journalist Markus Rohner, der unter anderem fürs «St. Galler Tagblatt» schreibt. Dieses hatte vor kurzem in einem Artikel massive Vorwürfe gegen Huser veröffentlicht.
Die SVP des Kantons St. Gallen empört sich in einer Medienmitteilung: «Mit einer Mischung aus haltlosen Vorwürfen betreffend nachbarschaftlichen Streitigkeiten und abgeschlossener geschäftlicher Angelegenheiten wird der Kandidat der SVP aufs Unflätigste angegriffen. Die SVP des Kantons St. Gallen bedauert, dass sich das ‹Tagblatt› von den politischen Gegnern der SVP für eine solche Kampagne instrumentalisieren lässt.»
Kampagne nicht unbedingt schädlich
Laut Experten ist diese Art von «negative campaigning» in der Schweiz im Gegensatz zu den USA eher selten. So kann sich Polit-Beobachter Bruno Eberle auch an keinen zweiten Fall erinnern, bei dem sich ein Komitee gegen eine Einzelperson formierte. Schaden müsse dies Huser nicht zwingend. «Das bewusste Auf-die-Person-Schiessen kann einen Mobilisierungseffekt bei Trotzwählern haben», so Eberle.
Dem pflichtet auch Politologe Patrick Emmenegger von der Universität St. Gallen zu. «Eine Negativ-Kampagne kann man auch zu weit treiben. Möglich, dass die Gründung des Komitees gegen Huser übers Ziel hinausschiesst.» Die Artikel hätten Huser wohl geschadet, doch die Gründung des Komitees könne dafür sorgen, dass sich die Leute nun mit ihm solidarisieren.
Laut Franz Jäger, emeritierter Ökonomie-Professor und ehemaliger Politiker, wurde früher zwar auch mit harten Bandagen gekämpft, die Gründung eines Komitees ist aber auch für ihn ein Novum. «Persönliche Attacken gegen einzelne Kandidaten gab es vor allem in den 70er- und 80er-Jahren», erinnert er sich. Mit den heutigen technischen Möglichkeiten seien die Kandidaten zwar noch durchsichtiger und damit angreifbarer geworden, aber dafür auch vorsichtiger. «Wer die Leichen eines anderen ausgräbt, muss immer damit rechnen, dass man die eigenen findet», so Jäger.
Für die Experten ist klar: «Huser muss nun offen kommunizieren und versuchen, die Vorwürfe zu entkräften.» Dabei muss er laut Emmenegger sachlich und korrekt bleiben – ein Schreiduell nütze gar nichts.
Herbert Huser war gestern für eine Stellungnahme nicht erreichbar.