Hefenhofen TG«Ulrich K. wollte uns überfahren»
Wegen Verdacht auf Tierquälerei protestieren seit Samstag Demonstranten beim Hof von Ulrich K. in Hefenhofen. Am Sonntagvormittag eskalierte die Situation.
Kurz vor 13 Uhr fährt Ulrich K. ohne Nummernschild aus seinem Hof. Anschliessend versucht er mit seinem Wagen, eine Gruppe Personen auf dem Trottoir zu erfassen. (Video: Leser-Reporter)
Tierfreunde und Tierschützer schäumen vor Wut. Der Grund: Auf dem Hof von Ulrich K. sollen zahlreiche Pferde verhungert sein: «In den letzten Monaten starben mindestens 13 Pferde, die der Bauer tagelang tot in der Herde liess», sagte eine ehemalige Mitarbeiterin auf dem Hof, die laut «Blick» Ende Juli Anzeige gegen Ulrich K. erstattete.
Am Samstagnachmittag hielten dann rund 300 Tierschützer eine Mahnwache beim Bahnhof Frauenfeld ab. «Stoppt Ulrich K.», riefen die Tierschützer. Auf Transparenten wurde die «sofortige Beschlagnahmung und Rettung der Tiere» gefordert. Laut Kantonspolizei Thurgau verlief die Kundgebung ohne Zwischenfälle.
«Einer hat mit seiner Mistgabel die Leute bedroht»
Nach der Mahnwache machten sich einige von ihnen auf den Weg zum Hof von Ulrich K. in Hefenhofen TG. So beispielsweise Rita Sekinger (65), die seit Sonntagmorgen vor Ort ist. «Die Mitarbeiter sind unter der Gürtellinie und frech zu uns», so Sekinger. Einer habe sogar die Leute mit der Mistgabel bedroht. «Wir dürfen aber nichts sagen, sonst macht man sich noch strafbar», sagt Sekinger. Ulrich K. rufe jedes Mal, wenn ein Auto auf der anderen Strassenseite parkiere, die Notrufnummer 117 an. «Er war die ganze Nacht vor dem Haus und hat Bier getrunken», so Florian Mumenthaler (17) aus Romanshorn, der seit Samstag, um 23 Uhr vor Ort ist.
«Die Kantonspolizei kontrolliert die Situation vor dem Hof im Rahmen von zusätzlichen Patrouillenfahrten», sagt Mario Christen, Mediensprecher der Kantonspolizei Thurgau. Sie erhalte von beiden Seiten Anrufe auf die Notrufnummer 117. «Die Kantonspolizei Thurgau rückt in solchen Fällen aus und geht vor Ort, um die Ordnung und Sicherheit im Rahmen ihres Grundauftrags zu gewährleisten», so Christen.
Ein Polizist vor Ort konnte auch bestätigen, dass sich Ulrich K. auf seinem Hof befinde. Auskunft gebe er nur noch durch seinen Anwalt Rainer Rothe aus Romanshorn. «Mein Mandant möchte während des laufenden Verfahrens keine Stellung nehmen», sagt Rothe gegenüber 20 Minuten.
Fall bei der Staatsanwaltschaft
Regelmässig fahren Autos ohne Nummernschilder über die Strasse und zum Hof. So auch kurz vor 13 Uhr, als ein silberner Wagen der Marke SsangYong aus dem Hof fährt. Am Steuer sitzt unverkennbar Ulrich K. Einige Meter weiter kommen aus der entgegengesetzten Richtung vier Personen auf dem Trottoir angelaufen, die kurz bei ihren Autos waren. Auf Höhe der vier Personen macht der silberne Wagen ruckartig eine Kurve auf das Trottoir, sodass die vier Personen zur Seite springen müssen. «Das war ganz klar ein Angriff gegen uns. Ich hatte Todesangst», so Sekinger, eine der vier Betroffenen. Sie hätte nicht gedacht, dass Ulrich K. zu so etwas in der Lage wäre.
Ein weiterer der vier Betroffenen ist Roger Etter aus Wienacht-Tobel. «Wären wir nicht zur Seite, hätte er uns überfahren», sagt Etter. Alle vier haben anschliessend auf dem Polizeiposten Amriswil Anzeige gegen Ulrich K. erstattet. Er sei Fahrlehrer von Beruf und wisse, wann jemand absichtlich das Steuer herumreisse und wann aus Zufall. «Das ist wohl der Fehler, der Ulrich K. zum Verhängnis wird», hofft Etter. Der Fall wird nun an die Staatsanwaltschaft weitergereicht.